Rauch und Fammen während eines israelischen Luftangriffs in Gaza
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Israel fängt Raketen ab – Luftangriffe in Gaza

Israel hat in der Nacht Ziele im Gazastreifen angegriffen. Zuvor hatte die Luftabwehr zwei Raketen abgefangen, die dort abgefeuert wurden. Israelische Medien warnen, der Konflikt mit den Palästinensern könne weiter eskalieren.

Über dieses Thema berichtet: ARD-Infonacht am .

Inmitten der äußerst angespannten Lage nach der Tötung von zehn Palästinensern im Westjordanland hat Israel am Freitag mehrere Luftangriffe auf den Gazastreifen ausgeführt. Diese seien eine Reaktion auf aus dem Palästinensergebiet abgeschossene Raketen gewesen, erklärte die Armee. Die Luftangriffe hätten Stellungen der radikalen Hamas-Bewegung gegolten.

Zehnt tote Palästinenser: Hamas und Islamischer Dschihad wollen Vergeltung

Die Raketen aus dem Gazastreifen wurden laut Israel vom Luftabwehrsystem des Landes abgefangen. Zunächst übernahm niemand die Verantwortung für die Angriffe aus dem Palästinensergebiet. Aber sowohl die Hamas als auch der Islamische Dschihad hatten nach Konfrontationen mit dem israelischen Militär im Westjordanland Vergeltung geschworen.

Nach palästinensischen Angaben seien zehn Menschen getötet worden. Allein neun kamen am Donnerstagmorgen bei einer Razzia in der Stadt Dschenin ums Leben, wie das Gesundheitsministerium in Ramallah mitteilte. Sieben der Getöteten wurden von palästinensischer Seite als Extremisten identifiziert: Der bewaffnete Flügel der Hamas gab an, vier der Toten hätten ihm angehört. Die Gruppe Islamischer Dschihad erklärte, drei andere seien Mitglieder von ihm gewesen.

Dutzende weitere wurden verletzt, darunter vier schwer. Es war einer der tödlichsten Militäreinsätze seit Jahren in dem palästinensischen Autonomiegebiet. Am Nachmittag sei zudem ein 22-Jähriger nördlich von Jerusalem bei Konfrontationen mit israelischen Soldaten erschossen worden.

Israelische Medien: Eskalation des Konflikts möglich

Israelische Medien berichteten unter Berufung auf politische Kreise, man müsse sich auf eine mögliche Eskalation des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern einstellen. Das Blutvergießen schürt Befürchtungen vor einer weiteren Verschärfung der ohnehin schon angespannten Sicherheitslage in Israel und den Palästinensergebieten.

Israels Militär zufolge waren die Einsatzkräfte am Donnerstagmorgen in Dschenin bei dem Versuch beschossen worden, mehrere Mitglieder der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad festzunehmen. Drei bewaffnete Verdächtige wurden demnach im Feuergefecht von Kugeln getroffen, weitere festgenommen. Die Palästinenser würden verdächtigt, einen Terroranschlag geplant zu haben, hieß es.

Medienberichten zufolge handelte es sich bei den Toten um acht bewaffnete Kämpfer sowie eine 61-Jährige Frau. Dschenin gilt als eine Hochburg militanter Palästinenser.

Autonomiebehörde kündigt Zusammenarbeit mit Israel auf

Die Palästinensische Autonomiebehörde kündigte am Abend die Zusammenarbeit mit Israel in Sicherheitsfragen auf. Als Grund nannte die Behörde einseitige Schritte und Maßnahmen Israels im Westjordanland sowie die Vorfälle in Dschenin. Ähnliche Ankündigungen hatte die Autonomiebehörde schon bei früheren Gelegenheiten gemacht – sie wurden allerdings de facto nicht umgesetzt.

Der Islamische Dschihad ist besonders im Gazastreifen aktiv und verübt von dort aus regelmäßig Raketenangriffe auf Israel. Im Sommer hatte die israelische Armee einen großangelegten Militäreinsatz gegen führende Mitglieder des Islamischen Dschihads begonnen. Diese ließen daraufhin mehr als 1.000 Raketen vom Gazastreifen aus auf israelische Ortschaften abfeuern. Nach dreitägigen Kämpfen wurde eine Waffenruhe vereinbart. Im Gazastreifen waren da schon mehr als 40 Menschen ums Leben gekommen und Hunderte verletzt worden.

In einer Stellungnahme der im Gazastreifen herrschende Hamas hieß es am Donnerstag: "Die israelische Besatzung wird den Preis für das Massaker in Dschenin zahlen." Eine Antwort werde nicht lange auf sich warten lassen. Die Hamas wird von der EU als Terrororganisation eingestuft.

Nahostreise von Blinken vor Hintergrund von Gewalteskalation

Vor diesem Hintergrund hat US-Außenminister Antony Blinken eine Reise in die Region angekündigt. Blinken werde nach Ägypten, Israel und ins Westjordanland reisen, kündigte das Außenministerium am Donnerstag an. Die Reise ist bereits seit Wochen geplant. Nach der Militäroperation dürfte dies jedoch die Gespräche in Jerusalem und Ramallah dominieren.

Es war ohnehin bereits erwartet worden, dass Blinkens Besuch angesichts von Meinungsverschiedenheiten zwischen US-Präsident Joe Biden und dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, der die am weitesten rechts stehende Regierung in der Geschichte seines Landes anführt, schwierig werden dürfte. Die jüngsten Eskalationen dürften die Voraussetzungen jedoch noch verschärfen.

USA: "Stehen mit beiden Seiten im Kontakt"

Von der US-Seite hieß es, man stehe seit der Militäroperation mit führenden israelischen und palästinensischen Vertretern in Kontakt und betone die Notwendigkeit, die Lage zu beruhigen. Die zivilen Opfer in Dschenin seien bedauerlich. Die palästinensische Ankündigung, jegliche Sicherheitskooperation mit Israel einzustellen, sei jedoch ein Fehler; ebenso die Ankündigung, die Angelegenheit vor den Internationalen Strafgerichtshof und die UN zu bringen.

Mit Informationen von dpa und AFP

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