Ein Telefon und ein Kugelschreiber liegen neben einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
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Um sich per Telefon krankschreiben lassen zu können, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. (Symbolbild)

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Telefonische Krankschreibung soll dauerhaft möglich werden

Während der Corona-Pandemie war sie erprobt worden - nun soll sie unbefristet gelten: die Krankschreibung per Telefon. Unter gewissen Bedingungen können Patienten und Patientinnen also bald wieder in der Praxis anrufen, um ein Attest zu erhalten.

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Die Nase läuft, der Hals tut weh - wer leichte Erkältungsbeschwerden hatte, konnte sich während der Corona-Pandemie per Anruf krankschreiben lassen. Diese Regelung soll nun unbefristet eingeführt werden: Ärzte und Ärztinnen sollen bei Patientinnen und Patienten, die keine schweren Krankheitssymptome haben, die Arbeitsunfähigkeit nach einer telefonischen Beratung feststellen können. Dies soll künftig nicht nur für Erkältungen, sondern auch für andere akute Erkrankungen gelten.

Praxen sollen entlastet werden - und Patienten geschont

Das Angebot soll sich jedoch ausschließlich auf in der jeweiligen ärztlichen Praxis bekannte Patientinnen und Patienten beschränken. Ziel sei es, die überfüllten Praxen zu entlasten, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Auch Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: "Damit vereinfachen wir die Versorgung der Patienten und entlasten Arztpraxen von vermeidbarer Bürokratie." Wer etwa an einem Magen-Darm-Infekt leide, müsse sich dann nicht mehr in ein überfülltes Wartezimmer setzen.

Leichte Symptome: Darf ich die Praxis trotzdem aufsuchen?

Die Neuregelung ist Teil des neuen Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetzes des Gesundheitsministers. Der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken soll demnach mit einer Änderung der Arbeitsunfähigkeitsrichtlinie beauftragt werden. Ziel soll sein, dass eine erstmalige Krankschreibung wegen einer akuten Erkrankung nicht nur in der Praxis und per Videosprechstunde, sondern auch per Telefon einmalig möglich sein soll. Bis zum Herbst soll dies umgesetzt werden.

"Die telefonische Krankschreibung erspart Patientinnen und Patienten den Weg zum Arzt und erleichtert den Praxen die Arbeit", sagte Lauterbach weiter. "Das macht Sinn bei Fällen ohne schwere Symptomatik." Wer wolle, könne in solchen Fällen auch weiter zum Arzt gehen, fügte der Minister hinzu, verwies aber auf die oft überfüllten Praxen.

Die seit 2020 mehrfach verlängerte Corona-Sonderregelung zu telefonischen Krankschreibungen bei leichten Erkältungen war im April ausgelaufen. Sie habe sich in der Praxis als sinnvolle Entlastung erwiesen, heißt es dem Bericht zufolge in dem Gesetzentwurf.

Kinderärzte fordern Ende der Atteste für junge Patienten

Aufgrund des Kinder- und Jugendärztemangels hatte kürzlich der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) ein Ende der Atteste für junge Patienten gefordert. Es sei ein "unnötiger Einsatz von pädiatrischen Ressourcen", eine harmlose Krankheit bescheinigen zu müssen, nur weil die Eltern wegen eines verschnupften Kindes, das nicht in die Kita kann, der Arbeit fernbleiben müssten, erklärte Verbandspräsident Thomas Fischbach am Freitag auf dem Kinder- und Jugendärztetag in Berlin.

Krankenstand auf Rekordhoch

Der Überlastung von Arztpraxen stand im ersten Quartal 2023 in Bayern ein ungewöhnlich hoher Krankenstand gegenüber. Die Techniker Krankenkasse (TK) stellte unter den bei ihr Versicherten rund 790.000 Erwerbstätigen einen Krankenstand von 4,97 Prozent fest, wie sie mitteilte. Das entspricht knapp 4,5 Fehltagen und ist der höchste Wert in einem ersten Quartal seit mindestens fünf Jahren, wie ein Sprecher erklärte. Vermutlich sind es sogar deutlich mehr.

2022 hatte sich laut TK im Gesamtjahr mit einem Krankenstand von 4,5 Prozent der höchste Wert seit mindestens 22 Jahren ergeben. Die Zahlen für einzelne Quartale reichen bei der Krankenkasse nicht weiter zurück. Im ersten Quartal 2023 lag der Krankenstand allerdings leicht über dem des Rekordjahres 2022. Der Hauptteil der Fehltage ging im ersten Quartal 2023 auf Atemwegserkrankungen, psychische Verhaltensstörungen und Muskel-Skelett-Erkrankungen zurück. Covid-19 spielte dagegen kaum noch eine Rolle.

Bayern schneidet im Bundesvergleich gut ab

Zumindest bei den Atemwegserkrankungen gibt es seither eine klare Verbesserung. Darauf deuten Daten hin, die die Barmer kontinuierlich veröffentlicht und die derzeit bis Anfang Juni reichen. Dort zeigt sich nach dem Ende des ersten Quartals der jahreszeitlich typische starke Rückgang der Krankschreibungen wegen Atemwegserkrankungen auch in diesem Jahr in Bayern.

Im Bundesvergleich schneidet Bayern laut TK aber selbst im ersten Quartal gut ab. "Trotz der Rekordwerte ist der Krankenstand in Bayern rund einen Prozentpunkt niedriger als im Bund", sagte der Leiter der TK-Landesvertretung Bayern, Christian Bredl.

Die genauen Zahlen der TK können von denen für die gesamte bayerische Bevölkerung abweichen, da ihre Versicherten nicht zwingend dem Landesschnitt entsprechen. Angesichts von 790.000 Erwerbstätigen bei der TK bieten sie aber eine gute Orientierung für Entwicklungen.

Mit Informationen von AFP und dpa

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