Bildrechte: Arne Dedert/dpa

Kardinal Karl Lehmann (im November 2016)

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Kirche und Politik würdigen verstorbenen Kardinal Lehmann

Karl Lehmann war einer der wichtigsten und beliebtesten Kirchenvertreter der vergangenen Jahrzehnte - entsprechend groß ist die Trauer über seinen Tod. Kardinal Marx, Kanzlerin Merkel und Bundestagspräsident Schäuble loben Lehmanns Verdienste.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Kardinal Reinhard Marx bezeichnete den verstorbenen früheren Mainzer Bischof Karl Lehmann als weltweit prägende Kirchenpersönlichkeit, begnadeten Theologen und Menschenfreund. "Mit seinem Tod verlieren wir einen warmherzigen und menschlichen Bischof, den eine große Sprachkraft auszeichnete", erklärte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, die einst Lehmann selbst mehr als zwei Jahrzehnte (1987-2008) geleitet hatte.

"Herausragender Kirchenführer"

Die Bischofskonferenz sei Lehmann zu großem und weit über seinen Tod hinausreichenden Dank verpflichtet, betonte Marx. Der Erzbischof von München und Freising erinnerte dabei an "Höhen und Tiefen" wie das Ringen um den richtigen Weg in der Schwangerenkonfliktberatung und das Bekanntwerden von Fällen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche.

Er lobte auch Lehmanns Einsatz für die Ökumene, sein starkes Gedächtnis und die Wertschätzung, die er jedem Mitmenschen entgegengebracht habe. Worte voll des Lobes fanden auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, der Limburger Bischof Georg Bätzing und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Dessen Präsident Thomas Sternberg nannte Lehmann einen "herausragenden Kirchenführer der letzten Jahrzehnte".

"Bescheiden und klug"

Auch deutsche Spitzenpolitiker äußerten sich einerseits betroffen, andererseits voller Wertschätzung für den verstorbenen Kardinal. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verwies auf dessen "bodenständige Lebensfreude" und "große intellektuelle Kraft". Sie selbst denke mit tiefer Dankbarkeit gute Gespräche und Begegnungen über viele Jahre. Lehmann sei "ein begnadeter Vermittler" gewesen innerhalb der katholischen Kirche, zwischen Katholiken und Protestanten sowie zwischen den einzelnen Religionen. Ähnlich äußerte sich auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU). Er nannte Lehmann überdies ein ermutigendes Beispiel für ein weltoffenes, lebensbejahendes Christentum: "Allen, die ihn persönlich erlebten, wird er als bescheidener, humorvoller und kluger Gesprächspartner in Erinnerung bleiben."

"Authentischer Repräsentant"

In Mainz, wo Lehmann von 1983 bis 2016 als Bischof gewirkt hatte, meldete sich die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) zu. Wort. Lehmann habe immer ein offenes Ohr für Sorgen und Anliegen gehabt, sagte sie. Mit seinem Engagement in der Flüchtlingskrise habe er zudem "Maßstäbe der Nächstenliebe" gesetzt. Ein paar Kilometer weiter, in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden, würdigte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) den Verstorbenen als "authentischen Repräsentanten und Erneuerer der katholischen Kirche".

Auch in Bayern herrscht vielerorts Trauer. Der BR-Intendant und ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm erklärte, der Tod des Kardinals erfülle ihn wie auch viele andere Gläubige mit Trauer: "Mit ihm verliert die katholische Kirche einen großen Denker und streitbaren Geist, der im ganzen Land beliebt und weltweit anerkannt war", sagte Wilhelm. "Besonders beeindruckt hat mich sein ökumenisches Engagement, das er zunächst als Theologieprofessor und dann als Bischof pflegte und das ihn zu einem wahrhaftigen Brückenbauer machte."

Lehmann, der im vergangenen Herbst einen Schlaganfall erlitten hatte, war heute am frühen Morgen im Alter von 81 Jahren in Mainz verstorben.