VW-Tochter Audi.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Julian Stratenschulte

VW-Tochter Audi.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Darf Audi Mitarbeiter gendern? VW-Angestellter zieht vor Gericht

Ein VW-Mitarbeiter will nicht in gendergerechter Sprache angesprochen werden und klagt deswegen gegen die Konzerntochter Audi. Jetzt müssen sich die Richter mit dem Gender-Leitfaden des Konzerns auseinandersetzen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Darf der Automobilhersteller Audi seine Mitarbeitenden in gendergerechter Sprache ansprechen? Mit dieser Frage beschäftigt sich nun die Zivilkammer des Ingolstädter Landgerichts. Ein Angestellter des Automobilherstellers VW, der mit Audi-Kollegen zusammenarbeiten muss, hat die Audi AG verklagt, nachdem das Unternehmen keine Unterlassungserklärung abgeben wollte. Er sieht durch den Gender-Leitfaden seine allgemeinen Persönlichkeitsrechte verletzt.

Der Autobauer hatte im vergangenen Jahr eine Unternehmensrichtlinie zu gendersensibler Sprache erlassen. Konkret stört sich der Kläger daran, dass in der Kommunikation mit ihm Gender-Formen wie der Unterstrich ("Mitarbeiter_innen") genutzt worden seien.

Richter will zunächst gütliche Einigung erzielen

Wie ein Sprecher des Gerichts erläuterte, wird der Richter bei dem Termin zunächst versuchen, eine gütliche Einigung zwischen den Parteien zu erreichen. Sollte diese nicht gelingen, werde anschließend gleich die Hauptverhandlung beginnen.

Audi hatte im März 2021 "zur besseren Sichtbarkeit geschlechtlicher Vielfalt" einen Leitfaden für gendersensible Sprache eingeführt. Dabei geht es darum, wie die Mitarbeitenden schriftlich gendersensibel kommunizieren sollen. Audi schlägt entweder neutrale Formulierungen ("Führungskraft" statt "Chef") oder den sogenannten Gender-Gap vor, mit dem die männliche und die weibliche Form mit einem Unterstrich verbunden wird.

Die beiden Anwälte des Klägers betrachten das Verfahren auch als eine Art Musterprozess. "Das ist eine Frage, die die Gesellschaft berührt", sagte Rechtsanwalt Dirk Giesen.

Audi will Mitarbeitenden mit Respekt und Wertschätzung begegnen

Audi selbst will zu dem laufenden juristischen Verfahren keine konkrete inhaltliche Erklärung abgeben. Davon abgesehen gelte aber, dass das Unternehmen eine Organisationskultur pflegen wolle, die von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung geprägt sei, sagte Audi-Sprecher Wolfgang Schmid. "Die Verwendung gendersensibler Sprache bedeutet eine Kommunikation, die alle Geschlechter und geschlechtlichen Identitäten wertschätzt und berücksichtigt."

Wann es in dem Verfahren ein Urteil gibt, ist bislang noch unklar. Der weitere Fortgang dürfte von dem Ergebnis des ersten Prozesstages abhängen. Zivilverfahren dauern häufig wesentlich länger als Strafprozesse und können sich in die Länge ziehen.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!