Katja Rittsteiger, Leiterin der Wohngeldstelle in Würzburg, an ihrem Schreibtisch.
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Katja Rittsteiger, Leiterin der Wohngeldstelle in Würzburg, an ihrem Schreibtisch.

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Wohngeldreform setzt Kommunen unter Druck

Ab dem neuen Jahr werden wohl drei Mal so viele Haushalte Anspruch auf Wohngeld haben. Kommunen rechnen deshalb mit einer Flut von Anträgen. Viele sind ratlos, wie sie die Mehrarbeit stemmen sollen – denn Personalnot macht sich auch hier bemerkbar.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Es ist nur eines von sehr vielen Telefonaten, das Katja Rittsteiger an diesem Tag in der Wohngeldstelle in Würzburg führt. In der Leitung: Ein Kunde, dessen Wohngeldantrag jetzt knapp abgelehnt wurde. Wegen einer Gehaltserhöhung sei er aus dem Wohngeldbezug ausgeschieden, erklärt sie. "Aber ab Januar hat er voraussichtlich wieder einen Anspruch." Kein Einzelfall.

Bisher sind in Würzburg etwa 1.700 Menschen wohngeldberechtigt – mit der vom Bund beschlossenen Wohngeldreform, die am 1. Januar in Kraft tritt, könnten es rund 5.000 Menschen werden.

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Auszahlung verzögert sich voraussichtlich

Im Schnitt braucht das Team um Rittsteiger rund vier Wochen, um einen Wohngeldantrag zu bearbeiten – noch. Ab Januar werde sich das ändern, befürchtet sie. "Es werden alle Berechtigten ihr Geld bekommen, definitiv. Aber nicht so schnell wie gewohnt", sagt Rittsteiger. Wie andere Städte und Gemeinden deutschlandweit rechnet man hier mit großen Verzögerungen bei der Auszahlung des Wohngeldes. Berechtigt ist dann etwa, wer den Mindestlohn verdient oder eine niedrige Rente bekommt. Sowohl Mieter als auch Eigentümer können Wohngeld beantragen.

Mehr Personal nötig – aber nicht überall verfügbar

Denn Personalnot sei längst auch in der Verwaltung angekommen. In Würzburg wurden jetzt neue Stellen geschaffen, um die Mehrarbeit stemmen zu können. Drei Sachbearbeiter und fünf Assistenzkräfte beginnen teilweise direkt im Januar in der Wohngeldstelle. Personal, das zunächst eingearbeitet werden müsse, sagt Katja Rittsteiger. Eine Doppelbelastung für das bestehende Team.

IT-System noch nicht auf Änderungen angepasst

Für die Neuen hat die Stadt sechs Arbeitsplätze eingerichtet. Dafür mussten zwei Besprechungsräume aufgelöst werden. Nicht das einzige logistische Problem: Wie in anderen Kommunen ist die Software zur automatischen Bearbeitung der Anträge noch nicht fertig. Der Bayerische Städtetag schätzt, dass die Software erst im Lauf des kommenden Jahres einsetzbar sein werde.

Bayerischer Städtetag: "Gesetzesentwurf kam zu spät"

Städtetags-Vorsitzender Markus Pannermayr (CSU) kritisiert deshalb: Der Gesetzesentwurf sei zu spät gekommen. "Unsere Sorge ist, dass die große Erwartungshaltung, die von Seiten des Bundes geweckt wurde, vor Ort enttäuscht werden wird." Er hätte sich gewünscht, dass Erfahrungen aus der Praxis in die Bundesgesetzgebung einbezogen worden wären.

Bund erwartet drei Mal so viele Wohngeldempfänger

Deutschlandweit erwartet die Bundesregierung, dass mit dem neuen "Wohngeld-Plus-Gesetz" dreimal so viele Haushalte berechtigt sind, Wohngeld zu erhalten. Bislang sind das deutschlandweit 600.000 – ab dem 1. Januar könnten zwei Millionen Haushalte Anspruch auf den Mietzuschuss haben. Außerdem wird die Höhe des Wohngeldes angehoben: Die Bezieher erhalten dann monatlich anstatt 177 Euro (Statistisches Bundesamt, Stand Ende 2020) rund 370 Euro.

Anrufer in Würzburg soll neuen Antrag stellen

Ob der Kunde am Telefon von Katja Rittsteiger mit der Gesetzesänderung tatsächlich Anspruch auf Wohngeld hat, lässt sich vorab nicht sagen. Sie empfiehlt ihm deshalb, im Januar erneut einen Antrag zu stellen.

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Wohngeldreform soll unter anderem Empfängern von Mindestlohn und niedriger Rente entgegenkommen.

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