Tausende Russen haben für eine Zulassung des Oppositionspolitikers Alexej Nawalny als Präsidentschaftskandidat demonstriert. In 20 Städten in Russland von Wladywostok im Osten bis nach Astrachan im Süden versammelten sich jeweils mehrere hundert Menschen, um die Wahlkommission unter Druck zu setzen und Nawalnys Zulassung zu erzwingen. Ziel war, dass auf jeder Kundgebung mindestens 500 Menschen zusammen kommen sollten. Dies ist die Mindestzahl der Unterstützer, die ein Präsidentschaftskandidat aufweisen muss.
Nawalny hat kaum Chancen auf Zulassung
Die russische Staatsmacht will den Kremlkritiker Nawalny unter einem Vorwand von der Präsidentenwahl aussperren. Doch der tut so, als gäbe es die Beschränkungen nicht. Er macht mit seinen Leuten Wahlkampf.
Der 41-Jährige könnte bei der Präsidentschaftswahl im März 2018 der wichtigste Gegner von Amtsinhaber Wladimir Putin sein, wegen einer Verurteilung darf er aber wohl nicht kandidieren.
Nawalny ist prominentester Oppositioneller in Russland
Allein in Moskau versammelten sich heute mehr als 700 Menschen, um Nawalnys Kandidatur zu unterstützen. Der Anwalt und Blogger trat dort selbst bei der Veranstaltung auf.
Die Sicherheitskräfte ließen die Nawalny-Anhänger nach Angaben des Bürgerrechtsportals OVD-Info landesweit ungestört gewähren. Nur in Astrachan im Süden wurden elf Menschen an der Fahrt zu der Kundgebung gehindert.
"Ich freue mich riesig und bin stolz, Ihnen mitteilen zu können, dass ich hier als Kandidat für ganz Russland stehe. Wir sind bereit zu gewinnen und wir werden diese Wahl gewinnen." Aleksei Naywalny in Moskau
Die Kundgebung in der Hauptstadt fand in einem Zelt am Ufer der Moskwa statt. Ein anderer Veranstaltungsort war laut Nawalny nicht genehmigt worden. Nach Angaben seiner Kampagne nahmen auch zwei Vertreter der Zentralen Wahlkommission an der Veranstaltung teil.
Putin strebt vierte Amtszeit als Präsident an
Bei der Wahl strebt Kremlchef Wladimir Putin eine vierte Amtszeit an. Er tritt als unabhängiger Bewerber an und muss deshalb 300.000 Unterschriften von Befürwortern seiner Kandidatur sammeln. Seine Inititiavgruppe soll am Dienstag zusammen kommen.
Nawalny gilt als potenziell wichtigster Gegner Putins, mit dessen Wiederwahl am 18. März allgemein gerechnet wird. Den von der Kommission zugelassenen anderen Kandidaten werden keine Chancen eingeräumt.
Im Oktober hatte die Wahlkommission entschieden, dass Nawalny bis 2028 für kein Amt kandidieren darf. Die Kommission begründete dies mit einer Verurteilung Nawalnys wegen Unterschlagung. Der Oppositionspolitiker bestreitet die Vorwürfe und spricht von einem politischen Urteil. Falls er nicht zugelassen werden sollte, drohte Nawalny mit einem Boykottaufruf zur Wahl. Die müsse durchkreuzt werden, wenn sie nicht "ehrlich" sei.