Holzstämme werden für den Export in Container verladen
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Holzstämme werden für den Export in Container verladen

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Holzexporte: Wie klimaschädlich ist Containerbegasung?

Um beim Holzexport keine Schädlinge zu exportieren, werden Schiffscontainer nach China oder Vietnam begast. Dabei kommt das klimaschädliche Sulfurylfluorid zum Einsatz. Das Umweltinstitut München will gegen die Wiederzulassung in der EU vorgehen.

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Wenn Schiffscontainer mit Holzstämmen auf die Reise gehen, werden sie zuvor begast. Damit soll vermieden werden, dass mit der Fracht auch Schädlinge exportiert werden. Der Wirkstoff dafür heißt Sulfurylfluorid, ein farb- und geruchloses, giftiges Gas. Allerdings hat es auch ein hohes Treibhauspotenzial: Laut Weltklimarat ist eine Tonne Sulfurylfluorid auf 100 Jahre gesehen so klimaschädlich wie 4.090 Tonnen CO2. In den nächsten Monaten wird auf EU-Ebene über eine Wiederzulassung entschieden. Das Umweltinstitut München hat jetzt eine Online-Petition dagegen gestartet.

Sulfurylfluorid ersetzt ozonschädliches Methylbromid

Einfuhrländer wie China oder Vietnam verlangen die Begasung von Exportholz, um sich vor Schädlingen wie dem Borkenkäfer zu schützen. Bis zum Jahr 2000 wurde der Stoff Methylbromid eingesetzt. Weil das aber die Ozonschicht schädigt, wurde es durch Sulfurylfluorid ersetzt. 2007 kommt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zu der Einschätzung, dass die klimaschädliche Wirkung von Sulfurylfluoroid wegen der geringen Mengen zu vernachlässigen ist. Die Europäische Chemikalienagentur ECHA stellte 2015 fest, dass der Anteil von Sulfurylfluorid an der globalen Erwärmung im Vergleich zu den gesamten Emissionen bei 0,03 Prozent lag. Das Umweltbundesamt schreibt aber, die Hintergrundkonzentration in der Atmosphäre habe messbar zugenommen.

Ansteigende Emissionen

Noch im Ausfuhrhafen werden die Container begast und anschließend geöffnet, dabei gelangt das klimaschädliche Gas in die Atmosphäre. Der Holzexport gerade über den Hafen in Hamburg ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Die Technische Universität der Stadt arbeitet an einer Versuchsanlage, damit das Gas nach der Anwendung aufgefangen werden kann.

Denn eigentlich ist das Problem bekannt: Entsprechend der technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft darf der Stoff inzwischen gar nicht mehr in die Atmosphäre gelangen. Allerdings gibt es noch kein funktionierendes Verfahren zur Abscheidung. Alternativ könnte das Holz auch erhitzt werden, was aber nur sinnvoll ist, wenn erneuerbare Energie verwendet wird. In Neuseeland ist nach Angaben des Hamburger Senats auch ein Verfahren mit Ethandinitril zugelassen.

Petition gegen Wiederzulassung

Das Umweltinstitut München will die Wiederzulassung des Wirkstoffs Sulfurylfluorid jetzt mit Hilfe einer Online-Petition verhindern. In den letzten Jahren sei immer mehr Käferholz exportiert worden. Im Hamburger Hafen wurden den Angaben zufolge 2015 noch 17 Tonnen Sulfurylfluorid zur Begasung von Stammholz eingesetzt, 2020 waren es schon 230 Tonnen. Die Umweltorganisation hat ausgerechnet, dass so innerhalb von drei Jahren 2,96 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente freigesetzt wurden. Das sei mehr als der jährliche Treibhausgasausstoß des innerdeutschen Flugverkehrs.

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