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Die Teilnehmerinnen der Paneldiskussion des Journalistinnenbund "Vielseitig statt eintönig". Medien in der Einwanderungsgesellschaft.

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Mehr Vielfalt nötig - Medien in der Einwanderungsgesellschaft

Unsere Gesellschaft ist vielfältiger geworden. Doch spiegelt sich das auch in den Medien wider? Nur jeder 50. Medienmacher in Deutschland hat ausländische Wurzeln, und das obwohl jeder fünfte Einwohner mittlerweile einen Migrationshintergrund hat.

Im Durchschnitt ist der typische Journalist männlich, 41 Jahre alt, stammt aus der Mittelschicht, lebt in einer Partnerschaft und hat keine Kinder. "Schützenvereine sind heute interkultureller als Journalistenrunden,“ sagt die Journalistin Charlotte Wiedemann. Sie hielt die Keynote bei einer Veranstaltung des Medienlabors des Journalistinnenbundes in Köln zum Thema "Vielseitig statt eintönig – Medien in der Einwanderungsgesellschaft".

"Was bedeutet guter Journalismus, wenn eine Gesellschaft aus immer mehr Zugewanderten besteht. Können Medien, so wie sie bisher funktionieren überhaupt zu einem Gelingen der Einwanderungsgesellschaft beitragen?" Charlotte Wiedemann

Vorwurf der Befangenheit

Wegen ihres internationalen Hintergrundes müssen sich die Journalistinnen immer wieder dem Vorwurf der Befangenheit stellen, kritisiert Vanessa Vu von "Zeit online". Auch die WDR Journalistin Isabel Schayani kennt dieses Vorurteil. Als sie es vor einigen Jahren beim Moderationscasting für die Sendung "Doppelpunkt" bis in die Endrunde schaffte, wurde sie zu einem Gespräch gebeten:

"Und da wurde ich gefragt, warum ich nicht den deutschen Namen meines Mannes annehme. - Aber wieso? Shayani ist doch schön - Da wurde mir gesagt: nein, jemand wie sie kann keine Themen wie Rechtsradikalismus moderieren." Isabel Schayani

Wer wird wie repräsentiert?

Es sind jedoch nicht nur solche Vorurteile, die Isabel Schayani stören. Viel zu oft fehlt es ihr an Vielfalt in den Medien, viele Menschen würden so gar nicht erst mitgedacht, überhaupt nicht berücksichtigt –und das an Stellen, an denen Nationalität, Alter oder Geschlecht eigentlich überhaupt keine Rolle spielen.

Wie wichtig Repräsentation in den Medien ist, war Zeit-Redakteurin Vanessa Vu als Jugendlicher selbst erst gar nicht so bewusst, auch nicht, wie sehr sie ihr fehlt, bis sie eines Abends den Fernseher einschaltete:

"Als damals bei Germanys next Top Model ein Asiatisches Model dabei war, das war so ein krasser Moment für mich weil als Kind hab ich immer nur blonde Mädchen gezeichnet, ich wollte auch unbedingt blond sein, aber ich war am Boden zerstört als sie rausgeflogen ist und da hab ich gemerkt, es hat doch was mit mir gemacht, dass ich zum erstem Mal jemanden in den Medien sehe, die so ein bisschen ist wie ich. Und die jetzt auch nicht die lächerliche Streberin ist." Vanessa Vu