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Außerordentlicher Bundesparteitag der SPD

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Nahles zur neuen SPD-Vorsitzenden gewählt

Zum ersten Mal in ihrer Geschichte hat die SPD eine Frau als Vorsitzende. Andrea Nahles wurde auf dem Sonderparteitag in Wiesbaden zur neuen Parteichefin gewählt, mit 66,35 Prozent der Stimmen - ein Dämpfer. Von Birgit Gamböck und Eva Böck

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Sie war die große Favoritin, blieb aber beim Wahlergebnis hinter den Erwartungen zurück: Andrea Nahles wurde mit 66,35 Prozent von den Delegierten beim Parteitag in Wiesbaden zur neuen Chefin der Sozialdemokraten gewählt. Sie setzte sich gegen ihre Kontrahentin Simone Lange, Oberbürgermeisterin von Flensburg, durch. In Parteikreisen war zuvor als Ziel für Nahles ein Ergebnis von 75 Prozent plus X genannt worden.

Nahles kann nun also an die Arbeit gehen. Von der 47-Jährigen wird nichts geringeres erwartet als die Erneuerung der SPD. Sie hatte sich dafür in einer emotionalen und kämpferischen Rede empfohlen.

"Mein Name ist Andrea Nahles, ich bin 47 Jahre und lebe mit meiner Tochter in der Eiffel. Katholisch, Arbeiterkind, Mädchen, Land. Muss ich noch mehr sagen?" Andrea Nahles in ihrer Bewerbungsrede

Nahles sieht Personalquerelen in der SPD beendet

Es sei nicht logisch gewesen, dass sie einmal in der SPD Karriere machen würde, betonte Nahles und wurde dabei sehr persönlich: Sie sprach ihre Mutter an, die unter den Delegierten saß. Dass es eine Frau werde an der Parteiführung, das sei für sie sehr wichtig, so Nahles. Die Fraktionschefin räumte ein, dass die Sozialdemokraten in den letzten Wochen und Monaten viele Querelen auszufechten hatten.

"Wir haben es aber auch geschafft, uns aus dieser schwierigen Situation der letzten Monate aus eigener Kraft wieder zu befreien." Andrea Nahles beim Parteitag in Wiesbaden

Als Beispiel nannte sie den Koalitionsvertrag mit der Union, das gelungene Mitgliedervotum der SPD und die nach ihren Worten "gute Regierungsmannschaft".

Solidarität und Sozialreformen

In der Regierungsverantwortung und mit dem Kampf für Solidarität will Nahles nach der Schlappe bei der Bundestagswahl die Wählergunst zurückgewinnen. Die SPD stehe für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität:

"Solidarität ist das, woran es am meisten fehlt in dieser globalisierten, neoliberalen, turbodigitalen Welt." Andrea Nahles

Solidarität bedeute auch gebührenfreie Schulen und Unis - und in der Wirtschaft, dass der Wohlstandsgewinn allen zugute kommen müsse, betonte sie. "Wir müssen auch sagen, wie wir neue Jobs in strukturschwachen Regionen schaffen können."

Was den Sozialstaat angeht, mahnte Nahles mehr konkrete Hilfen für die Bürger an. Es brauche dringend eine Reform, die den Sozialstaat bürgernäher mache, ohne Hürden und Hindernisse für diejenigen, die Unterstützung bräuchten.

Die SPD müsse deren starker Arm in der Politik sein. "Wer denn sonst, wenn nicht wir?", rief Nahles den Delegierten zu.

Lange: "Uns fehlt es an Teamspiel"

Nahles' Kontrahentin Simone Lange hatte zuvor in ihrer Bewerbungsrede erst einmal das in den Vordergrund gestellt, was aus ihrer Sicht in der Partei (noch) nicht funktioniert:

"Uns fehlt es an Teamspiel, an Offenheit und an Glaubwürdigkeit, aber Deutschland und Europa braucht uns." Simone Lange, SPD

Nahles hielt dagegen und appellierte an den Zusammenhalt der Genossen.

"Eine allein kann es nicht schaffen. Wir packen das, das ist mein Versprechen." Andrea Nahles