Der emeritierte Papst Benedikt XVI. wurde vom bayerischen Ministerpräsidenten Marcus Söder mit bayerischen Spezialitäten verabschiedet.
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Der emeritierte Papst Benedikt XVI. wurde vom bayerischen Ministerpräsidenten Marcus Söder mit bayerischen Spezialitäten verabschiedet.

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Zwischen Privatbesuch und Boulevard: Joseph Ratzinger in Bayern

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. war vor einer Woche überraschend nach Regenburg gereist, um seinen kranken Bruder Georg zu besuchen. Was eigentlich ein privater Besuch sein sollte, hielt Kirche und Medien ordentlich auf Trab.

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Fünf Tage hieß Bayern einen besonderen Mann willkommen: Papst emeritus Benedikt XVI. war überraschend auf Heimatbesuch, um seinen kranken Bruder Georg noch einmal zu sehen. Was als privater Familienbesuch angekündigt worden war, hielt Kirche und Medien ordentlich auf Trab. Immerhin war der Papst aus Deutschland seit seinem Rücktritt vom Papstamt 2013 nicht mehr in seiner Heimat. Entsprechend groß war das öffentliche Interesse, dabei sollte es eigentlich ein rein privater Besuch sein, keine offizielle Visite.

Bayerisches Bier, Weißwürste und Senf als Abschiedsgeschenk

Auf den Zusatz "emeritus" kam es Ministerpräsident Markus Söder nicht an, als er am Montag Joseph Ratzinger am Münchner Flughafen verabschiedete. Wohl aber auf die bayerische Herkunft des Besuchers aus dem Vatikan, der im Jahr 2013 freiwillig auf das Papstamt verzichtet hat. "Es ist halt unser Papst. Das darf man glaube ich nochmal sagen", sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und verwies auf die bayerischen Spezialitäten, die Benedikt als Geschenk kurz vor seinem Abflug erhalten hat: Bayerisches Bier, Weißwürste, bayerischer Senf. In die Heimat, genauer gesagt nach Regensburg, war der 93-Jährige überraschend zurückgekehrt, um dort Zeit mit seinem schwer kranken, vier Jahre älteren Bruder Georg zu verbringen.

"Ein Mann besucht seinen schwerkranken und hochbetagten Bruder, bewegt von der Sorge, ihn nicht mehr lebend auf dieser Welt anzutreffen. Benedikt hat gemerkt, bei seinen täglichen Telefonaten, dass die Stimme ganz schwach geworden ist. Man möchte jedem eine solche Zuneigung, die Erfahrung einer solchen Beziehung wünschen, ein so brüderliches Miteinander." Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg.

"Zutiefst persönliche Begegnung im ihrem privaten Raum" belassen

Das Treffen sei "brüderlich - aber bitte nicht öffentlich". Darauf verwies das Bistum Regensburg: Man möge diese "zutiefst persönliche Begegnung in ihrem privaten Rahmen" belassen, hieß es. Auf Twitter und seiner Homepage informierte das Bistum trotzdem über die Abläufe der einzelnen Tage des Aufenthalts: etwa, dass der emeritierte Papst mit seinem Bruder Gottesdienste feierte und, dass es in seiner Unterkunft, dem Regensburger Priesterseminar, Brezen, Apfelstrudel und Gulasch als Mahlzeiten gab.

Die Medien griffen das gerne auf und begleiteten den sichtlich gealterten Papa emeritus im Rollstuhl mit Bildern. So manchen Beobachtern ging das zu weit. Die Redaktion von Radio Vatikan entschuldigte sich für ein kurzzeitig veröffentlichtes Foto des gebrechlichen 93-Jährigen.

Hagenkord: "Ein bisschen Boulevard darf auch sein."

Bernd Hagenkord leitete lange die deutsche Sektion der Vatikan-Sendeanstalt. Der Jesuit nahm an der aktuellen Berichterstattung im Großen und Ganzen keinen Anstoß.

"Ein bisschen Boulevard darf auch sein. Es gab ein paar Bilder, wo ich auch gedacht habe: Na, muss das denn sein? Ist das Information oder ist das jetzt Schaulust? Natürlich muss man abwägen, wie man so einen alten Mann zeigen kann. Aber er ist eine öffentliche Figur, jemand, der nach wie vor auch symbolisch aufgeladen ist, weil er sich weiterhin in Weiß kleidet, sich als emeritierter Papst auch ansprechen lässt." Bernd Hagenkord, langjähriger Leiter der deutschen Sektion der Vatikan-Sendeanstalt.

Für Bernd Hagenkord die Berichterstattung über den überraschenden Regensburg-Besuch alles in allem "ausgewogen". "Es gab keine Home-Stories, es gab keine Events, es gab keine Pilgerreisen von deutschen Bischöfen nach Regensburg, sodass sie wirklich unter sich sein konnten."

Regensburg als Dauerwohnsitz Benedikts XVI.?

Neben den Begegnungen mit seinem Bruder war es dem emeritierten Papst wichtig, sein ehemaliges Wohnhaus in Pentling bei Regensburg und das Grab seiner Eltern und seiner Schwester Maria zu besuchen. Zwischenzeitlich wurde sogar spekuliert, ob Joseph Ratzinger über Wochen oder gleich ganz in der Oberpfalz bleibt.

Das wäre nach Einschätzung von Bernd Hagenkord problematisch geworden. "Wenn er jetzt noch Monate in Regensburg gewesen wäre, dann wäre das ein Event geworden. Dann wäre die Frage gewesen: Bleibt er jetzt die ganze Zeit da? Dann hätte man plötzlich eine Debatte gehabt, die man gar nicht wollte."

Offen ist, ob Joseph Ratzinger im Falle des Todes seines Bruders Georg ein weiteres Mal nach Bayern reisen wird, um ihm dann auch die allerletzte Ehre zu erweisen. Bernd Hagenkord sieht das pragmatisch: "Die Frage wird dann gelöst, wenn sie sich stellt."

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