19.9.2023: Zerstörungen in der Regionalhauptstadt Stepanakert
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19.9.2023: Zerstörungen in der Regionalhauptstadt Stepanakert

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Feuerpause in Berg-Karabach vereinbart

In der Kaukasus-Region Berg-Karabach ist Medienberichten zufolge eine Feuerpause vereinbart worden. Zuvor war die Regionalhauptstadt Stepanakert nach Angaben lokaler Behörden erneut von Aserbaidschan mit Raketen und Artillerie angegriffen worden.

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In der Kaukasus-Region Berg-Karabach ist Medienberichten zufolge eine Feuerpause vereinbart worden. Die Armenier in Berg-Karabach hätten der Forderung Aserbaidschans zugestimmt, die Kämpfe zu beenden und ihre Waffen abzugeben, meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax am Mittwoch. Auch der armenische Sender Sputnik Armenia berichtete, es gebe eine Feuerpause. Am Donnerstag soll es Gespräche geben.

Zuvor hatten am Morgen Explosionen Teile der Kaukasusregion Berg-Karabach erschüttert. Die Detonationen um die Regionalhauptstadt Stepanakert ereigneten sich im Abstand weniger Minuten.

Jahrzehntelanger Streit um Berg-Karabach

Die Kaukasusregion Berg-Karabach ist international als zu Aserbaidschan zugehörig anerkannt, wird jedoch mehrheitlich von Armeniern bewohnt. Der Streit, zu welcher der beiden ehemaligen Sowjetrepubliken die Region gehört, dauert bereits Jahrzehnte an. Berg-Karabach hat 1991 seine Unabhängigkeit von Aserbaidschan erklärt.

Explosionen am Morgen in Stepanakert

Am Dienstag hatten aserbaidschanische Streitkräfte armenische Positionen mit schwerer Artillerie angegriffen. Nach Angaben des Menschenrechtsbeauftragten der international nicht anerkannten Republik Berg-Karabach (Arzach), Gegam Stepanjan, wurden am Dienstag 27 Todesopfer verzeichnet. Mehr als 200 Personen seien verletzt worden. Mehr als 7.000 Bewohner wurden demnach aus 16 Ortschaften evakuiert.

Guterres zeigte sich "äußerst besorgt"

Aserbaidschan hatte seine Angriffe als Anti-Terror-Einsatz bezeichnet, der weitergehen werde, bis "illegale armenische Militärformationen" kapitulierten und die separatistische Regierung von Berg-Karabach sich auflöse. Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium hatte erklärt, man beschränke sich auf militärische Ziele. In Stepanakert waren in den Straßen jedoch Schäden zu sehen, etwa zerstörte Schaufensterscheiben und durchlöcherte Fahrzeuge.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hatte sich "äußerst besorgt" gezeigt. In New York forderte er am Dienstag (Ortszeit) eine sofortige Einstellung der Kampfhandlungen sowie Zugang für humanitäre Hilfe. Die Lage der Zivilbevölkerung nannte Guterres besorgniserregend.

SPD-Politiker Roth fordert Konsequenzen

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Michael Roth (SPD), forderte Konsequenzen. "Wir sollten ein klares Signal an Baku senden, dass wir diese kaltblütige Aggression nicht einfach hinnehmen werden", sagte Roth der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Selbstverständlich gehört auch dazu, dass man wirtschaftliche Beziehungen auf den Prüfstand stellt, wenn ein Land, mit dem man Handel betreibt, zu militärischer Gewalt greift", sagte er weiter. Er könne sich ein "business as usual" nicht vorstellen, sollte ein neuer Krieg hereinbrechen, "der Frieden, Stabilität und Sicherheit in der ganzen Region gefährdet".

Auch die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann verurteilte den Angriff scharf. Aserbaidschan müsse die gegen jedes Recht durchgeführten Angriffe auf armenische Zivilisten sofort einstellen, sagte sie auf der Plattform X, ehemals Twitter. "Wir müssen ein klares Zeichen an Baku senden."

Zentralrat der Armenier in Deutschland fordert rasches Handeln

Der Zentralrat der Armenier in Deutschland forderte die Bundesregierung angesichts des Militäreinsatzes in der mehrheitlich von Armeniern bewohnten Region zu raschem Handeln auf. Deutschland und die EU müssten "endlich effektive Instrumente wie Sanktionen gegenüber Aserbaidschan einsetzen, um ein erneutes Blutbad und die Vertreibung der Armenier aus Berg-Karabach zu verhindern", erklärte der Zentralrat am Mittwoch in Frankfurt am Main.

Berg-Karabach liegt auf aserbaidschanischem Gebiet, ist aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt und hat sich in 1990er Jahren mit Unterstützung Eriwans in einem blutigen Bürgerkrieg von Baku gelöst. 2020 gelang es dem durch Öl- und Gaseinnahmen hochgerüsteten Aserbaidschan, große Teile der Region zurückzuerobern. Der damals nach dem Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien geschlossene Waffenstillstand ist trotz der dort zur Überwachung eingesetzten russischen Truppen brüchig. Zudem hat Baku monatelang den einzigen Zugang Berg-Karabachs zum armenischen Kernland blockiert. Beobachter nennen die humanitäre Lage in der Region katastrophal.

Mit Informationen von Reuters, AP, dpa, KNA

In der Kaukasusregion gilt seit dem Vormittag eine Feuerpause.
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In der Kaukasusregion gilt seit dem Vormittag eine Feuerpause.

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