Kampfjet F16 (in Griechenland)
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F-16: Wieso die Ukraine gerade auf diesen Kampfjet-Typ setzt

Mehrere Staaten bereiten eine Ausbildung ukrainischer Piloten an F-16-Kampfjets vor - dem meistverbreiteten Kampfflugzeug der Welt. Eine Lieferung an die Ukraine steht noch nicht an. Auch in Deutschland wird über Vor- und Nachteile diskutiert.

Noch im Januar hatte es nicht danach ausgesehen - doch jetzt nimmt die "Kampfjet-Koalition" für die Ukraine langsam Gestalt an: Polen, die Niederlande, Belgien und Dänemark wollen ukrainische Piloten ausbilden. Auch Großbritannien zeigt sich bereit; In den USA wird die Frage derzeit kontrovers diskutiert. Doch noch sind viele Fragen offen - allen voran die, wie die Ukraine an F-16-Kampfjets kommen soll.

Wer könnte F-16-Jets liefern?

Verhalten positive Signale kommen bisher nur aus den Niederlanden, die Maschinen dieses Typs zeitnah abgeben könnten. Polen, das ebenfalls über F-16-Jets verfügt, hat der Ukraine zuletzt bereits sowjetische MiG-29-Jets überlassen. Großbritannien als Hauptantreiber in der Frage der Kampfjet-Lieferungen verfügt gar nicht über F-16-Maschinen; übrigens ebenso wenig Deutschland. In den USA wird die Frage derzeit nur am Rande diskutiert - der Konflikt um eine mögliche Zahlungsunfähigkeit der Vereinigten Staaten überlagert alle anderen Themen und macht eine baldige Lieferzusage unwahrscheinlich.

Was ist der Kampfjet F-16?

Der Kampfjet F-16 ist das am meisten verbreitete Kampfflugzeug der Welt, er macht 15 Prozent der weltweiten Kampfjet-Flotte aus. Nach Angaben des Herstellers Lockheed Martin wurden bisher mehr als 4.500 F-16 gebaut. Entwickelt wurde die F-16 in den 1970er Jahren, als die USA eine Produktionsvereinbarung mit den Nato-Partnern Belgien, Dänemark, Norwegen und den Niederlanden schlossen.

Die erste F-16-Maschine wurde 1979 an die US-Luftwaffe ausgeliefert. Diese setzte die F-16 unter anderem im Irak-Krieg 1991 sowie bei den Militäreinsätzen in Afghanistan ab 2001 und im Irak ab 2003 ein.

Heute fliegt die F-16 für 25 Staaten, darunter Ägypten, Chile, Israel, Polen, Südkorea, Taiwan und die Türkei. Die F-16 trägt den offiziellen Spitznamen "Fighting Falcon" (Kämpfender Falke), sie ist aber auch als "Viper" bekannt.

Kampfname Falke: Was kann die F-16?

Unter Militärexperten gilt die F16 als wendig, vielfältig einsetzbar und vergleichsweise kostengünstig. Der einstrahlige Kampfjet hat eine Länge von knapp 15 Metern und eine Flügelspannweite von knapp zehn Metern. Er ist mit einer 20-mm-Kanone mit mehreren Läufen bewaffnet und kann mit Luft-Luft-Raketen und Bomben ausgestattet werden.

Nach Angaben der US-Luftwaffe erreicht die F-16 Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 2.400 Stundenkilometern und kann mehr als 860 Kilometer entfernt liegende Ziele anfliegen, ihre Raketen abfeuern und zum Startpunkt zurückkehren.

Warum hofft die Ukraine auf F-16-Lieferungen?

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj setzt große Hoffnungen in die F-16, die zusammen mit bereits vorhandenen Boden-Luftabwehrsystemen wie Patriot oder Iris-T die fortgesetzten Luftangriffe Russlands auf die Hauptstadt und weitere Teile der Ukraine abwehren sollen. Eingesetzt werden könnten die F-16 beim Kampf um die Lufthoheit über der Ukraine, beim Vorgehen gegen russische Stellungen und bei der Unterstützung von Bodentruppen. Als Vorteile gelten die vergleichsweise gute Verfügbarkeit der F-16 und ihre Kompatibilität mit anderen Systemen.

Welche Hindernisse und Herausforderungen gibt es?

Die Umschulung der an sowjetischen Kampfjets ausgebildeten ukrainischen Piloten dürfte Monate in Anspruch nehmen. Experten verweisen zudem darauf, dass die Ausbildung von technischem Personal zur Wartung der F-16 noch länger dauern könnte. Und auch wenn die F16 als relativ preiswertes Kampfflugzeug gilt: Kampfjets sind teuer, das gleiche gilt für ihre Wartung und ihre Bewaffnung. Zudem braucht die F-16 relativ lange und gut erhaltene Startbahnen und könnte daher Schwierigkeiten auf alten Rollfeldern der Ukraine aus Sowjetzeit haben, wie das Politikinstitut Rand Corporation hervorhebt.

Der wissenschaftliche Dienst des US-Kongresses argumentierte im März, dass die fortgeschrittenen Luftabwehrsysteme der Ukraine und Russlands die Möglichkeiten von Kampfjets beider Länder ohnehin erheblich einschränken.

Welche Rolle könnte Deutschland spielen?

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) lässt derzeit noch prüfen, wie Deutschland die Allianz unterstützen kann. Anders als bei anderen Waffengattungen wäre die Bedeutung Deutschlands bei den F-16 ohnehin geringer als die breite öffentliche Debatte vermuten lässt. Der deutsche Beitrag sei aber "nicht maßgeblich, weil wir einfach keine F-16-Flugzeuge haben und auch bei der Pilotenausbildung mutmaßlich nicht besonders viel helfen könnten", so Pistorius in Brüssel.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Michael Roth - ein erklärter Befürworter einer deutlichen Unterstützung der Ukraine - hält den möglichen Beitrag Deutschlands in diesem Fall für bescheiden. "Aber wir könnten helfen logistisch, vielleicht auch finanziell", so Roth.

Dieser Artikel ist erstmals am 24.05.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Mit Material von AFP und dpa

Im Video: "EU-Verteidigungsminister debattieren über Lieferung von F16-Kampfjets"

F-16 Kampfjet beim Start
Bildrechte: BR
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F-16 Kampfjet beim Start

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