Feuerwehrleute bewässerten am Samstag vor dem Abschlussfeuerwerk von "Rhein in Flammen" den Hang der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz.
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Feuerwehrleute bewässerten am Samstag vor dem Abschlussfeuerwerk von "Rhein in Flammen" den Hang der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz.

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Debatte über Feuerwerk bei "Rhein in Flammen" trotz Trockenheit

Obwohl "Rhein in Flammen" in Koblenz nach der Corona-Pause wieder stattfinden konnte, war die Stimmung getrübt. Vorab gab es Streit ums Feuerwerk: Wegen der Trockenheit herrschte Unverständnis. Der Veranstalter verwies auf die Risikominimierung.

Mit dem Rhein steht zurzeit auch das Thema Trockenheit in Verbindung. Der Pegel des wichtigen Schifffahrtsflusses sinkt, statt blauem Wasser grenzen gelbe Sand- und Steinbände an die Ufer. Zudem brennen in Deutschland immer wieder Wald- und Wiesengebiete.

Zu diesem Sommer gehören aber auch langersehnte Veranstaltungen: In Koblenz etwa "Rhein in Flammen" - eine Festreihe zwischen Mai und September, bei denen Orte, Burgen und Rheinanlagen unter anderem durch Feuerwerk erstrahlen. Der Einsatz dieser Pyrotechnik ist angesichts der Dürrezeit äußert umstritten.

"Rhein in Flammen": Viele Interessen kommen zusammen

Laut der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH, Veranstalter des Events, schauten sich am Samstagabend rund 90.000 Teilnehmer "Rhein in Flammen" zwischen Spay und Koblenz an. Nach zwei Jahren Corona-Pause spielte dabei auch der wirtschaftliche Aspekt der Veranstaltung eine Rolle. Die Hoteliers, die Gaststätten, die beteiligten Schiffe: "Es sind ganz, ganz viele Interessen, die hier abzuwägen sind", sagte die Bürgermeister von Koblenz, Ulrike Mohrs (CDU), im Vorfeld dem SWR. "Aber eines möchte ich ganz deutlich machen: Das Sicherheitsinteresse war für uns immer wirklich das höchste und das übergeordnete Interesse."

Nicht alle Feuerwerke abgebrannt, Schiffskonvoi abgesagt

So habe es dieses Jahr ein "neues, komprimiertes Veranstaltungskonzept" gegeben: Der festliche Schiffskonvoi wurde wegen zu wenig Wasser abgesagt. Nicht alle Feuerwerke würden abgebrannt, nur solche Feuerwerkskörper, "die die größtmögliche Sicherheit gewährleisten". Außerdem hieß es zum Sicherheitskonzept, Feuerwerke würden in einigen Orten vorsorglich am Wasser abgeschossen. Am Gelände der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz seien im Vorfeld Totholz entfernt und die Zisternen mit Wasser befüllt worden.

Feuerwehr Koblenz bewässert Festungshang

Die Zisternen spielten auch in den Sozialen Netzwerken eine Rolle. Die Feuerwerk Koblenz postete am Samstag ein Foto von der Bewässerung mit dem Kommentar: "Auch in diesem Jahr wird der Festungshang vor dem Feuerwerk wieder bewässert." Woher kommt das Wasser, fragte sich daraufhin ein User, womöglich angesichts des Pegelstands und der Sparaufforderungen in Deutschland: "Mit Wasser aus dem ... Rhein?!" Die Antwort der Feuerwehr: "Der größte Teil wurde aus Regenwasserzisternen auf der Festung entnommen."

Veranstalter: Risiko zumindest minimieren

Brände im Zusammenhang mit dem Feuerwerk wurden in der Nacht nicht gemeldet. Obwohl der Veranstalter betonte, die Feuerwehren hielten das Risiko, dass durch das Feuerwerk Brände ausgelöst werden könnten, nach enger Abstimmung für beherrschbar, blieb ein Rest an Unsicherheit: "Vermeiden letztendlich kann man das nicht, wenn man Feuerwerke veranstaltet, aber man kann Risiken minimieren, sodass es vertretbar ist, auch diese Feuerwerke durchzuführen", sagte Stefan Zindler, Geschäftsführer von Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH, im SWR.

Umwelthilfe: "Unsinn und grob fahrlässig"

Nichtsdestotrotz: Die Grünen in Rheinland-Pfalz drängten schon im Vorfeld einmal mehr auf Alternativen zum Feuerwerk, etwa einer Lasershow. Die Deutsche Umwelthilfe twitterte: "Im Sommer, mit extremer Waldbrandgefahr, bei 'Rhein in Flammen' Feuerwerke zu zünden, ist nicht nur Unsinn, sondern grob fahrlässig. Wir fordern von den Kommunen einen endgültigen Stopp von Feuerwerk - im Winter wie im Sommer!" Denn neben der Brandgefahr bleibt andere, seit Jahren diskutierte Kritik an Pyrotechnik: etwa die Feinstaubbelastung und der Lärm. Vor allem an Silvester versuchen Pyrotechniker, Feuerwerks-Händler und -Begeisterte dem etwas entgegenzuhalten.

Unmut auf Twitter ausgedrückt

Ihren Unmut über das diesjährige Feuerwerk teilten einige auf Twitter. Dort trendete am Sonntag der Hashtag "RheininFlammen". "'Rhein in Flammen' hat dieses Jahr eine andere Bedeutung, oder?", hieß es beispielsweise. "Kann man etwas Sinnloseres machen, als während einer Dürre an seinem vermaledeiten Feuerwerk festzuhalten? Welcher Rhein sollte da beflammt werden, das Kiesbett?", fragte ein anderer User. Und: "In Koblenz findet gerade eine Party auf dem fast ausgetrockneten Rhein statt, mit einem Feuerwerk, für das extra noch ein Hang gewässert werden muss. Das ist so grotesk. Ja, ja, ich weiß: 'Aber der Tourismus.' Und dann heißt die Veranstaltung auch noch 'Rhein in Flammen'."

Bildrechte: dpa-Bildfunk/Christoph Reichwein
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Der Rhein führte wie hier in Düsseldorf in den vergangenen Tagen stellenweise deutlich weniger Wasser als sonst.

Trockenheit auch in Bayern

Auch in Bayern überlegen Veranstalter, ihre Feuerwerke abzusagen. Auf manchen Volksfesten zum Beispiel ist das schon geschehen. Grund waren auch dort oft die hohe Brandgefahr sowie Brandschutzbehörden und Feuerwehren, die anregten, Pläne noch einmal zu überdenken.

Mehrere Regionen im Freistaat meldeten bereits Niedrigwasser. Die Lage sei sehr ernst, so das Landesamt für Umwelt in seinem aktuellen Niedrigwasser-Lagebericht für Bayern. Aufgrund der hohen Waldbrandgefahr finden Beobachtungsflüge statt. Bayerns Feuerwehren müssen aufrüsten. Teilweise werden Verbote zur Entnahme von Wasser aus Flüssen und Seen erlassen.

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