Im Vordergrund ein Schweinebraten, im Hintergrund Koch Sajid Ali.
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Der pakistanische Koch Sajid Ali im Wirtshaus "Pfundig" in München.

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Wirt fürchtet um Betrieb, weil Koch abgeschoben werden soll

Viele Wirtshäuser in Bayern suchen händeringend nach guten und engagierten Köchen. Wirt Matthias Jaist hat so einen - doch Sajid soll nun abgeschoben werden. Damit steht auch die Zukunft des Betriebes auf dem Spiel.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in München am .

Matthias Jaists Wirtshaus "Pfundig" liegt mitten in München in einem hübschen Hinterhof in der Lindwurmstraße. Die Speisekarte hat typisch bayerische Gerichte: Schweinebraten, Forelle Müllerin, Blut- und Leberwurst.

In den letzten sieben Jahren hat Jaist sieben Köche beschäftigt, denn die Suche nach gutem Personal wird auch für ihn immer schwieriger. Seit knapp einem Jahr hat er aber einen Koch, den er am liebsten nie mehr hergeben will: den 23-jährigen Sajid Ali. Er ist sehr zufrieden mit dem jungen Mann aus Pakistan, und die Gäste sind es auch.

Koch Sajid: "Ich finde die Kultur super toll und das Bayerische mag ich auch"

Im November 2016 kam Sajid Ali nach Deutschland und beantragte hier Asyl. Seit er in Deutschland eine Arbeitserlaubnis hat, arbeitet er als Putzkraft oder als Küchenhilfe.

Als am 14. Februar 2019 auf einmal der Koch vom "Pfundig" von einem Tag auf den anderen nicht mehr gekommen war, hatte Jaist ein Problem. Das Restaurant war ausgebucht, deswegen fragte er Sajid - der bis dahin als Küchenhilfe bei ihm arbeitete, ob nicht er der neue Koch werden wollte, zumindest für kurze Zeit.

"Ich finde die Kultur super toll. Und das Wichtigste: Die Leute sind sehr nett. Und das Bayerische mag ich auch." Sajid Ali

Seitdem kocht Sajid im "Pfundig" und sein Chef Matthias Jaist hat ihm sogar eine Wohnung in der Innenstadt besorgt. Eine Geschichte wie aus dem Bilderbuch, doch leider ohne Happy End.

Muss Sajid Deutschland bald verlassen?

Vor Kurzem haben die beiden erfahren, dass der 23-jährige Pakistaner wahrscheinlich zurück in sein Heimatland muss. Sein Asylantrag wird wohl abgelehnt werden.

Das Beispiel von Wirt Matthias Jaist und seinem Koch Sajid ist nicht das einzige dieser Art. Immer wieder gibt es Arbeitgeber, die in einem geflüchteten Menschen den ersehnten Koch, Pfleger, Busfahrer oder Handwerker finden. Oftmals sind es Berufe, die junge Leute mittlerweile nicht mehr ausüben wollen. Doch nicht selten endet endet die gute Zusammenarbeit mit einer Ablehnung des Asylantrags.

"Ich versteh das überhaupt nicht, wir brauchen ja genau die Mitarbeiter wie ihn. Ich habe die letzten Jahre gemerkt, dass die Leute von uns es einfach nicht gescheit machen, und da sind Leute, die wollen arbeiten und Geld verdienen. Das versteh ich einfach nicht." Wirt Matthias Jaist

Ein Wirtshaus ohne Koch?

Noch ist unklar, wie es bei Matthias Jaist weitergehen soll. Wenn Sajid abgeschoben wird, sperre er sein Lokal zu, sagt er. Er wolle nicht mehr nach Personal suchen. Die Zukunft des Wirtshauses "Pfundig" ist somit davon abhängig, ob der 23-jährige Sajid hierbleiben darf.

"An dem Tag, wo der Sajid weg ist, sperr ich zu. Ich bin das einfach leid, ich mag keine anderen Leute mehr suchen." Wirt Matthias Jaist

💡 Wie viele Menschen werden abgeschoben?

Im ersten Halbjahr 2019 gab es deutschlandweit insgesamt 11.496 Abschiebungen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervor. Im ersten Halbjahr 2018 wurden insgesamt 11.005 Menschen aus Deutschland abgeschoben. Auch diese Zahlen gehen aus einer Anfrage der Linken hervor.

In Bayern wurden bis Mitte 2019 rund 1.700 Menschen abgeschoben. Laut Innenminister Joachim Herrmann (CSU) seien davon rund 40 Prozent vorher straffällig geworden. Konkrete Zahlen, wie viele der in diesem Jahr abgeschobenen Menschen aus Bayern gut integriert waren und einen Beruf ausgeübt haben, liegen nicht vor.