Abschiebung: Arrival Lounge am Flughafen Kabul

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Abgeschobener Afghane begeht Selbstmord

Einer der 69 in der vergangenen Woche nach Afghanistan abgeschobenen Flüchtlinge hat sich in Kabul das Leben genommen. Das bestätigt das Bundesinnenministerium. Nun wächst die Kritik an Seehofer, auch wegen seiner jüngsten Äußerungen. Von M. Bartmann

Noch gestern war Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) in Sachen Abschiebungen nach Afghanistan zum Scherzen aufgelegt. Ausgerechnet an seinem 69. Geburtstag seien 69 Flüchtlinge nach Afghanistan abgeschoben worden, sagte Seehofer lachend.

Aus Hamburg abgeschoben, in Kabul erhängt

Jetzt wurde bekannt: Kurz nach der Abschiebung hat sich einer der 69 Afghanen in Kabul das Leben genommen. Der aus Hamburg abgeschobene Mann sei in einer Zwischenunterkunft in der afghanischen Hauptstadt tot aufgefunden worden, teilte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums mit. Alles deute nach Angaben der Behörden vor Ort auf einen Selbstmord hin. Auf Bildern ist ein Leichnam eines Mannes zu sehen, der sich offensichtlich erhängt hat. Der Mann sei in Deutschland rechtskräftig wegen Diebstahls und Körperverletzung verurteilt gewesen, hieß es.

Bei dem gestorbenen Afghanen handelt es sich nach Darstellung der Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl um einen 23-jährigen Mann, der acht Jahre in Deutschland gelebt habe.

Linken-Abgeordnete: Seehofer hat "Defizit an Mitmenschlichkeit"

Die linke Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke hat nach dem Vorfall ein Ende der Abschiebungen nach Afghanistan gefordert. „Die Lage dort wird immer schlimmer, aber Deutschland weitet die Abschiebungen aus. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das tödliche Folgen hat“, sagte die Innenpolitikerin der Linkspartei. Vor diesem Hintergrund seien Seehofers Äußerungen „umso widerwärtiger“. Jelpke erklärte: "Wer nach Afghanistan abschiebt, tötet." Seehofer habe "ganz offenbar ein unheilbares Defizit an Mitmenschlichkeit". Es sei höchste Zeit, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel "den Mann rausschmeißt".