Zwei Mal Franz-Peter Tebartz-van Elst: links 2013, rechts 2020.
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Zwei Mal Franz-Peter Tebartz-van Elst: links 2013, rechts 2020.

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Skandal im Bistum Limburg: Was bleibt von Tebartz-van Elst?

Wer ihn nur als den "Protzbischof" in Erinnerung hat, erkennt Franz-Peter Tebartz-van Elst heute kaum wieder. Vor zehn Jahren stand der damals glatt rasierte Bischof von Limburg in der Kritik. Seine Bischofsresidenz kostete rund 31 Millionen Euro.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Im eigentlich als Schlafzimmer mit begehbarem Kleiderschrank geplanten Raum lagern heute liturgische Gewänder und samtene Pontifikalschuhe früherer Jahrhunderte. Matthias Kloft ist Direktor des Limburger Diözesanmuseums und jetzt im Bischofshaus gewissermaßen der Hausherr. Denn das Haus, in das eigentlich der ehemalige Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst einziehen wollte, ist inzwischen Teil des benachbarten Diözesanmuseums.

Sein Nachfolger, Bischof Georg Bätzing, nutzt nur die Büro- und Empfangsräume, nicht aber die als "Luxusbude" verschriene Privatwohnung. Mit gutem Grund, meint Matthias Kloft. "Selbst wenn der Bischof hier eine Strohschütte zum Schlafen aufgestellt hätte, hätte man immer gesagt: Luxus. Aus diesem Grund war klar, es muss anders genutzt werden.

Bischofssitz wurde zur Ausstellung

Und so sind die Zimmer im Erdgeschoss nun Ausstellungsräume: Im Wohnzimmer ist Kunst aus der Spätgotik zu sehen und in der Bibliothek werden 200 Jahre Bistumsgeschichte anhand von Objekten aus der Museumssammlung gezeigt. Schlafzimmer und Bad im Untergeschoss sind Lagerräume, auch die "berühmte" Badekammer.

Wohl kein anderer Gegenstand versinnbildlichte das Finanzdebakel um das Limburger Bischofshaus so sehr wie die vermeintlich goldene Badewanne, die 2013 durch die Medien geisterte. Tatsächlich ist sie weiß, zwar ziemlich schick, aber eher gehobener Standard als Prunk. "Gold sehen sie keins, ist auch hier nie gewesen", sagt Matthias Kloft. "Wie bei Neuschwanstein hat man da mehr unterstellt, als wirklich da war."

Nicht nur Luxus trieb die Kosten hoch

Für Empörung hatten vor allem hohe Ausgaben für Kunstgegenstände und Spielereien wie ein nachträglich eingebauter Seilzug für einen Adventskranz in der Hauskapelle gesorgt. Die hohen Kosten seien aber auch durch ganz grundlegende Baumaßnahmen entstanden, sagt Matthias Kloft. "Der Dom steht auf einem Felsen. Es verbot sich in dem Fall in die Höhe zu bauen, damit nicht eine Konkurrenz zum Dom entsteht, also musste man in die Erde und ganz viel Felsen abschürfen. Das allein waren sieben oder acht Millionen Euro der Kosten.

Der eigentliche Skandal waren nicht die Kosten an sich, sondern ihre Verschleierung, sagt Museumsdirektor Kloft. Der Rücktritt Franz-Peter Tebartz-van Elsts im März 2014 war die nötige Konsequenz. Nur so sei ein Neuanfang möglich gewesen. In der Folge hat das Bistum Limburg als erste deutsche Diözese die Finanzen aller Körperschaften offengelegt und veröffentlicht seitdem jährlich einen Finanzbericht.

Kritik an "autoritärem Führungsstil"

Es wehe ein anderer Wind, sagt auch Pfarrer Ludwig Reichert. Er war 2013 Sprecher des sogenannten Hofheimer Kreises, eines Zusammenschlusses von rund 20 Priestern, die bereits vor dem Finanzdebakel offen den Führungsstil Tebartz-van Elsts als autoritär kritisierten. "Die Stimmung ist heute zweifelsohne eine andere, was im Wesentlichen an Bischof Georg Bätzing liegt, der einen definitiv ganz anderen Führungs- und Leitungsstil praktiziert", sagt Reichert. "Man hat nicht mehr dieses Gefühl, von oben herab behandelt zu werden. Und dafür sind die meisten wirklich auch sehr, sehr dankbar."

Die Causa Tebartz-van Elst sei für die Kirchenbasis im Bistum Limburg deshalb kein großes Thema mehr. Dafür prägten andere Sorgen den kirchlichen Alltag: "Die Missbrauchsthematik, der Reformstau, der offensichtlich ist, dass immer mehr Menschen die Kirche verlassen, all das bedrückt gerade auch die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr", sagt Ludwig Reichert.

Freuen kann sich im Nachhinein vor allem die Stadt Limburg. Der Skandal um den Protzbischof hat den Tourismus in das hessische Fachwerkstädtchen nachhaltig angekurbelt. Franz-Peter Tebartz-van Elst arbeitet seit 2015 im Vatikan für den päpstlichen Rat für Neuevangelisierung. In sein ehemaliges Bistum wird er laut Vatikan nicht mehr zurückkehren.

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