Der ehemalige US-Außenminister Colin Powell ist tot. Er starb nach Angaben seiner Familie im Alter von 84 Jahren an den Folgen einer Corona-Erkrankung.
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Früherer US-Außenminister Colin Powell an Covid-19 gestorben

Der frühere US-Außenminister Colin Powell ist tot. Er starb im Alter von 84 Jahren. Powell war unter Präsident George W. Bush Außenminister der USA und machte sich für den hoch umstrittenen Einmarsch im Irak stark. Das haben ihm viele nie verziehen.

Der frühere US-Außenminister Colin Powell ist tot. Der pensionierte General starb im Alter von 84 Jahren an den Folgen einer Corona-Infektion. Powell war zwar gegen Covid-Virus geimpft gewesen. Aber sein Immunsystem war in Folge einer Krebserkrankung geschwächt gewesen. Normalerweise verlaufen Impfdurchbrüche mit dem Coronavirus nur in seltenen Fällen tödlich.

In den USA herrscht Trauer. Auf der anderen Seite haben vor allem viele Iraker Powell bis zuletzt nicht verziehen, dass er sich einst mit falschen Behauptungen für einen Einmarsch der USA im Irak stark gemacht hatte.

Powells Familie erklärte nach der Nachricht des Todes: "Wir haben einen bemerkenswerten und liebenden Ehemann, Vater, Großvater und einen großartigen Amerikaner verloren."

"Er log, log und log", sagt nun indes Marjam, eine 51-jährige Schriftstellerin und zweifache Mutter aus dem Nordirak zur Nachricht über den Tod Powells. "Und wir sind diejenigen, die in nie endenden Kriegen steckten." Ihren Nachnamen wollte sie nicht nennen, weil eines ihrer Kinder in den USA studiert. Der Journalist Muntadher al-Saidi, der weltweit Aufsehen erregte, indem er 2008 bei einer Pressekonferenz einen Schuh auf den damaligen US-Präsidenten George W. Bush warf, twitterte: "Ich bin traurig über den Tod von Colin Powell, ohne dass er für seine Verbrechen im Irak vor Gericht gestellt wurde." Powells Rede im UN-Sicherheitsrat habe zum "Tod Zehntausender Iraker" geführt, sagte der 37-jährige Muajad al Dschaschami, der für Nichtregierungsorganisationen arbeitet.

Erster afroamerikanischer Außenminister

Der liberal gesinnte Republikaner war von 2001 bis 2005 unter Präsident George W. Bush als erster Afroamerikaner der Geschichte Außenminister der USA. Bekannt ist Powell unter anderem für einen umstrittenen Auftritt vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen 2003, wo er zur Begründung für einen Einmarsch der USA im Irak vermeintliche Belege für Massenvernichtungswaffen präsentierte, die Bagdad gar nicht besaß. Den Auftritt bezeichnet Powell später selbst als "Schandfleck" in seinem Lebenslauf.

Gesicht des Golfkriegs 1991

Powell kam 1937 im New Yorker Stadtteil Harlem als Sohn jamaikanischer Einwanderer zur Welt. Er studierte Geografie und startete eine Karriere in der US-Armee, die ihn unter anderem nach Deutschland und zwei Mal nach Vietnam führte. 1989 wurde der hochdekorierte General als erster Afroamerikaner Generalstabschef der US-Streitkräfte. Für viele wurde er das Gesicht des Golfkriegs 1991.

In der nach rechts rückenden republikanischen Partei wurde er aber zunehmend zu einem Fremdkörper. 2008 sprach er eine Wahlempfehlung für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama aus. 2016 und 2020 stellte er sich ebenfalls hinter die demokratischen Kandidaten Hillary Clinton und Joe Biden.

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