Der emeritierte Papst Benedikt XVI.
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Kritik an Missbrauchstext des emeritierten Papstes

Überraschend hat sich der emeritierte Papst Benedikt XVi. zu den Ursachen sexuellen Missbrauchs in der Kirche zu Wort gemeldet. Doch seine Äußerungen rufen deutliche Kritik hervor.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Benedikt sieht die Hauptursache für den sexuellen Missbrauch im moralischen Relativismus der 68er-Generation und in der Abwesenheit Gottes in der westlichen Gesellschaft. Dieser Analyse können vor allem Betroffene nicht folgen.

Kritik vom "Eckigen Tisch"

Der Sprecher der Opfer-Initiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, hält den Aufsatz des emeritierten Papstes für einen "entlarvenden Text". Die Analyse gehe "völlig an der Sache vorbei", weshalb man sie "jetzt aber auch nicht zu wichtig nehmen sollte", sagte Katsch im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Das ehemalige Kirchenoberhaupt blende die "strukturellen Ursachen für die Übergriffe" aus. "Stattdessen ist am Ende der Teufel Schuld dafür, dass das Böse in die Kirche eingedrungen ist", so Katsch. Das sei eine "vormoderne Sicht, die aber zur Lösung des Problems nichts beiträgt". Eigene Fehler und die "Verantwortung der Institution" Kirche benenne Benedikt XVI. nicht. Dafür mache er die Generation der 68er und deren liberale Lebenshaltung für den Missbrauch hinter Kirchenmauern verantwortlich.

Deutliche Kritik auch von Freiburger Theologen

Der Freiburger katholische Fundamentaltheologe Magnus Striet hat die Analyse ebenfalls scharf zurückgewiesen und als teilweise absurd bezeichnet. "Benedikt XVI. baut einen Popanz auf, um einen Schuldigen dafür ausmachen zu können, warum Missbrauch stattfand - und systematisch vertuscht wurde", schreibt Striet in einem Beitrag für das Bonner Internetportal katholisch.de. Wenn der frühere Papst die 68er-Bewegung für den Missbrauch verantwortlich mache, dann müsse er erst einmal erklären, warum es schon vor dieser Zeit zu Missbrauch gekommen sei und warum es auch massiven Missbrauch in Ländern gegeben habe, die erst in den 80er-Jahren demokratisiert worden seien.

Papst Benedikt XVI. zum Missbrauch
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