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Trotz aller Krisen: Der Arbeitsmarkt bleibt stabil

Verbraucher, Unternehmen, Politik - die Sorgen und Unsicherheiten sind groß. Dennoch trotzt der Arbeitsmarkt in Deutschland bisher den Krisen. Das BR24 Thema des Tages fragt nach, was am Arbeitsmarkt so gut läuft und warum.

Über dieses Thema berichtet: Thema des Tages am .

Die Konjunktur schwächelt, die Inflation ist zweistellig, parallel leiden Verbraucher und die Wirtschaft unter der Energiekrise. Doch der Arbeitsmarkt bleibt stabil, das zeigen auch die neuesten Zahlen: Die Arbeitslosen-Quote in Bayern blieb auch im November im Vergleich zum Vormonat annähernd gleich. Woran das liegt, erklärt Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) im BR24 Thema des Tages.

  • zum Artikel: Arbeitsmarkt in Bayern: Zahl der Arbeitslosen steigt nur minimal

Arbeitskräftemangel wirkt stabilisierend

Die weitgehend stabile Situation des Arbeitsmarktes nennt Enzo Weber vom IAB "bemerkenswert". "Arbeitskräfte sind wie überall knapp und gleichzeitig haben der Krise. Das hätte es früher nicht gegeben. Da wäre der Arbeitsmarkt in einer Krise zusammengebrochen", erklärt Weber im Gespräch mit BR24. Die Arbeitgeber hätten aufgrund der Knappheit an Arbeitskräften umgedacht und würden besser planen. "Die Entlassungsquote ist so niedrig wie noch nie. Selbst in Corona wurden weniger Menschen entlassen als zuvor, weil man genau weiß, diese Lücken bekommt man danach vielleicht nicht wieder gestopft", erklärt Weber.

Warnung vor zu viel Abwanderung von Ausländern

Dass die Job-Situation den Krisen bisher trotzt, stimmt den Arbeitsmarktforscher zuversichtlich, denn "ein stabiler Arbeitsmarkt, das ist auch ein wichtiger Anker für die Konjunktur". Er warnt aber auch vor einer Schrumpfung des Arbeitsmarktes.

Neben der Zuwanderung müssten wir uns auch um die Abwanderung kümmern. "Da hatten wir vor Corona eine Abwanderungsquote bei Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft von fast zehn Prozent, also fast jeder Zehnte ist wieder gegangen. Da müssen wir die Integration besser hinkriegen, dafür sorgen, dass Menschen aus dem Ausland nicht mehr so häufig unter ihren Potenzialen in Deutschland arbeiten", mahnt Weber.

Eigene Potenziale nutzen und Zuwanderung als Chance sehen

In den kommenden zwölf Jahren werden aufgrund der demografischen Alterung in Deutschland sieben Millionen Menschen als Arbeitskräfte wegfallen, rechnet Weber vor. "Dabei sind Arbeitskräfte jetzt schon so knapp wie seit dem Wirtschaftswunder nicht mehr. Das heißt, wir sind darauf angewiesen, die Potenziale zu nutzen, die wir haben", fügt er hinzu und verweist auf Arbeitskräfte im Inland.

Er sehe allerdings auch die Migration als wesentlichen Schlüssel. Deutschland mit seinem "sehr speziellen Qualifikationssystem" müsse "die Hürden runternehmen" wenn jemand schon bei der Einreise einen anerkannten Qualifikations-Abschluss mitbringe. "Dann kann man auch davon ausgehen, dass man noch größerer Potenziale auch außerhalb der EU ausschöpfen kann."

Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt ändern sich

Die Hartz-Reformen in den Zweitausendern hätten durchaus etwas gebracht in Zeiten der Massenarbeitslosigkeit, so Weber. "Damals wurde das Ruder rumgerissen, deswegen sollte man nicht leichtfertig alles über Bord schmeißen."

Die heutige Knappheit auf dem Arbeitsmarkt sei jedoch anders, weil sich die Anforderungen geändert hätten. "Man muss hier stärker auf Qualifizierung setzen. Deswegen ist ein gewisses Umsteuern schon sinnvoll", sagt der Arbeitsmarktexperte mit Blick auf das neue Bürgergeld. "Im Sinne von Klasse statt Masse" solle nicht mehr der erstbeste Job vergeben werden. Man müsse hingehen eher schauen, in welche Richtung es für Arbeitssuchende gehen und vielleicht noch Qualifikation nachgeholt werden könne. "Von daher finde ich den Kompromiss, der gefunden wurde, schon ganz vernünftig."

  • Zum Artikel: Bürgergeld statt Hartz IV: Die wichtigsten Fragen und Antworten

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