Ein Satellitenbild zeigt den Kachowka-Staudamm Mitte Oktober 2022.
Bildrechte: European Union/ Copernicus Sentinel-2 L2A/Handout via Reuters

Ein Satellitenbild zeigt den Kachowka-Staudamm Mitte Oktober 2022.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Russen melden Staudamm-Beschuss – Sorge vor Blackout in Kiew

Russland und die Ukraine beschuldigen sich gegenseitig, den Kachowka-Staudamm nahe Cherson zerstören zu wollen. Nun melden die Besatzer, ein ukrainisches Geschoss habe das Bauwerk getroffen. In Kiew wächst unterdessen die Sorge vor einem Blackout.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Um den Kachowka-Staudamm in der Region Cherson drehen sich immer wieder Sorgen. Nun ist das Absperrbauwerk eines der größten Stauseen in der Ukraine nach russischen Angaben getroffen worden. Es habe jedoch keine schwerwiegenden Schäden bei dem ukrainischen Angriff gegeben, hieß es am Sonntag.

Am Morgen habe es in der von russischen Truppen besetzten südukrainischen Region einen Angriff mit "sechs Himars-Raketen" gegeben, zitierten russische Nachrichtenagenturen örtliche Rettungsdienste. Die Luftabwehr habe fünf Raketen abgeschossen, eine Rakete habe eine Schleuse des Kachowka-Damms getroffen, hieß es weiter.

Russische Angaben: "Die Staumauer ist heil"

"Alles ist unter Kontrolle", zitierte die Nachrichtenagentur Ria Nowosti einen lokalen pro-russischen Behördenvertreter. Eines der Geschosse sei zwar am Damm eingeschlagen, "hat aber keine kritischen Schäden verursacht". "Die Staumauer ist heil", sagte Ruslan Agajew von der russischen Stadtverwaltung der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Die Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar.

Der Staudamm des Wasserkraftwerks Kachowka liegt am Dnipro. Die Anlage versorgt vor allem die bereits im Jahr 2014 annektierte Krimhalbinsel mit Wasser. Auf der Staumauer läuft einer von zwei Übergängen über den Dnipro im Gebiet Cherson. Die ukrainische Artillerie hat diese Straße der Nachrichtenagentur dpa zufolge schon früher unter Feuer genommen, um Bewegungen russischer Truppen zu verhindern.

Gegenseitige Vorwürfe

Die Zerstörung des Staudamms würde nach Angaben des von Moskau eingesetzten Regionalgouverneurs Wladimir Saldo zu einer "Überflutung des linken Ufers" des Dnipro führen. Die Ukraine hatte ihrerseits Russland bereits beschuldigt, den Staudamm des Wasserkraftwerks zerstören zu wollen. Demnach hätten russische Streitkräfte den Staudamm angeblich vermint, um mit einer Flutwelle eine ukrainische Gegenoffensive in Cherson zu stoppen. Nach Angaben Kiews wäre ein Dammbruch eine "Katastrophe großen Ausmaßes".

Pro-russische Besatzer: Cherson ohne Strom

Außerdem war die von Russland kontrollierte Stadt Cherson nach Angaben pro-russischer Besatzungsbehörden am Sonntag nach einem ukrainischen Luftangriff "ohne Strom und Wasser". Drei Betonmasten mit Hochspannungsleitungen seien beschädigt worden, erklärten die Behörden bei Telegram. Es handelt sich um den ersten Strom- und Wasserausfall größeren Ausmaßes in Cherson.

In Kiew und weiteren Regionen der Ukraine wurde indes angesichts der durch russische Angriffe zerstörten Energie-Infrastruktur am Wochenende die Stromversorgung weiter eingeschränkt. Nach Angaben der Ukraine wurde durch die Angriffe mindestens ein Drittel der Stromanlagen des Landes zerstört. Um eine Überlastung des gesamten Verteilernetzes zu verhindern, wird in vielen Regionen seit Tagen regelmäßig für mehrere Stunden der Strom abgestellt.

  • Zum Artikel: "Ukraine-Krieg: Das Ende Putins? Possoch klärt!"

Bürger sollen in Kiew Vorräte anlegen

Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko warnte vor einem Zusammenbruch der Versorgung in der ukrainischen Hauptstadt. Für den Fall eines Totalausfalls von Strom-, Wärme- und Wasserversorgung sollten die Bürger Vorräte anlegen und auch überlegen, zeitweise außerhalb der Stadt unterzukommen, sagte er bereits am Samstagabend im ukrainischen Fernsehen. Die Stadt wolle zudem 1.000 Wärmestuben einrichten.

Die Stadtverwaltung trat jedoch einem Bericht der "New York Times" entgegen, die Überlegungen reichten bis zu einer Räumung der Stadt bei einem Blackout. "Das System des Zivilschutzes muss auf verschiedene Szenarien vorbereit sein; aber das heißt nicht, dass wir eine Evakuierung vorbereiten", teilte Roman Tkatschuk, verantwortlich für die Sicherheit der Stadt, am Sonntag mit.

EU: Beitrittsvorbereitung der Ukraine dauern wohl Jahre

Die EU-Kommission dämpft derweil Erwartungen des offiziellen Beitrittskandidaten Ukraine an einen kurzfristige Aufnahme in die Staatengemeinschaft. "Angesichts der umfangreichen Arbeiten, die zur Vorbereitung der Teilnahme am EU-Binnenmarkt und an vielen anderen wichtigen Politikbereichen erforderlich sind, werden die gesamten Beitrittsvorbereitungen höchstwahrscheinlich länger als ein oder zwei Jahre dauern", teilte EU-Erweiterungskommissar Oliver Varhelyi der "Welt" mit.

Mit Informationen von AFP, dpa und Reuters

Audio: Iran gibt erstmals Drohnen-Lieferung an Russland zu

13.09.2022, Ukraine, Kupiansk: Dieses undatierte Foto, das von der Direktion für strategische Kommunikation des ukrainischen Militärs veröffentlicht wurde, zeigt das Wrack einer iranischen Schahed-Drohne, die in der Nähe von Kupiansk (Ukraine) abgeschossen wurde, wie Kiew mitteilte. Nach Angaben des ukrainischen Militärs sei die abgeschossene Drohne iranischen Ursprungs.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Uncredited
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Dieses undatierte Foto, das vom ukrainischen Militär veröffentlicht wurde, zeigt das Wrack einer iranischen Schahed-Drohne.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!