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Claus-Peter Reisch

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"Lifeline"-Kapitän Reisch sieht sich als Bauernopfer

"Lifeline"-Kapitän Reisch hat Vorwürfe gegen die EU und die Regierungen ihrer Mitgliedsländer erhoben. "Man verhindert aktiv die Lebensrettung", sagte er bei seinem Besuch in München. Er ist heute zu Gast in der BR-"Abendschau". Von Birgit Grundner

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Nachmittag am .

Kurz vor Mittag ist der "Lifeline"-Kapitän Claus-Peter Reisch am Flughafen München angekommen. Es ist nur ein vorübergehender Heimatbesuch. Schon Ende des Monats steht der Landsberger auf Malta wieder vor Gericht. Sein Schiff mit mehr als 230 geretteten Flüchtlingen hatte dort nach langer Irrfahrt angelegt.

"Es ist beschämend, dass die EU mehr dafür tut, Seenotrettung zu verhindern, als gegen das Sterben im Mittelmeer (...) Wir diskutieren jetzt also ernsthaft, ob es legitim ist Menschenleben zu retten? Hätten wir die Leute einfach ertrinken lassen, würde ich jetzt wohl nicht vor Gericht stehen, das ist schäbig und eine Gefahr für die Demokratie."
"Lifeline"-Kapitän Reisch in einer schriftlich verbreiteten Stellungnahme vor seiner geplanten Landung in München

Reisch: "Ein paar ordentliche Weißwürste essen"

Trotz der Strapazen der vergangenen Wochen: "Ich bin körperlich und geistig fit", versichert der 57-jährige Handwerksmeister und ehrenamtliche Kapitän, als er seinen Gepäckwagen in den Ankunftsbereich schiebt. Er freue sich aber darauf, seine Mutter, seine Lebensgefährtin und Freunde wiederzusehen. Und er würde auch "gerne mal ein paar ordentliche Weißwürste essen", fügt er lachend hinzu.

Reisch: "Man verhindert aktiv die Lebensrettung"

Der Fortsetzung des Prozesses in 14 Tagen sieht Claus-Peter Reisch gelassen entgegen. Er sei doch nur ein Bauernopfer, ein Stellvertreter all jener Rettungsteams, die die Politik stoppen wolle. "Wir könnten jederzeit raus, nur man lässt uns nicht“, betont Reisch. "Man verhindert also aktiv die Lebensrettung". Es sei, als würde ein Notarztwagen bereitstehen, dürfe aber nicht losfahren, so Reisch weiter. "Wenn so was in Deutschland passieren würden und jemand dadurch ums Leben käme – ich möchte nicht wissen, was da los wäre."

Seehofer und andere Kritiker

Bundesinnenminister Horst Seehofer und andere Kritiker könnten gerne mal mitfahren und sehen, was da vor der Küste abgeht, sagt Reisch dann noch: "Ich stellte meine Kapitänskajüte gerne zur Verfügung."