Windräder und Strommasten vor Wald
Bildrechte: BR/Vera Held

Wo in Westmittelfranken Windräder entstehen, hat der Planungsverband im Regionalplan festgeschrieben. Das Beteiligungsverfahren läuft.

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Windkraft in Westmittelfranken: Naturschützer und Bürger gefragt

Die Planungen für die Windkraft sind in Westmittelfranken in vollem Gange: In Weißenburg liegt eines der größten Vorranggebiete. Ein Regionalplan legt fest, wo die Windräder stehen sollen. Naturschützer und Bürger können bis Juli Einwände vorbringen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Wer den Status quo in Sachen Stromversorgung mit "sauberer Energie" annähernd erhalten will, kommt weder an Windkraft noch an Photovoltaik vorbei. Die Windkraft wird jedoch das Landschaftsbild in Bayern verändern. Auch wenn die neuen Windräder effektiver sind als ältere Modelle, werden neue Anlagen gebaut werden müssen. Genau in die Gebiete, die der regionale Planungsverband in Westmittelfranken im Regionalplan ausgewiesen hat.

Derzeit läuft das Beteiligungsverfahren bei der Regierung von Mittelfranken. Bürgerinnen und Bürger können Einwände gegen den Plan vorbringen. Auf Weißenburger Stadtgebiet liegt eines der größten Vorranggebiete in Westmittelfranken – das WK309. Hier könnten bis zu zehn Windkraftanlagen entstehen. Derzeit laufen bereits erste artenschutzrechtliche Untersuchungen.

Windräder sollen Weißenburgern zugutekommen

Die Stadtwerke Weißenburg würden in diesem Vorranggebiet die Windräder bauen und betreiben. Somit würde die Stadt immer mitverdienen. Ein glücklicher Umstand, den Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) allen Weißenburgerinnen und Weißenburgern zugutekommen lassen will. "Diese Ölquelle im übertragenen Sinn, wollen wir natürlich selbst erschließen. Also nicht an irgendwelche Investoren verkaufen", betont Schröppel im Gespräch mit dem BR. Schließlich müssten sich auch alle in Stadt und Umland die Windräder ansehen. Das verdiente Geld solle direkt oder eben über Projekte an die Bevölkerung zurückgehen.

Soweit der Plan - vorbehaltlich aller politischer Entscheidungen. Denn die Investitionssumme ist enorm. Pro Windrad rechnet der Geschäftsführer der Weißenburger Stadtwerke André Goldfuß-Wolf mit zehn Millionen Euro. Bei zehn Windrädern eine Gesamtsumme, die von den Stadtwerken nicht alleine geschultert werden könnte. Dafür müssen Lösungen gesucht werden.

Keine "zügellose" Technisierung

Ein weiterer Wermutstropfen: Das Weißenburger Vorranggebiet liegt im Wald. "Entsprechend sorgsam muss man auch mit der Angelegenheit umgehen", sagt André Goldfuß-Wolf, Geschäftsführer der Weißenburger Stadtwerke. "Wir dürfen uns nicht nur auf die erneuerbare Stromerzeugung fokussieren und den Naturraum vergessen." Die Technisierung dürfe nicht zügellos vorangetrieben werden. Denn bei aller Freude über eine solche neue Energiequelle würde sie zusammen mit Photovoltaik ungefähr die Hälfte des Strombedarfs in und um Weißenburg decken, schätzt Goldfuß-Wolf.

Bund Naturschutz: "Die meisten Flächen sind gut"

Dass einige der Vorranggebiete im Wald liegen, bereitet auch dem Bund Naturschutz (BN) Sorgen. Allerdings sei der Verband nicht mehr kategorisch gegen Windkraftstandorte im Wald, sagt Tom Konopka vom BN in Mittelfranken. "Wir sehen einfach die Dringlichkeit der Energiewende. Die Klimakrise wird uns so massiv treffen, wenn wir nicht rechtzeitig anfangen umzusteigen", sagt Konopka.

Die Standorte im Wald müssten so gewählt werden, dass keine riesigen Forststraßen nötig sind. Außerdem könnten Windräder auf Flächen entstehen, wo Bäume wegen Borkenkäferbefalls bereits gefällt wurden. Der Bund Naturschutz prüft aktuell jedes der einzelnen Vorranggebiete und wird bei dem ein oder anderen bei der Regierung von Mittelfranken eine Einwendung abgeben. "Aber die meisten der ausgesuchten Flächen sind gut", erklärt Konopka.

LBV: Keine Windräder in Vogelbrutgebieten

Das sieht auch Andreas von Lindeiner so, Landesfachbeauftragter Naturschutz beim Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV). Allerdings sind ihm in einigen Gebieten die artenschutzrechtlichen Aspekte zu kurz gekommen. Dort müsste nachgebessert werden. Zwischen Gunzenhausen und Treuchtlingen sei ein solches Gebiet, sagt von Lindeiner. Dort sei kürzlich der Horst eines Rotmilans nachgewiesen worden. "Wir brauchen Standorte, die eben nicht im Brutgebiet oder in den wichtigsten Nahrungsgebieten, der betroffenen Vogelarten stehen."

Nur gemeinsam könnten Klima- und Artenschutz vorangebracht werden. Ein Kompromiss könnten auch neuartige Abschalteinrichtungen für Windräder sein. Die erkennen, ob sich ein Vogel nähert. Dann würden sich die Rotoren verlangsamen, sodass die Tiere sie erkennen und umfliegen können. Ein entsprechender Versuch läuft derzeit in Oberbayern.

Das Beteiligungsverfahren in Sachen Windkraft läuft noch bis Anfang Juli, mit zwei Monaten doppelt so lange wie üblich. Damit soll Bürgerinnen und Bürgern genug Zeit gegeben werden, sich zu informieren und gegebenenfalls Einwände bei der Regierung von Mittelfranken einzureichen.

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