Tausende haben auf Mallorca gegen Massentourismus protestiert.
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"Tourists go home!" – Protest gegen Massentourismus auf Mallorca

Auf Mallorca haben viele Menschen genug vom Massentourismus. Die liebste Urlaubsinsel der Deutschen erlebte nun einen der größten Proteste ihrer Geschichte. Die Kundgebung stand auch unter dem Eindruck des Restaurant-Einsturzes vom Donnerstag.

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Tausende haben am Samstagabend auf Mallorca gegen Massentourismus protestiert. "Tourists go home!", "Touristen, geht heim!", schrien die Menschen immer wieder, als sie in Palma an Terrassen voller ausländischer Gäste vorbeizogen. Unter dem Motto "Sagen wir Basta!" und "Mallorca steht nicht zum Verkauf!" gingen nach Polizeischätzung rund 10.000 Menschen auf die Straße.

Es war ein "historischer" Protest, wie die Regionalzeitungen "Diario de Mallorca" und "Última Hora" schrieben. Es sei eine der größten Kundgebungen, die es jemals auf Mallorca gegeben habe, hieß es. Die Organisatoren sprachen von 25.000 Teilnehmern.

Protest gegen "Zerstörung" der Ferieninsel

Die Demonstranten, darunter auch viele Familien mit Kindern, Schüler und Studenten sowie Rentner skandierten beim Marsch über Palmas Flaniermeile Passeig del Born Slogans wie "Wer Mallorca liebt, zerstört es nicht". Es gab auch viele Plakate mit Aufschriften wie "Wenn sie uns ein Dach verweigern, verweigern sie uns die Zukunft". Dem Protest schlossen sich Gewerkschaften, Umweltschutzgruppen und verschiedene Bürgerinitiativen an.

Aufgerufen zur Demo hatte die jüngst gegründete Organisation "Banc de Temps de Sencelles". Sie macht die immer größer werdende Zahl der Besucher und der Ferienwohnungen für die Wohnungsnot auf Mallorca und für die "Zerstörung" der spanischen Mittelmeerinsel verantwortlich. Die Sprecher der Gruppe riefen die Behörden in einer Rede zum Abschluss der Demo dazu auf, den Wohnungsnotstand auszurufen.

Sogar Immobilienmakler, die vom Anstieg der Häuserpreise profitieren, schickten den Protestlern eine Solidaritätsbotschaft. Der Druck des Massentourismus sei "unhaltbar", Wohnraum "unzugänglich", so der Maklerverband Abini.

Kundgebung nach Restaurant-Einsturz mit vier Toten

Die Kundgebung stand unter dem Eindruck des Restaurant-Einsturzes am Donnerstagabend am Ballermann. Bei dem Unglück starben vier Menschen, darunter zwei junge Frauen aus Deutschland.

Anwohner sind überzeugt, viele Gebäude des Gebiets seien nicht geeignet für den Massentourismus. Es gebe zudem kaum Kontrollen der Behörden, klagte Carmen Nogueira, Präsidentin des Nachbarverbandes AAVV Playa de Palma. "Wäre das Unglück um Mitternacht passiert, hätte es 200 Tote gegeben."

Tourismus für Mallorca überlebenswichtig

Spanien empfing laut offiziellen Statistiken im vergangenen Jahr 85 Millionen ausländische Besucher. Davon landeten 14,4 Millionen auf den Balearen, der Region Spaniens mit der zweithöchsten Touristenzahl. Die Inselgruppe ist besonders bei deutschen, britischen und niederländischen Touristen beliebt.

Für Mallorca ist Tourismus zwar überlebenswichtig. Die Branche steht für 45 Prozent der dortigen Wirtschaftsleistung. Aber wie auch bei Protesten in anderen Tourismushochburgen des Landes, etwa im April auf den Kanaren, wird beklagt, dass nur eine Minderheit profitiere, während die große Mehrheit im florierenden Sektor schlecht bezahlte Jobs bekomme und unter Wohnungsnot, Staus, Lärm und Schmutz leide.

Mit Informationen von dpa und AFP

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