Annalena Baerbock (Archivbild)
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Bundesaußenministerin Baerbock fordert von der Türkei, sofort sämtliche Grenzübergänge nach Syrien zu öffnen.

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Baerbock: Mehr Grenzübergänge nach Syrien öffnen

Ein einziger Übergang von der Türkei nach Syrien ist passierbar. Damit Hilfsgüter schneller zu den syrischen Erdbebenopfern kommen, fordert Außenministerin Baerbock von der Türkei, weitere Grenzübergänge zu öffnen. Mit Assad gebe es keine Gespräche.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Zur Unterstützung der nur schwer erreichbaren Erdbeben-Opfer in Nordwesten Syriens sind am heutigen Donnerstag nun die ersten sechs Lastwagen mit Hilfsgütern der Vereinten Nationen eingetroffen.

Das Problem der UN und anderen Hilfsorganisationen: Es gibt derzeit nur einen offenen Grenzübergang zur Türkei. Und dieser war wegen Straßenschäden in Folge des Erdbebens bisher nicht zu erreichen. Inzwischen konnten die Straßen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge teilweise wieder repariert werden.

  • Zum Artikel: Wie kommt die Hilfe zu den Erdbebenopfern in Syrien?

Mehr Grenzübergänge nach Nordsyrien öffnen für Hilfe

Damit die Hilfsgüter jedoch schneller zu den Opfern gelangen, dringt Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) darauf, mehr Grenzübergänge nach Syrien zu öffnen. Das werde aktuell "mit allen möglichen diplomatischen Kontakten" versucht, sagte Baerbock dem Radiosender WDR 5. Sie habe darüber auch bereits mit ihrem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavosoglu gesprochen. "In so einer Situation tun wir alles dafür, Menschenleben zu retten."

"Minütlich erreichen uns neue Todeszahlen", verwies sie auf die furchtbare Lage in dem Katastrophengebiet beiderseits der türkisch-syrischen Grenze. Für den fehlenden Zugang zu den von Rebellen kontrollierten Gebieten im Nordwesten Syriens machte die Außenministerin allerdings vor allem die syrische Regierung verantwortlich.

Baerbock macht Assad-Regime Vorwürfe

Nach Informationen ihres Ministeriums sei die Straße am einzigen geöffneten Grenzübergang nach Syrien, Bab al-Hawa, weitgehend repariert, erklärte Baerbock. Einzelne Transporte seien heute möglich. "Wir brauchen aber weiteren Zugang." Die Lage vor Ort sei dramatisch. In der Vergangenheit habe das syrische Regime unter Baschar al-Assad die Grenze geschlossen, keine humanitäre Hilfe hineingelassen und gerade die Region im Norden Syriens werde immer wieder bombardiert, sagte die deutsche Chefdiplomatin.

"Wir versuchen, jeden kleinen Strohhalm, den wir haben, zu greifen, denn wie gesagt, es kommt hier wirklich auf Stunden an", sagte Baerbock. Auf die Frage, ob die Bundesregierung mit Damaskus in Kontakt stehe, sagte die Ministerin: "Wir sind mit allen Akteuren in Verbindung, mit denen wir jetzt erreichen können, dass die Hilfe ankommen kann." Die Bundesregierung arbeite mit diesem "Regime" nicht zusammen, betonte sie, "deswegen müssen wir andere Wege gehen, die wir in der Vergangenheit über die Vereinten Nationen auch gegangen sind und nutzen jetzt jede Möglichkeit, damit die Hilfe vor Ort ankommen kann".

90 Prozent der Bevölkerung bereits vor Erdbeben auf humanitäre Hilfe angewiesen

Der Grenzübergang Bab al-Hawa war schon vor dem Erdbeben eine Lebensader für rund 4,5 Millionen Menschen in Gebieten im Nordwesten des Landes, die nicht von der syrischen Regierung kontrolliert werden. 90 Prozent der Bevölkerung waren dort bereits vor der Katastrophe nach UN-Angaben auf humanitäre Hilfe angewiesen. In der Region leben Millionen, die durch Kämpfe in Syrien vertrieben wurden. Zu ihrem Leid kommen unter anderem mangelhafte Ernährung, Cholera, kaltes Winterwetter und nun die Folgen der Erdbeben hinzu.

Syrische Regierung will Kontrolle über Hilfszahlungen

Bab al-Hawa ist der einzig offene von ursprünglich vier Grenzübergängen aus der Türkei nach Nordsyrien. Die syrische Regierung wollte humanitäre Hilfe schon vor dem Erdbeben komplett durch die von ihr kontrollierten Gebiete fließen lassen, um den Rebellen im Norden weitere Ressourcen zu entziehen. Dies fordert sie nun erneut. Bei Hilfslieferungen und -zahlungen an die Regierung gab es immer wieder Berichte, dass die Regierung sich daran bereichert und die Güter als Machtmittel im Bürgerkrieg einsetzt.

Millionen syrischer Flüchtlinge leben in der Türkei

Aktivisten hatten zuvor berichtet, dass nach dem Erdbeben zwar keine Hilfsgüter, stattdessen aber Leichen von Syrern aus der Türkei über den Grenzübergang transportiert würden. In der Türkei leben Millionen syrische Flüchtlinge. Die syrische Grenzbehörde veröffentlichte Fotos von Kleinbussen, aus denen Leichensäcke in andere Fahrzeuge umgeladen werden. Seit den Erdbeben am Montag kamen der Behörde zufolge mehr als 300 Leichen von Syrern über Bab al-Hawa nach Syrien.

  • Zum Artikel Erdbeben-Katastrophe: Welche Hilfe jetzt sinnvoll ist

Mit Informationen der dpa.

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