Der Apotheker Peter S. hat laut Anklage bei den Krankenkassen jahrelang die verschriebene Wirkstoffmenge abgerechnet, seine Medikamente sollen aber zu wenig oder bisweilen überhaupt keinen Wirkstoff enthalten haben. Den gesetzlichen Kassen ist dadurch der Anklage zufolge seit 2012 ein Schaden von rund 56 Millionen Euro entstanden. Die Staatsanwaltschaft geht zu Beginn des Prozesses vor dem Landgericht Essen von fast 62.000 Fällen aus, in denen der 47-Jährige Krebsmedikamente gepanscht haben soll. Betroffen sind mehr als 1.000 Patienten von 37 Ärzten, Praxen und Kliniken in sechs Bundesländern, die meisten in Nordrhein-Westfalen. Der Angeklagte sitzt seit fast einem Jahr in Untersuchungshaft. Er hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe und ein Berufsverbot.
Schärfere Kontrollen gefordert
Die Stiftung Patientenschutz hat angesichts des Falles schärfere Gesetze zur Kontrolle von Schwerpunktapotheken für Krebsmedikamente gefordert. Deutschlandweit gebe es 300 dieser Apotheken, erklärte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Diese Apotheken versorgten hunderttausende Patienten.
"Unangekündigte Stichprobenkontrollen müssen viermal jährlich durch Amtsapotheker stattfinden. Zudem gilt es, nicht verbrauchte individuelle Krebsmittel zentral zu sammeln und stichprobenartig auf die Wirkstoffe zu überprüfen." Eugen Brysch, Stiftung Patientenschutz
Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe bereits verbesserte Regelungen bei der Apothekenüberwachung angekündigt.