Bedürftige Menschen laufen vor der Münchner Tafel
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Münchner Tafel (Archivbild)

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Armutsquote so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr

Die Armutsquote in Deutschland hat laut dem Paritätischen Wohlfahrtsverband den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung erreicht. Die Corona-Krise könnte die Situation zusätzlich verschärfen.

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Die Armutsquote in Deutschland hat nach neuen Zahlen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung erreicht. Fast 16 Prozent der Bevölkerung leben demnach unterhalb der Armutsgrenze. Das sind 13,2 Millionen Menschen.

Regionale Unterschiede weiterhin groß

Laut dem Bericht wuchs die Armut 2019 im Vergleich zum Vorjahr praktisch flächendeckend. Positive Entwicklungen, wie zuletzt in den ostdeutschen Bundesländern seien gestoppt. Zugleich zeigten sich weiterhin deutliche regionale Unterschiede.

So verzeichneten Bayern und Baden-Württemberg eine gemeinsame Armutsquote von 12 Prozent während die übrigen Bundesländer zusammen auf eine Quote von 17,4 Prozent kämen. Am stärksten wächst dem Bericht zufolge die Armut in Nordrhein-Westfalen.

Vor allem Alleinerziehende und Familien betroffen

Besonders betroffen sind Alleinerziehende, Arbeitslose und kinderreiche Familien. Der Verband wirft der Bundesregierung eine "armutspolitische Verweigerungshaltung" vor.

"Volkswirtschaftliche Erfolge kommen seit Jahren nicht bei den Armen an und in den aktuellen Krisen-Rettungspaketen werden die Armen weitestgehend ignoriert." Ulrich Schneider, Paritätischer Gesamtverband.

Corona-Krise könnte Lage weiter verschärfen

Schneider geht davon aus, dass die Corona-Krise Armut und soziale Ungleichheit weiter verschärfen wird. Er fordert eine bedarfsgerechte Anhebung der Regelsätze in Hartz IV und der Altersgrundsicherung auf mindestens 644 Euro, die Einführung einer Kindergrundsicherung sowie Reformen von Arbeitslosen- und Rentenversicherung.

"Deutschland hätte es in der Hand, seine Einkommensarmut abzuschaffen und parallel für eine gute soziale Infrastruktur zu sorgen", so Schneider.

💡 Ab wann gilt man als arm?

Der sogenannte "relative" Armutsbegriff richtet sich nach dem Nettoeinkommen einer Person. Demnach gilt man als arm, wenn das monatliche Einkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens beträgt.

Bei einem Einpersonenhaushalt lag diese Grenze in Deutschland im vergangenen Jahr bei 1.074 Euro im Monat.

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