Holocaust-Überlebende Éva Fahidi-Pusztai bei der Gedenkveranstaltung zum 74. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald.
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Holocaust-Überlebende Éva Fahidi-Pusztai bei der Gedenkveranstaltung zum 74. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald.

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Trauer um Holocaust-Überlebende Éva Fahidi-Pusztai

Sie gehörte zu den bekanntesten Zeitzeuginnen des Holocaust und warnte heutige Generationen vor dessen Relativierung. Nun ist Éva Fahidi-Pusztai gestorben - kurz vor ihrem 98. Geburtstag.

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Die ungarisch-jüdische Auschwitz-Überlebende Éva Fahidi-Pusztai ist tot. Wie das Internationale Auschwitz Komitee in Berlin mitteilte, starb die mit dem Bundesverdienstkreuz geehrte Fahidi-Pusztai im Alter von 97 Jahren, wenige Wochen vor ihrem 98. Geburtstag, in Budapest.

Fast ihre gesamte Familie wurde ermordet

Éva Fahidi-Pusztai wurde am 22. Oktober 1925 im ungarischen Debrecen als Tochter eines großbürgerlichen jüdischen Holzhändlers geboren. Die Familie konvertierte 1936 zum Katholizismus. Nach der Besetzung Ungarns durch die deutsche Wehrmacht im Frühjahr 1944 musste ihre Familie ins Ghetto übersiedeln. Am 27. Juni 1944 wurde sie ins Vernichtungslager Auschwitz/Birkenau verschleppt.

Ihre Mutter und ihre Schwester wurden direkt nach der Ankunft in der Gaskammer ermordet. Ihr Vater starb nach wenigen Monaten an den unmenschlichen Lagerbedingungen. Fahidi-Pusztai wurde in ein Nebenlager des Konzentrationslagers Buchenwald im hessischen Allendorf deportiert, wo sie Zwangsarbeit in einem Sprengstoffwerk verrichten musste. 1945 flüchtete sie auf einem Todesmarsch und wurde in ihrem Versteck von US-Soldaten befreit. Insgesamt 49 ihrer Familienangehörigen fielen dem Holocaust zum Opfer.

Fahidi teilte erst Jahre später ihre Erinnerungen

Nach ihrer Befreiung kehrte Éva Fahidi-Pusztai nach Ungarn zurück. Sie arbeitete dort später im Außenhandel, 1989 gründete sie ein eigenes Unternehmen. Erst viele Jahre nach ihrer Befreiung begann Fahidi-Pusztai, über ihre Erinnerungen während des Nationalsozialismus zu sprechen. Seit 1990 kam sie auch nach Deutschland, um ihre Erinnerungen unter anderem mit jungen Leuten zu teilen. 2014 wurde sie Ehrenbürgerin von Stadtallendorf und vor drei Jahren auch von Weimar.

Warnungen vor Populismus und Rechtsextremismus

In den vergangenen 20 Jahren hatte sie sich als Zeitzeugin vielfältig dafür engagiert, dass der Holocaust nicht in Vergessenheit gerät und nicht umgedeutet wird. Sie trat auch für die Verurteilung der letzten noch lebenden Täter aus den NS-Konzentrations- und Vernichtungslagern ein. Fahidi-Pusztai hinterlasse nicht nur ihr Vermächtnis als Schriftstellerin, erklärte Christoph Heubner, Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees. Ebenso überdauerten "ihre Befürchtungen und Warnungen angesichts populistischer Tiraden und rechtsextremer Gewalt gegen jüdische Menschen und Sinti und Roma nicht nur in ihrer ungarischen Heimat, sondern in vielen europäischen Ländern". Die KZ-Gedenkstätte Buchenwald würdigte sie als "Stimme voller eleganter Klugheit und eindringlicher Herzlichkeit", die der Erinnerungsarbeit in Europa sehr fehlen werde.

Mit Informationen von dpa und AFP

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