ARCHIV - 24.03.2023, Schleswig-Holstein, Helgoland: Der Seenotrettungskreuzer "Hermann Marwede" der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) liegt im Hafen. Nach dem Zusammenstoß von zwei Frachtschiffen am Morgen des 24.10.2023 in der Deutschen Bucht in der Nordsee war das Schiff an der Suche nach Vermissten beteiligt.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Jonas Walzberg

Die Suche nach vier noch vermissten Seeleuten wird nicht fortgeführt – das Havariekommando geht davon aus, dass sie tot sind.

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Suche eingestellt: Kaum noch Hoffnung für vermisste Seeleute

In der Nordsee vor der Insel Helgoland waren am Dienstagmorgen zwei Frachter zusammengestoßen. Das Havariekommando geht nun vom Tod der vier bislang noch vermissten Besatzungsmitglieder aus. Ein Tauchroboter konnte keine Lebenszeichen entdecken.

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Nach dem Zusammenstoß zweier Frachtschiffe auf der Nordsee südwestlich von Helgoland geht das Havariekommando vom Tod der vier noch Vermissten aus. Für die Seeleute gebe es keine Hoffnung mehr, sagte der Leiter des Havariekommandos, Robby Renner, am Mittwoch. Nachdem Rettungskräfte mit Schiffen und Hubschraubern in der Nacht ein weiteres Mal das Seegebiet ohne Erfolg abgesucht hatten, wurde die Suche nach den Schiffbrüchigen eingestellt.

Tauchroboter kann kein Lebenszeichen entdecken

Das Havariekommando zog es in Betracht, dass die vermissten Seeleute in dem in etwa 30 Meter Tiefe liegenden Wrack der gesunkenen "Verity" eingeschlossen sein könnten. Aber auch ein ferngesteuerter Tauchroboter, der am Mittwoch zu dem Wrack des gesunkenen Küstenmotorschiffs abgelassen wurde, fand kein Lebenszeichen. Es hätten keine Menschen erkannt werden können, sagte ein Sprecher des Havariekommandos. Die Sicht sei nicht schlecht gewesen, das Gerät habe in die Brücke der "Verity" filmen können. Die Auswertung der Daten des Unterwasserfahrzeugs laufe aber noch. Ein erneuter Tauchgang mit Tauchern zu dem Wrack in rund 30 Metern Tiefe sei definitiv nicht geplant.

Wetterbedingungen für Rettung weiter verschlechtert

In der Nacht hatten sich die Wetterbedingungen laut Havariekommando etwas verschlechtert. Bei Regenschauern und Windstärke sechs waren die Wellen zwischen zwei und drei Metern hoch, wie ein Sprecher sagte. Die Nordsee hat demnach an der Unglücksstelle eine Wassertemperatur von etwa zwölf Grad. Seenotretter waren zuvor davon ausgegangen, dass Menschen bei solchen Temperaturen im Wasser nach Erfahrungswerten bis zu 20 Stunden überleben könnten - diese Zeitspanne lief in der Nacht ab. Somit wird auch die Suche an der Wasseroberfläche nicht wieder aufgenommen.

Nach der Kollision der Frachter am Dienstagmorgen konnten die Rettungskräfte zwei Seeleute aus dem Wasser retten. Ein Seemann wurde tot geborgen. Vier Menschen der siebenköpfigen Besatzung der "Verity" gelten weiter als vermisst. Der andere, ungleich größere Frachter, die "Polesie", erreichte in der Nacht aus eigener Kraft Cuxhaven. Die 22 Besatzungsmitglieder sollen unverletzt sein.

Ursache des Zusammenstoßes weiter unklar

Der Unfall der Frachter ereignete sich rund 22 Kilometer südwestlich der Hochseeinsel Helgoland und 31 Kilometer nordöstlich der ostfriesischen Insel Langeoog. Wie es dazu kam, ist weiterhin unklar. Der Unfallort liegt in einem der meistbefahrenen Seegebiete weltweit, denn in der Deutschen Bucht verlaufen laut Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) zwei international eingerichtete Schifffahrtsstraßen in Ost-West-Richtung.

Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung beginnt Ermittlungen

Unterdessen begann die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) in Hamburg mit Ermittlungen zur Unfallursache. Dazu arbeiten deutsche Experten mit den Ermittlungsbehörden der Flaggenstaaten der beiden Frachter, Bahamas und Großbritannien, zusammen. "Da finden in Kürze Abstimmungen statt, wer macht was", sagte der Leiter der BSU, Ulf Kaspera.

Mit den Untersuchungen habe man aber schon begonnen. Unter anderem seien etwa erste Verkehrsdaten gesichert worden. Zügig sollten auch die Besatzungsmitglieder der Frachter befragt werden. Leiten soll die Ermittlungen die zuständige Seeunfalluntersuchungsbehörde in Großbritannien, die Marine Accident Investigation Branch.

Mit Informationen von dpa

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