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Medikamente gegen Krebs

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Illegaler Handel mit Krebsmedikamenten

Ein Netzwerk international tätiger Pharmahändler soll in Deutschland illegal mit Krebsmedikamenten im Wert von mehreren Millionen Euro gehandelt haben. Das berichtet das ARD-Politikmagazin "Kontraste".

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Insgesamt 21 Mitglieder der Bande seien bereits Anfang Mai in Griechenland verhaftet worden, so das Magazin. Ihnen wird unter anderem vorgeworfen, hoch sensible Krebsmedikamente aus griechischen Kliniken entwendet und nach Deutschland geschmuggelt zu haben.

Tabletten auf dem Fischmarkt

Der stellvertretende Gesundheitsminister Pavlos Polakis sagte, man wisse, dass der Transport dieser Medikamente "nicht ordnungsgemäß verlaufen" sei und sogar die Kühlkette unterbrochen worden sei:

"Wir sprechen hier von einer illegalen Bande, die sich offensichtlich nicht um medizinische Anforderungen gekümmert hat." Pavlos Polakis, stellv. Gesundheitsminister Griechenland

Den Recherchen zufolge sollen die Präparate sogar auf einem Athener Fischmarkt zwischengelagert worden sein.

Ermittlungen gegen Großhändler

In Deutschland hatte das Netzwerk offenbar Geschäftspartner in Hessen und Brandenburg. Die Staatsanwaltschaft Potsdam bestätigte Ermittlungen gegen das Unternehmen Lunapharm mit Sitz im brandenburgischen Mahlow wegen des Tatvorwurfs der "Hehlerei und Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz". Es habe bereits eine Hausdurchsuchung gegeben. Lunapharm bestreitet jedoch, an dem Handel mit möglicherweise unwirksamen Medikamenten beteiligt zu sein. Das Brandenburger Gesundheitsministerium untersagte der Firma den Handel mit den betroffenen Krebsmedikamenten aus Griechenland, entzog dem Pharmahändler aber nicht die Großhandelserlaubnis. Zur Begründung hieß es, man habe keine Hinweise dass gehandelte Arzneimittel gestohlen "oder die in ihrer Qualität beeinträchtigt" waren.

Kritik an Gesundheitsbehörden

Der Onkologe Professor Wolf-Dieter Ludwig von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft kritisierte das Verhalten des Brandenburger Gesundheitsministeriums als "verantwortungslos". Die Behörde hätte nach ersten Hinweisen eine Warnung an Ärzte und Patienten herausgeben müssen und dafür sorgen müssen, "dass diese Medikamente so rasch wie möglich aus dem deutschen Markt verschwinden." Auch die griechische Arzneimittelaufsicht EOF äußerte sich verwundert, dass der Skandal in Deutschland nie bekannt wurde und Lunapharm die Lizenz nicht entzogen wurde.