Bildrechte: dpa-Bildfunk/Roland Weihrauch
Bildbeitrag

Essener Tafel

Bildbeitrag
>

An der Armutsgrenze: Gutes Leben trotz Hartz IV?

An der Armutsgrenze: Gutes Leben trotz Hartz IV?

Reicht Hartz IV zum Leben? Die Debatte über Armut und die Versorgungslage in Deutschland ist voll entbrannt - spätestens, seit die Essener Tafel entschieden hat, vorübergehend keine Ausländer als Neukunden mehr aufzunehmen.

Jens Spahn, Bundesgesundheitsminister und CDU-Politiker, machte zuletzt mit dem Satz von sich reden, niemand müsse in Deutschland hungern. Mit Hartz IV habe "jeder das, was er zum Leben braucht". Für BR-Reporterin Constanze Schulze war dies der Anlass, mit denen zu sprechen, die es wissen müssen: Kunden der Lebensmittel-Tafel in Nürnberg.

Armut ist nicht nur hungern müssen

Da ist zunächst Margitta Butzer. Sie arbeitete lange als Pflegekraft und bezieht jetzt Hartz IV. Aber das reicht ihr nicht. Deshalb geht sie regelmäßig zur Nürnberger Tafel. Die 59-Jährige muss nicht hungern - das sagt sie auch selbst. Arm fühle sie sich aber trotzdem. Jeder Einkauf müsse akribisch geplant werden.

"Wieso? Weil man eben auf so viele Dinge verzichten muss. Man muss immer auf so vieles achten, was kostet wieviel, was kann ich ausgeben?" Margitta Butzer, Hartz IV-Empfängerin

Nachfrage steigt

Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Anzahl der Tafeln in den vergangenen Jahren stetig gestiegen ist. Gab es 2005 bundesweit noch 480 Tafeln, waren es im vergangenen Jahr 934. Die Menge der gespendeten Lebensmittel steigt tendenziell ebenfalls. Sie hält allerdings der immer stärker ansteigenden Nachfrage nicht Stand, wie das Beispiel der Lebensmittelausgabe im Nürnberger Süden zeigt. Rosi Wirth leitet die Anlaufstelle für Bedürftige: 160 Kunden werden im Schnitt dort pro Tag versorgt.

"Die Tafeln braucht man schon. Das ist ein Zubrot für die Leute. Durch die Tafeln können die Leute sich eine Karte fürs Kino oder fürs Bad leisten, was sie mit Hartz IV nicht können."Rosi Wirth, Leiterin der Lebensmittelausgabe in Nürnberg

Auch Margitta Butzer bezieht viele ihrer Lebensmittel von der Tafel, anders gehe es nicht. Falls sie mal ein Stück Fleisch oder Fisch wolle, müsse sie aber sparen, denn das gibt es bei der Tafel nicht. Dementsprechend selten komme es bei ihr auf den Tisch, sagt sie.

Unsere Reporterin Constanze Schulze sprach mit vielen Betroffenen, ihr Fazit lautet: Nein, in Deutschland muss niemand hungern, aber Hartz-IV-Empfänger müssen auf Vieles verzichten. Die Tafeln ermöglichen Ihnen lediglich das ein oder andere kleine Extra: Die Kinokarte, das Zugticket, ein neues T-Shirt.