Neuralink-Logo, im Hintergrund Elon Musk
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Elon Musks Forschungsfirma Neuralink hat offenbar eine Zulassung der US-Gesundheitsbehörde für Tests an Menschen mit Gehirnimplantaten erhalten.

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Musks Firma darf wohl Gehirnimplantate an Menschen testen

Einen Querschnittsgelähmten mit einem Implantat im Gehirn wieder zum Laufen bringen - das haben Schweizer Forscher geschafft. Auch Elon Musks Firma "Neuralink" darf nun offenbar derartige Technik an Menschen testen.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Vormittag am .

Bei einem Verkehrsunfall brach sich Gerd Jam Oskam den Hals. Er verlor die Kontrolle über seine Beine. Dank zweier Implantate kann er nun wieder gehen, zumindest ein paar Schritte. Das Implantat im Gehirn liest seine Gedanken und entschlüsselt die Nervenimpulse, leitet sie weiter an ein Implantat im Rückenmark, das Schritte auslöst. Diesen Durchbruch haben Schweizer Forscher in einer experimentelle Studie beschrieben, die sie im Fachjournal "Nature" veröffentlicht haben.

Musks Neuralink hat Erlaubnis für Studien an Menschen

Auch Elon Musks Forschungsfirma Neuralink hat nach eigenen Angaben eine Zulassung der US-Gesundheitsbehörde FDA erhalten, um derartige Studien am Menschen durchführen zu dürfen. "Wir freuen uns, mitteilen zu können, dass wir die Zulassung der FDA für den Start unserer ersten klinischen Studie am Menschen erhalten haben", teilte Neuralink im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Die Genehmigung der Zulassungsbehörde FDA sei ein wichtiger erster Schritt, "der es unserer Technologie eines Tage ermöglichen wird, vielen Menschen zu helfen", schrieb das kalifornische Unternehmen. Musk, der auch Twitter-Chef ist, gratulierte dem Team im Kurznachrichtendienst. Die Suche nach Probanden für die klinische Studie habe noch nicht angefangen, teilte Neuralink weiter mit. Mehr Informationen dazu gebe es bald. Die FDA äußerte sich bislang selbst nicht dazu.

Das Vorhaben: Gedanken in Bewegung oder Sprache übersetzen

Neben dem Elektroauto-Hersteller Tesla und der Raumfahrtfirma SpaceX gehört das Start-up Neuralink zu den eher kleinen Projekten des 51-jährigen Tech-Milliardärs Musk. Die 2016 gegründete Forschungseinrichtung entwickelt Technologien zur direkten Vernetzung von Menschen und Computern mithilfe von Hirnimplantaten. Sie sollen etwa Querschnittsgelähmten, die weder Arme noch Beine bewegen können, ermöglichen, über die Verbindung ihrer Neuronen mit Computern beispielsweise das eigene Smartphone anzusteuern.

Zu Hirn-Computer-Schnittstellen (Brain-Computer-Interfaces, BCI) forschen seit Jahren mehrere Einrichtungen und Unternehmen. Im Juli hatte Konkurrent Synchron mitgeteilt, als erstes Unternehmen einem US-Patienten einen entsprechenden Chip im Gehirn implantiert zu haben. Die Idee ist, menschliche Gedanken durch technische Schaltkreise zu lesen, zu verarbeiten und in Bewegungen oder Sprache zu übersetzen. Gelingt das, könnten auf diese Weise zum Beispiel Gelähmte per Gedankensteuerung ein Exoskelett steuern oder Menschen mit Locked-In-Syndrom mit ihrer Außenwelt kommunizieren.

Operation am Hirn notwendig: Prototyp an Schweinen getestet

Für den Einsatz des Neuralink-Implantats ist laut dem US-Sender CNBC eine Operation am Hirn notwendig. Der sogenannte Link werde im Kopf mit feinen Leitungen direkt mit dem menschlichen Gewebe verbunden. Externe Geräte sollen dann kabellos angesteuert werden können. Äußerlich soll außer einer kleinen Narbe unter den Haaren später davon nichts zu sehen sein, sagte Musk 2020 bei der Vorführung eines Prototyps, den Neuralink zunächst an Schweinen testete. Bei einer Präsentation von Neuralink wurden zudem Affen gezeigt, die mit Hilfe des Gehirnchips einfache Videospiele "spielten" oder einen Cursor auf einem Bildschirm bewegten. "Natürlich wollen wir extrem vorsichtig sein und sichergehen, dass es gut funktioniert, bevor wir ein Gerät in einen Menschen einsetzen", sagte Musk damals.

Die mutmaßliche Zulassung für eine Testung am Menschen sei schon ein Erfolg, schrieb CNBC. Eine finale Marktzulassung für ein Produkt habe bislang kein Unternehmen, das im BCI-Bereich forscht. Sollte es dazu kommen, könnte das einer großen Anzahl an Menschen helfen. In Deutschland leben etwa 140.000 Menschen mit einer Querschnittslähmung. Musk ist jedoch dafür bekannt, ehrgeizige Ziele für seine Unternehmen zu verkünden, von denen einige dann nie realisiert werden. Auch mit Neuralink lag er zunächst hinter seinem Zeitplan zurück. Ob und wann das Start-up tatsächlich dorthin gelangen wird, Querschnittsgelähmten zu helfen, bleibt abzuwarten.

Mit Informationen von dpa und AFP

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