Ein "F-16"-Kampfjet der US-Luftwaffe, aufgenommen am 11.02.14.
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Ein "F-16"-Kampfjet der US-Luftwaffe, aufgenommen am 11.02.14.

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"F-16"-Kampfjets: Deshalb ist die Rolle der USA entscheidend

Wird die Ukraine Kampfjets westlicher Bauart erhalten? Sicher ist: Deutschland wird bei dieser Debatte deutlich weniger unter Druck geraten als bei den Kampfpanzern. Eine Analyse.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die ukrainische Armee befindet sich in einem Abnutzungskampf gegen die russischen Invasoren und ist dabei in weiten Teilen noch auf Ausrüstung aus russischer oder ehemals sowjetischer Produktion angewiesen. Diese Waffensysteme sind nicht nur veraltet. Munition und Ersatzteile werden knapp und mittel- bis langfristig gar nicht mehr vorhanden sein.

Die Ukraine muss schon deshalb auf Waffensysteme aus dem Westen umstellen, die außerdem im Vergleich zu russischen Systemen als überlegen gelten. Westliche Staaten, allen voran die USA, unterstützten die Ukraine zunächst mit Artillerie und Flugabwehr, später wurden Schützenpanzer zugesagt – und zuletzt auch schwere Kampfpanzer wie der deutsche "Leopard 2". Nach den Panzern wünscht sich die Regierung in Kiew nun vor allem Kampfflugzeuge.

Der Kampfjet der Wahl – die "F-16"

Bisher fliegt die ukrainische Luftwaffe russische "Mig"- und "Suchoi"-Kampfjets, die sie gerne durch westliche Modelle ersetzen würde. Offiziell ist man in Kiew dabei nicht wählerisch. Der stellvertretende ukrainische Außenminister und ehemalige Botschafter seines Landes in Deutschland, Andrij Melnyk, nannte Modelle aus den USA, Frankreich, Schweden – und auch die von der Bundeswehr eingesetzten "Tornado" und "Eurofighter"-Jets.

Tatsächlich dürfte die ukrainische Regierung, wie vorher bei anderen Waffensystemen, nun auch bei Kampfflugzeugen aber vor allem an einem Modell interessiert sein, das weit verbreitet ist, von dem andere Armeen größere Bestände abgeben könnten und für das Ausbildung, Ersatzteile und Munition gut verfügbar sind. Legt man diese Kriterien zugrunde, dürfte der US-amerikanische "F-16"-Jet ganz oben auf der Wunschliste aus Kiew stehen.

Weltweit verbreitet, für den Luftkampf geeignet

Zunächst als Jagdflugzeug konzipiert, wurde die "F-16" ab Ende der 1970er-Jahre bei verschiedenen Nato-Armeen in Dienst gestellt und zum Mehrzweckkampfflugzeug weiterentwickelt. Hersteller war ursprünglich der US-Konzern "General Dynamics". 1993 übernahm "Lockheed-Martin" die Produktion. Das Flugzeug hat eine Bordkanone und kann mit verschiedenen Bomben- und Raketentypen bewaffnet werden. Es ist sowohl für den Luftkampf gegen feindliche Jets als auch zur Bekämpfung von Bodenzielen geeignet.

Mehr als 4.500 "F-16" wurden bisher produziert und an mehr als 20 Länder verkauft. Das machte die "F-16", Spitzname "Viper", zum meist verbreiteten Kampfjet der Welt. Er war auch lange so etwas wie das Standard-Kampfflugzeug der Nato.

Neben der US-Luftwaffe flogen oder fliegen die "Viper" unter anderem auch die Streitkräfte Belgiens, der Niederlande, Norwegens, Dänemarks, Portugals, Griechenlands, Italiens, Polens, Rumäniens, Bulgariens und der Türkei. Verschiedene Luftwaffen haben das Flugzeug bereits ausgemustert oder planen das. Es gibt also Bestände, die an die Ukraine abgegeben werden könnten.

Deutschland bei den Jets nicht im Fokus

In der Kampfpanzerdebatte war der Druck auf Deutschland so groß, weil der "Leopard 2" das am weitesten verbreitete und verfügbarste Modell war. Deshalb wollte die Ukraine unbedingt ihn – und deshalb musste die Bundesregierung eine Entscheidung fällen. Bei den Kampfjets wird ein vergleichbarer Druck auf Berlin nicht entstehen.

Die deutschen "Tornado"- und "Eurofighter"-Jets sind aus ukrainischer Sicht deutlich weniger attraktiv als die "F-16". Außerdem könnte die Bundeswehr aus ihren eigenen Beständen keine oder nur sehr wenige Maschinen abgeben. Sie braucht alles, was einsatzfähig ist, selbst.

In der Rolle, in der Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei den "Leopard 2"-Panzern war, ist bei den Kampfjets jetzt US-Präsident Joe Biden. Er könnte eigene "F-16" der US-Armee liefern lassen oder anderen Ländern die Lieferung an die Ukraine gestatten. Biden hat eine Lieferung aber gerade erst klar abgelehnt. Der Druck aus Kiew allerdings wird nicht nachlassen.

US-Präsident Biden
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US-Präsident Biden

Karte: Die militärische Lage in der Ukraine

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