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ICE bleibt auf neuer Bahnstrecke München-Berlin liegen

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Häme für Deutsche Bahn nach ICE-Panne

Gestern wurde die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke München-Berlin eingeweiht. Doch der Tag ging mit einer peinlichen Panne zu Ende. Zwei BR-Reporter berichten von ihren Eindrücken an Bord. Von Eva Böck und Till Erdtracht

Eine Konkurrenz zum Flugzeug sollen sie sein, die ICE-Züge auf der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke München-Berlin. Nur noch vier Stunden soll die Fahrt dauern - eigentlich. Bei der Jungfernfahrt in die Hauptstadt ging ja auch noch alles glatt - doch dann sowas: Bei der Rückfahrt nach München ist einer von zwei ICE-Sonderzügen mehrmals stehengeblieben. Damit dauerte die Fahrt rund sechs Stunden, knapp zwei Stunden länger als geplant und folglich genauso lang wie früher auch.

An Bord waren rund 200 Ehrengäste und Journalisten, die nicht um 23:15 Uhr in München ankamen, sondern weit nach Mitternacht, um 01:25 Uhr in der Früh.

Drei Vollbremsungen

Mit dabei waren auch die BR-Reporter Wolfram Weltzer und Tina Wenzel. Beide berichten übereinstimmend, dass der Zug insgesamt drei Vollbremsungen hingelegt habe, die erste kurz vor Erfurt: "Das fühlte sich an wie eine Notbremsung. Und dann blieb der Zug erstmal im Tunnel stehen", so Weltzer.

Wenzel zufolge ging es ab da nur noch im Stop- and Go-Tempo voran. Im Abteil habe "Galgenhumor" geherrscht. Die Reisenden hätten sich "ziemlich amüsiert", da die Bahn ja eigentlich für die neue Rekordzeit werben wollte. Unplanmäßig hielt der Zug dann auch noch in Bamberg, obwohl der ICE dort eigentlich gar nicht stoppen darf. Um am Bahnhof überhaupt aussteigen zu können, mussten die Fahrgäste sich in die Zugmitte begeben.

Ursache für Panne noch unklar

Eine peinliche Geschichte also für die Bahn - aber was ist die Ursache? Laut Weltzer gingen Bahn-Experten an Bord davon aus, dass das neue System, das die Schnellbahnstrecke ohne Signale steuert, gestört war. Ein Fehler, den es seit langem in den Testfahrten gegeben habe. Offiziell ist aber dazu noch nichts bekannt: Man arbeite mit Hochdruck daran, die Gründe zu ermitteln, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Die Bahn steht zeitlich unter Druck. Denn schon morgen soll mit dem Fahrplanwechsel der reguläre Taktverkehr auf der neuen Trasse beginnen.

Häme und Spott in sozialen Medien

Eine Panne ausgerechnet bei der Eröffnung - vor diesem Hintergrund sind in den sozialen Medien allerhand Spott und Häme zu finden. Auch auf der Facebook-Seite von BR24 gehen viele Kommentare in diese Richtung. Hier nur eine kleine Auswahl:

"Ich bin Mal ehrlich. Mich hätte es gewundert, wenn der Zug pünktlich wäre." Kommentar auf der BR24-Facebook-Seite
"Positiv sehen, es hätten ja auch drei oder vier sein können. Außerdem: Wer über 20 Jahre Bauzeit hat, was sind da zwei Stunden!" Kommentar auf der BR24-Facebook-Seite
"Zwei Stunden Verspätung sind doch ein Klacks gegen das Schicksal der Titanic auf ihrer Jungfernfahrt." Kommentar auf der BR24-Facebook-Seite

Zehn Milliarden Euro Kosten

26 Jahre lang war geplant und gebaut worden - bis zur Eröffnung gestern. Die Investitionskosten liegen bei rund zehn Milliarden Euro.

Mit der neuen Strecke schlage die Bahn ein neues Kapitel in der Bahngeschichte Deutschlands auf, hatte Bahnchef Richard Lutz bei der Eröffnung am Freitag betont. Bundeskanzlerin Merkel sagte bei dem Festakt am Berliner Hauptbahnhof, es sei atemberaubend, was mit dem Verkehrsprojekt Deutsche Einheit geschaffen werde.