Symbolbild nächtliche Luftangriffe
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Iranische Medien melden Explosionen im Landesinneren

Im Iran ist laut Staatsmedien in mehreren Provinzen die Luftabwehr aktiviert worden. In Isfahan soll es eine Explosion gegeben haben. US-Sender melden, Israel habe seinen Gegenschlag gegen den Iran gestartet – es soll ein "begrenzter Angriff" sein.

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Im Iran hat es mehrere Explosionen gegeben. Die genauen Hintergründe sind nicht bekannt. Ein ranghoher iranischer Regierungsvertreter betonte, es handele sich nicht um einen Raketenangriff von außen. Möglicherweise seien es Mini-Drohnen gewesen, die innerhalb des iranischen Staatsgebietes abgefeuert worden seien.

Währenddessen melden mehrere amerikanische und israelische Medien, dass Israel hinter dem Angriff steht. Offizielle Stellen haben sich bisher nicht geäußert. Auch vom Weißen Haus gab es keinen Kommentar.

Iranischer Armeechef: Vorfall in Isfahan wird untersucht

Die Explosionen sollen sich nahe dem Flughafen der Millionenstadt Isfahan ereignet haben. Wie die Nachrichtenagentur Fars auf Telegram berichtete, befindet sich dort ein Militärstützpunkt. Iranischen Staatsmedien hatten gemeldet, dass in mehreren Provinzen des Landes die Luftabwehr aktiviert worden sei. Bei den Explosionen nahe Isfahan habe es keine größeren Schäden gegeben. Die iranische Luftabwehr schoss nach Angaben der iranischen Weltraumbehörde mehrere Drohnen ab.

Ein iranischer Regierungsvertreter erklärt, dass es keinen Raketenangriff auf den Iran gegeben habe. Die in der Stadt Isfahan gehörten Explosionen seien auf die Aktivierung der iranischen Luftabwehrsysteme zurückzuführen, sagt der Regierungsvertreter zu Reuters.

Große Luftwaffenbasis der iranischen Armee in Isfahan

In Isfahan befinden sich eine große Luftwaffenbasis der Armee sowie Anlagen, die in Verbindung mit dem Atomprogramm des Landes stehen. Dazu gehört die unterirdische Anreicherungsanlage in Natans, die wiederholt Ziel mutmaßlicher israelischer Angriffe gewesen ist. Das Staatsfernsehen betonte jedoch, alle Anlagen in diesem Gebiet seien "völlig sicher".

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigt, dass die iranischen Nuklearanlagen im Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Angriff auf den Iran nicht beschädigt wurden. Die IAEA beobachte die Lage weiterhin sehr genau und rufe alle Beteiligten zu äußerster Zurückhaltung auf und betonte, dass nukleare Anlagen niemals Ziel militärischer Konflikte sein sollten, teilt die UN-Behörde auf der Online-Plattform X mit.

Fox News: "Begrenzter Angriff" auf Iran

Die Sender ABC News, MSNBC und Fox News und andere Medien berichteten unter Berufung auf US-Regierungsvertreter, Israel habe in der Nacht zum Freitag eine Militäroperation im Iran durchgeführt. Dies sei eine Reaktion auf die iranischen Luftangriffe auf Israel am Wochenende gewesen. Mehrere US-Medien berichteten von einer oder mehreren israelischen Raketen, die ein Ziel im Iran angegriffen hätten. Das Pentagon bestätigte die Berichte zunächst nicht. Ausgangspunkt für die aktuelle Eskalation war der Angriff auf ein Konsulatsgebäude der iranischen Botschaft im syrischen Damaskus, bei dem mehrere hochrangige Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden getötet wurden. Der Angriff wird Israel zugeschrieben.

Fox News berichtete unter Berufung auf eine Quelle beim Militär, es habe sich um einen "begrenzten Angriff" gehandelt. Die USA seien nicht beteiligt gewesen und die Israelis hätten die US-Regierung vorab informiert.

Keine offizielle Erklärung Israels

Israel gab am Freitag zunächst keine offiziellen Stellungnahmen zu den Explosionen im Iran ab. Auf Anfrage äußerten sich weder das israelische Militär noch die Regierung.

Allerdings schrieb der rechtsgerichtete Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir im Onlinedienst X offenbar mit Blick auf die Explosionen im Iran: "Armselig!" Kritikern zufolge gestand er mit seinem Kommentar indirekt ein, dass es sich um eine israelische Vergeltungsaktion gehandelt habe, kritisierte die Aktion aber als zu schwach. Noch nie zuvor habe ein Minister "der Sicherheit, dem Image und dem internationalen Status des Landes so großen Schaden zugefügt", schrieb etwa Oppositionsführer Jair Lapid auf X. Mit nur einem Wort sei es Ben Gvir gelungen, "Israel von Teheran bis Washington zum Gespött zu machen und zu beschämen".

Im Video: Die ARD-Korrespondenten in Istanbul und Tel Aviv zur aktuellen Lage

Die ARD-Korrespondentin Katharina Willinger im Gespräch mit der Tagesschau
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Die ARD-Korrespondentin Katharina Willinger im Gespräch mit der Tagesschau

Bundeskanzler Scholz: Erneut militärische Aktivität

Bundeskanzler Scholz äußerte sich am Rande einer SPD-Konferenz auf Norderney nicht direkt zu den Berichten über einen Angriff. Er sagte lediglich, dass es in der Nacht zu Freitag "erneut eine militärische Aktivität" gegeben habe. Gleichzeitig rief er zur Zurückhaltung auf: "Alle müssen jetzt und in der nächsten Zeit dafür sorgen, dass es nicht zu einer weiteren Eskalation des Krieges kommt".

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte bei einem Besuch in Finnland: Alle Beteiligten müssten sich darum bemühen, eine Eskalation in der Region zu verhindern.

Die sieben großen westlichen Industrienationen (G7) warnten vor einer Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten. Zum Abschluss eines Treffens der G7-Außenminister auf Capri rief Italiens Außenminister Antonio Tajani im Namen der Siebenergruppe "alle Seiten auf, eine Eskalation zu vermeiden". Jetzt gehe es um "Deeskalation". Zugleich verurteilte er den massiven iranischen Angriff auf Israel am vergangenen Wochenende.

Vergeltungsschlag Israels?

Der Iran hatte in der Nacht zum Sonntag Israel mit Hunderten Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen angegriffen. Hintergrund war ein mutmaßlich israelischer Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus, bei dem Anfang April zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden getötet wurden. Israel hatte eine Reaktion auf den iranischen Vergeltungsangriff angekündigt.

Offen ist, ob und wie der Iran jetzt reagieren wird und ob die Feindseligkeiten weiter eskalieren oder die Zeichen auf Deeskalation stehen. Die ehemalige ARD-Korrespondentin in Teheran, Natalie Amiri, postete auf X: Der Angriff sei von iranischer Seite bisher nicht mit Israel in Verbindung gebracht worden. "Interpretation: Regime verzichtet auf Vergeltung".

Mit Material von DPA, AP, Reuters und AFP

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