Aus Justizkreisen verlautete, gegen zwei junge Männer werde wegen Mordverdachts aufgrund der tatsächlichen oder vermuteten Religionszugehörigkeit des Opfers Mireille Knoll ermittelt. Außerdem wird den beiden Inhaftierten schwerer Raub und Sachbeschädigung vorgeworfen.
Verdächtiger soll Opfer gut gekannt haben
Einer der beiden Verdächtigen war offenbar der Nachbar des Opfers. Er soll Knoll nach Angaben ihres Sohnes gut gekannt und öfter besucht haben. Laut Polizei ist er wegen Vergewaltigung vorbestraft. Der zweite Verdächtige ist wegen Raubes polizeibekannt und war am Tag der Tat in dem Haus gesehen worden.
Ermittler vermuten antisemitische Motivation
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Frau wegen ihres jüdischen Glaubens Opfer des Verbrechens wurde. Die Aussagen eines der Verdächtigen sowie die Tatsache, dass beide Männer über Religionszugehörigkeit Knolls Bescheid wussten, hätten zu dieser Annahme geführt. Der Zeitung "Le Parisien" zufolge hatte sich die alte Dame zuvor mehrfach bei der Polizei gemeldet und von Morddrohungen gegen sie berichtet.
Knoll, war am Freitag tot in ihrer Pariser Wohnung gefunden worden. Sie war nach Angaben ihrer Familie im Jahr 1942 nur knapp der Deportation durch die Nazis entkommen und floh im Alter von zehn Jahren mit ihrer Mutter nach Portugal. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte sie in die französische Hauptstadt zurück.
Knobloch zeigt sich entsetzt
Die Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, zeigte sich erschüttert über die Ermordung Knolls. Hier werde offensichtlich, wie tief und weit verbreitet der antisemitische Hass in Frankreich wüte, sagte sie. Für Mittwoch ist in Frankreich ein Marsch zum Gedenken an Mireille Knoll geplant.