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Mark Rutte

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EU ruft Botschafter in Russland für Konsultationen zurück

Die Europäische Union hat ihren Botschafter in Moskau für Konsultationen zum Fall um den Giftanschlag auf den russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal zurückgerufen. Dies teilte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte mit.

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Es handele sich dabei aber um eine "Maßnahme", keine "Sanktion" gegen Russland, erklärte Rutte. So werde der EU-Botschafter nicht gänzlich aus Moskau zurückgerufen.

Beim EU-Gipfel in Brüssel hatte Großbritannien zuvor Rückendeckung bekommen. Es sei "sehr wahrscheinlich", dass Russland für die Vergiftung Skripals verantwortlich sei, twitterte EU-Ratspräsident Donald Tusk. "Eine andere plausible Erklärung gibt es nicht." 

Auch in einer von allen 28 EU-Staaten verabschiedeten Erklärung heißt es, es sei "höchst wahrscheinlich, dass die Russische Föderation verantwortlich ist". Den Briten sicherten die Staats- und Regierungschefs "uneingeschränkte Solidarität" zu.

Merkel: "Weitere Maßnahmen möglich"

Die Staats- und Regierungschefs signalisierten ihre Bereitschaft, den Konflikt, der bislang vor allem zwischen Russland und Großbritannien ausgetragen wurde, auf die europäische Ebene zu heben. Kanzlerin Merkel sagte zum Abschluss der Gipfelberatungen, dass es womöglich nicht bei der bloßen Verurteilung Moskaus bleiben werde. Die EU-Staaten seien bereit, "gegebenenfalls auch durch weitere Maßnahmen einheitlich zu reagieren".

Mit der Rückberufung des EU-Botschafters zu Konsultationen wollten die EU-Staats- und Regierungschefs nach Angaben aus EU-Kreisen ein Zeichen der Entschlossenheit setzen. Demnach erwägen "einige Mitgliedsstaaten" zudem, russische Diplomaten auszuweisen oder eigene Vertreter zurückzubeordern. Frankreich und Litauen zeigten sich in Brüssel offen für einen solchen Schritt.

Russischer Botschafter: "Inakzeptable Sprache"

Der neue russische Botschafter in Deutschland hat scharf auf die Erklärung des EU-Gipfels reagiert, "So eine Sprache ist inakzeptabel", sagte Sergej Netschajew der "Neuen Osnabrücker Zeitung" . 

Netschajew bekräftigte Russlands Angebot, bei der Aufklärung des Giftanschlags von Salisbury mit der internationalen Gemeinschaft zusammenzuarbeiten. "Aber wir sind gegen Ultimaten und unbewiesene Verleumdungen, geprägt von unangemessenen Aussagen und Parallelen", sagte Netschajew.

Anschlagsopfer weiter im Koma

Der frühere russische Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia waren am 4. März in Salisbury vergiftet worden. Sie liegen weiter im Koma. London zufolge wurden beide mit dem militärischen Nervengift Nowitschok vergiftet, das zu Zeiten der Sowjetunion entwickelt wurde.