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Claudia Roth, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages

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Roth will Gesicht zeigen gegen Hass-Posts im Internet

Beschimpfungen, Vergewaltigungsphantasien, Morddrohungen – die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Claudia Roth, erlebt das fast täglich. Nun kursiert wieder ein manipuliertes Foto von ihr im Netz. Einschüchtern lassen will sich Roth nicht.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Claudia Roth lacht in die Kamera, in Händen hält sie ein T-Shirt, auf dem die türkische Flagge zu sehen ist. Seit letzter Nacht kursiert das Bild im Netz, mit einem Kommentar Roths zur Fußball-WM. Echt ist das Bild nicht. Es ist mindestens seit dem Jahr 2010 im Netz zu finden – in einer älteren Fassung trägt das T-Shirt die Aufschrift "Schöner leben ohne Nazis".

Gewaltfantasien und Hass oft nicht nachvollziehbar

Ob echt oder nicht, das Bild gehört zu den harmloseren Posts, die Claudia Roth, die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, im Netz über sich ergehen lassen muss. Für sie sei es gar nicht nachvollziehbar, was an Hass und – teils sexualisierten – Gewaltfantasien bei manchen Menschen im Kopf sei und mit welcher Wut sie andere Menschen angreifen, sagt Claudia Roth im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Sie als Person träfen immer wieder und systematisch übelste Schimpfworte und Morddrohungen. 

Von Pegida zu AfD-Anhängern

Angefangen habe diese Welle mit der Entstehung der -Bewegung. Deren anfänglicher Kopf, Lutz Bachmann, forderte schon 2013 via Twitter die Erschießung Claudia Roths. Inzwischen gehe diese Tirade weniger von Pegida und mehr und mehr von AfD-Kreisen aus, so Roth im Interview. Ihrer Meinung nach sehen diese in ihr ein Feindbild, weil sie für eine Idee der demokratischen, bunten und vielfältigen Gesellschaft stehe. Einschüchtern lassen will sich Claudia Roth davon aber nicht.

"Eines tue ich nicht: Ich schenke denen ganz sicher nicht meine Angst. Sondern ich will Gesicht zeigen und Stimme erheben und ich will, wo ich kann, mich auch strafrechtlich dagegen wehren." Claudia Roth, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags

Bundestagspolizei hilft bei Verfolgung von Straftaten

Immer mehr Richter seien auch bereit, in solchen Fällen Strafen zu verkünden und Urteile zu sprechen. Bewältigen könne sie die Anfeindungen aber nur, weil sie ein Umfeld aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern habe, das sie vor den allerschlimmsten Gewaltfantasien schütze. Auch die Bundestagspolizei verfolge die Anfeindungen im Netz inzwischen systematisch und diese würden dann angezeigt.

Auch mit sogenannten Hate-Speech-Veranstaltungen setzt sich Claudia Roth zusammen mit der Grünen Jugend gegen Hasskommentare im Netz zur Wehr. Bei diesen Veranstaltungen, die etwa schon in Ulm, Hannover und München stattgefunden haben, werden die schlimmsten Beschimpfungen vorgelesen.

Ziel sei die Einschüchterung der Opfer

Für sie sei es eine riesengroße Überwindung gewesen, diese Kommentare vorzulesen, am Ende habe es aber gutgetan. Das Ziel der Hasskommentatoren sei es, die Opfer einzuschüchtern und sie ruhig zu stellen, so Claudia Roth. Gewonnen hätten die Kommentar-Schreiber nur, wenn sie ihre Menschlichkeit aufgeben würde, ihre Empathie und ihr Mitgefühl.

"Meine Sorge ist, dass es in der Zwischenzeit so viel Hass, Gewalt und Hetze im Denken gibt, dass es nur noch einen Millimeter weg ist von der richtigen Gewaltanwendung." Claudia Roth, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags

Unterstützung suchen und Solidarität einfordern

Anderen Opfern von Hasskommentaren rät Claudia Roth dazu, sich Unterstützung zu suchen, wenn möglich Gesicht zu zeigen und Solidarität einzufordern. Man könne in einer Demokratie sehr unterschiedlicher Meinung sein, aber es gebe Grenzen und diese dürften nicht überschritten werden.