Fakes unter dem Weihnachtsbaum - bringt nicht der Weihnachtsmann, sondern Rechte im Netz
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Fakes zu Weihnachten

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Fakes unterm Weihnachtsbaum

Fakes unterm Weihnachtsbaum

Jedes Jahr häufen sich zur Weihnachtszeit Falschmeldungen. Viele davon kommen aus der rechten Szene und spekulieren über den Verlust von Bräuchen. Der #Faktenfuchs stellt die Fakes zusammen, damit Sie Weihnachten (fakten-)sicher überstehen.

Die Wochen vor Weihnachten sind wohl für die wenigsten Menschen wirklich besinnlich, besonders, wenn man sich in sozialen Netzwerken bewegt. Dort finden sich aktuell – wie auch in den vergangenen Jahren – Fakes, Lügen und Falschbehauptungen rund um das Thema Weihnachten. In der Regel geht es um die angebliche Abschaffung und Verdrängung.

  • Dieser Artikel stammt aus 2019. Alle aktuellen #Faktenfuchs-Artikel finden Sie hier

Klassiker 1: Wintermarkt statt Weihnachtsmarkt?!

Ein Klassiker der Falschinformation (auch der Falschinterpretation) ist die angeblich bewusste Umbenennung von Weihnachtsmärkten in Wintermärkte. Als Resultat sei die "abendländische Kultur" in Gefahr, wie bereits 2014 ein damaliger CSU-Bundestagsabgeordneter auf Facebook schrieb.

Gemeint war damals der Wintermarkt am Flughafen München. Dieser Markt heißt nicht Weihnachtsmarkt, weil er bereits im November eröffnet und in der Regel bis in den Januar (also nach Weihnachten) geöffnet bleibt. Reguläre Weihnachtsmärkte schließen schon am 24. oder 26. Dezember.

Klassiker 2: Schoko-Nikolaus oder Zipfelmann?

Dass Produkte neue Namen bekommen, rief schon in der Vergangenheit Verschwörungstheorien hervor. So sehen vor allem Rechte den Osterhasen (an Ostern) und den Schoko-Nikolaus (an Weihnachten) bedroht. Das Beispiel "Zipfelmännchen" dröselten die Faktenchecker von Correctiv bereits auf und kamen zu dem Ergebnis, dass Schoko-Weihnachtsmänner nicht ersetzt werden sollen, sondern lediglich eine zusätzliche Schokohohlfigur "ohne politische und/ oder religiöse Aussage" angeboten werden sollte. Auch hier ist – wenig überraschend – kein Brauch in Gefahr.

Eine Pflanze und die Angst vor einer angeblichen Islamisierung

Erst vor kurzem verbreitete sich eine Meldung über eine Pflanze in rechten Kreisen. Zuerst bot der Discounter Aldi Nord, später auch Aldi Süd, eine Pflanze aus der Gattung "Euphorbia" an. Mit roten Blättern ist sie als Weihnachtsstern bekannt. Aldi verkaufte die Euphorbia jedoch mit anderen Farben, als Herbst- oder Winterstern. Zahlreiche rechte Gruppen phantasierten daraufhin von einer Islamisierung und einer "Abschaffung von Weihnachten". Der Discounter hingegen betonte, dass die Pflanze von September bis Februar blühe. In dieser Zeit wolle man sie den Kunden auch anbieten. Seit Beginn der Weihnachtszeit heißt der Weihnachtsstern in den Verkaufsregalen auch wieder Weihnachtsstern.

Keine Christbäume mehr in Augsburg??!!

Am ersten Adventswochenende in diesem Jahr ging eine Meldung durch die sozialen Netzwerke, die ebenfalls rechte Gruppen aufgriffen: Das Universitätsklinikum Augsburg werde in diesem Jahr keinen Christbaum in der Eingangshalle aufstellen. In den vergangenen Jahren stand dort eine vier bis fünf Meter hohe Tanne, wie ein Sprecher des Klinikums bestätigt. Auf Facebook führte die Ankündigung zu erwartbaren Reaktionen: Das "deutsche Volk" kapituliere und gebe die eigenen Traditionen auf.

Dabei betont das Universitätsklinikum, dass man aus Brandschutzgründen auf eine Naturtanne zu verzichten habe. Eine Tanne aus Kunststoff, die den Brandschutzregeln entsprechen würde, könne nicht aufgestellt werden, weil sie Fluchtwege versperre. Die Feuerwehr habe bei der Begehung des Klinikums also einen Weihnachtsbaum untersagt. Wer jedoch vor der Klinik steht, kann übrigens auf dem Gelände eine rund 20 Meter hohe Tanne sehen, die mit einer Lichterkette geschmückt ist.

Adventskalender abgeschafft?

Der AfD-Bundestagsabgeordnete und ehemalige Vorsitzende im Rechtsausschuss, Stephan Brandner, teilte noch im Oktober ein Bild auf Twitter. Darauf ist ein Adventskalender zu sehen, auf dem das Wort "Geschenkelager" stand. Brandner schrieb dazu: "Ganz früher hieß das mal #Adventskalender, oder?" Dem fügt der Rechtspolitiker ein zorn-rotes Emoji hinzu.

Schnell wiesen unterschiedliche Twitter-Nutzerinnen und Nutzer darauf hin, dass Brandner die Rückseite des Kalenders fotografiert hatte. Auf der Vorderseite stehe sehr wohl "Adventskalender". Brandner verbreitete dabei kein manipuliertes Bild (was ein klassischer Fake wäre), aber er verbreitete eine Falschmeldung. Unklar ist, ob er das unabsichtlich tat oder bewusst. Der Tweet ist jedenfalls noch heute nicht gelöscht (Stand 12. Dezember 2019).

Fazit

An Weihnachten kursieren besonders viele Fakes und Falschinformationen. Die Mehrzahl kommt von rechts und beschwört einen angeblichen Verlust von Traditionen herauf, der so nicht stattfindet. In der Regel lässt sich durch eine einfache Online-Suche herausfinden, wer oder welche Interessen tatsächlich hinter den Meldungen stecken.

💡 Was macht der #Faktenfuchs?

Der #Faktenfuchs ist das Faktencheck-Format des Bayerischen Rundfunks. Wir gehen Gerüchten auf den Grund - und wir beantworten Fragen. Die Journalistinnen und Journalisten im #Faktenfuchs-Team klären absichtlich verbreitete Falschmeldungen oder sich haltende Gerüchte auf. Die Ideen für unsere Artikel kommen vor allem aus den Social Timelines und Kommentarspalten. So erklärt sich die Vielfalt der Themen beim #Faktenfuchs: Politik, Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft, Landwirtschaft oder Medizin. Wirken Inhalte verdächtig oder tritt der Breaking-News-Fall ein, dann prüfen wir auch Bilder oder Videos auf ihre Echtheit und ihren Faktengehalt. Hier erklären wir das ausführlicher. Warum eigentlich "Faktenfuchs"? Wir arbeiten mit einer Software, dem “factfox”. Sie hilft uns, die Fakten im Internet besser zu verbreiten.