Eine Person bei einem Corona-Schnelltest.
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Corona Schnelltest

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Corona-Infektionen steigen an: Epidemiologe rät zu Selbsttests

Ärzte melden vermehrt Coronafälle in ihren Praxen. Ein Experte rät nun: Bei Schnupfen und Husten unbedingt selbst testen. Das funktioniere weiterhin zuverlässig, auch bei der neuen Virusvariante.

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Wegen steigender Zahlen von bestätigten Corona-Fällen in Deutschland hat der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb im Verdachtsfall zu Selbsttests aufgerufen. "Wer Erkältungssymptome hat, sollte sich jetzt wieder testen, um eine Corona-Infektion zu erkennen und möglichst niemanden anzustecken", sagte Zeeb dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Die Tests funktionieren weiterhin zuverlässig, auch bei der neuen Variante."

Selbsttests weisen Eiweißstrukturen des Coronavirus nach und unterscheiden nicht nach dem Erbgut. Deswegen können die auf dem Markt befindlichen Corona-Selbsttests durchaus auf die neue Corona-Variante EG.5 ansprechen. Die EU veröffentlicht regelmäßig eine Liste der auf dem Markt befindlichen Antigentests, die sich in ihrer Qualität aber stark unterscheiden.

Münchner Experten haben Zweifel an Tests

Die Münchner Virologin Ulrike Protzer hält die Tests jedoch nicht für sinnvoll: "Selbsttests sprechen ganz am Anfang einer Infektion, wo ich durchaus schon ansteckend bin, einfach nicht an. Dafür ist die Empfindlichkeit nicht hoch genug."

Auch Christoph Spinner vom Klinikum rechts der Isar, hält die Corona-Selbsttests inzwischen für wenig sinnvoll: "Menschen mit Symptomen von Atemwegserkrankungen sollten zu Hause bleiben, wenn sie krank sind. Völlig unabhängig davon, ob Corona oder eine andere Virusgrippe vorliegt."

Virologe: Größere Corona-Welle wahrscheinlich

Auch der Hausärzteverband rief zu einem größeren Bewusstsein für eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus auf. "Aktuell nehmen wieder vermehrt in Praxen Corona-Fälle wahr. Patientinnen und Patienten raten wir daher, bei einem Infekt auch an eine mögliche Covid-19-Infektion zu denken", sagte Verbands-Vizechefin Nicola Buhlinger-Göpfarth dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Der Essener Virologe Prof. Ulf Dittmer sieht momentan eine Corona-Sommerwelle, "keine sehr große, aber eine Sommerwelle". Er hält auch eine neue größere Corona-Welle für wahrscheinlich, "und damit werden auch wieder mehr Menschen schwer erkranken, vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem."

Dittmer kritisiert eine nach wie vor unbefriedigende Datenlage bei Covid-19. "Die Datenlage ist nicht gut, weil nur noch wenig getestet wird", sagte er der Kölnischen Rundschau: "Wir sind ein wenig im Blindflug unterwegs. Und wenn es noch einmal dramatischer werden sollte, werden wir das erst bemerken, wenn die Fallzahlen in den Krankenhäusern stark steigen."

Stiko empfiehlt Auffrischungsimpfung für Risikopatienten

Für Buhlinger-Göpfarth vom Hausärzteverband sei auffällig, dass sich nur wenige Menschen impfen lassen wollen. "Die Hausarztpraxen werden ihre Risikopatientinnen und -patienten insbesondere Richtung Herbst wieder intensiver auf die Impfung ansprechen, etwa gemeinsam mit der Empfehlung zur Grippeschutzimpfung", sagt Buhlinger-Göpfarth. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Auffrischungsimpfung für Menschen ab 60 Jahren sowie ab sechs Monaten mit bestimmten Vorerkrankungen.

Neue Variante EG.5 ist ansteckender

Weil EG.5 im Vergleich zu seinen "Eltern" XBB.1.9.2 und XBB.1.5 eine zusätzliche Mutation im Spike-Protein trägt, ist diese Variante ansteckender. Vermutlich ist es diese kleine Abweichung, die es dem Virus ermöglicht, eine bereits erworbene Immunität gegen Corona zu umgehen.

Solche Veränderungen seien ein üblicher Prozess, sagt Spinner: "Das Virus sucht nach Überlebensmöglichkeiten. Und das Immunsystem von uns Menschen passt sich entsprechend an, um sich auch gegen neue Varianten wehren zu können. So wird es immer wieder neue Corona-Varianten geben." Die neue Virusvariante EG.5 ist aber nicht gefährlicher, darin sind sich die Experten einig.

Auch die WHO hat bislang noch keine Anhaltspunkte, dass Erkrankungen mit dem Sub-Typ EG.5 eventuell schwerer verlaufen.

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