Eingestürztes Haus in Haiti
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Ein heftiges Erdbeben hat den Süden Haitis erschüttert. Mindestens 227 Menschen kamen ums Leben, zahlreiche Häuser wurden zerstört.

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Viele Tote bei Erdbeben in Haiti

Ein heftiges Erdbeben hat den Süden Haitis erschüttert. Inzwischen wird von mehr als 200 Toten berichtet. Viele Menschen werden noch vermisst oder sind verletzt.

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Ein schweres Erdbeben hat den Süden Haitis erschüttert. Die Zivilschutzbehörde gab am Abend die Zahl der Todesopfer mit mindestens 227 an. Hunderte weitere Menschen würden noch vermisst oder seien verletzt. Das Beben hatte eine Stärke von 7,2, wie die US-Erdbebenwarte USGS mitteilte. Es war damit ähnlich stark wie das verheerende Beben im Jahr 2010. Interims-Premierminister Ariel Henry bezeichnete die Situation auf Twitter als "dramatisch" und rief einen dreißigtägigen Notstand aus.

Das Zentrum des Bebens lag in einer relativ geringen Tiefe von zehn Kilometern und zwölf Kilometer entfernt von der Ortschaft Saint-Louis-du-Sud. Berichten zufolge sollen zahlreiche Häuser zerstört worden sein. Videos im Internet zeigten an verschiedenen Orten beschädigte Wohnhäuser, Kirchen und Schulen. In der Hauptstadt Port-au-Prince, etwa 125 Kilometer entfernt vom Epizentrum, rannten viele Menschen in Panik aus ihren Wohnungen. Das genaue Ausmaß der Schäden war zunächst noch unklar. Rettungskräfte sprechen von einer praktisch blockierten Kommunikation mit den betroffenen Gebieten.

Tsunami-Warnung wieder aufgehoben

Die Behörden gaben nach dem Beben eine Tsunami-Warnung heraus. Die Wellen könnten bis zu drei Meter Höhe erreichen, hieß es zunächst. Wenig später wurde die Warnung wieder aufgehoben. Der Nationale Wetterdienst der USA (NOAA) riet den Menschen aber, weiterhin vorsichtig zu bleiben. In den Küstengebieten in der Nähe des Erdbebens könnte es weiterhin geringfügige Schwankungen des Meeresspiegels von bis zu 30 Zentimetern geben.

USA wollen helfen

Die USA haben dem Karibikstaat schnelle Hilfe in Aussicht gestellt. "Unsere Experten sind bereits vor Ort, um Schäden und Bedürfnisse zu bewerten", schrieb die Leiterin der US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit und Nothilfe USAID, Samantha Powers, auf Twitter. Man wolle nun schnell reagieren. US-Präsident Joe Biden sei über die Situation in Haiti informiert worden und habe darum gebeten, dass USAID die US-Reaktion koordiniere.

Haiti: Naturkatastrophen und politisches Chaos

Haiti war im Jahr 2010 von einem schweren Erdbeben nahezu verwüstet worden. Im Zentrum des Erdbebens mit einer Stärke von 7,3 lag damals Haitis dicht besiedelte Hauptstadt Port-au-Prince. Durch das Beben starben rund 222.000 Menschen, mehr als 300.000 wurden verletzt. Mehr als eine Million Menschen verloren ihr Zuhause. Die Schäden durch das Beben wurden auf 8 Milliarden US-Dollar (6,2 Milliarden Euro) geschätzt. Der Wiederaufbau kam auch durch die politische Instabilität nur schleppend in Gang.

2016 wurde Haiti von Hurrikan "Matthew" heimgesucht, Hunderte Menschen wurden damals getötet. Zu Beginn der kommenden Woche dürfte Tropensturm "Grace" Haiti erreichen. Heftige Regenfälle und Wind könnten die Situation in dem vom Erdbeben betroffenen Gebiet noch verschlimmern. Beschädigte Häuser könnten endgültig einstürzen. Außerdem würden die Rettungsmaßnahmen deutlich schwieriger.

Zusätzlich zu den Naturkatastrophen hat Haiti auch mit rivalisierenden Verbrecherbanden und politischer Instabilität zu kämpfen. Im Juli war Haitis Präsident Jovenel Moïse ermordet worden. Er wurde in seiner Residenz von einer schwer bewaffneten Kommandotruppe überfallen und erschossen. Die Ermittlungen dazu gestalten sich schwierig.

"Wir sind in Sorge, dass dieses Erdbeben nur eine weitere Krise zusätzlich zu jenen ist, mit denen das Land bereits konfrontiert ist", sagte Jean-Wickens Merone von der Hilfsorganisation World Vision Haiti.

Haiti, Les Cayes: Die Herz-Jesu-Kirche ist nach einem Erdbeben beschädigt.
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Schweres Erdbeben in Haiti

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