Der Busfahrermangel könnte die Verkehrswende ausbremsen.
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Wie der Beruf des Busfahrers wieder attraktiver werden könnte

Aktuell fehlen laut Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen 2.000 Busfahrer in Bayern. Bis zur Verkehrswende 2030 könnten sogar 15 Mal so viele Stellen fehlen. Der Verband hat Ideen, um das zu verhindern. Doch die Politik muss mitziehen.

Fehlen in Ihrem Unternehmen Busfahrer? Das wollte der Omnibusverband von Busunternehmen wissen. Ergebnis: 94 Prozent sagen: Ja. Allein in Bayern fehlen bis zu 2.000 Fahrer, viele Busse stehen deshalb still. Die Münchner Verkehrsgesellschaft zum Beispiel musste den Fahrplan vorübergehend reduzieren, so MVG-Buschef Veit Bodenschatz.

Für die geplante Verkehrswende sind das keine guten Vorzeichen. Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) hat ausgerechnet: Sollten bis 2030 tatsächlich doppelt so viele Menschen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren – so wie es derzeit klimapolitisch geplant und gewünscht ist – würden bis zu 76.000 Busfahrer fehlen. Die Politik müsse jetzt handeln, damit der Fahrermangel nicht die Verkehrswende ausbremst, fordert Stephan Rabl vom Bayerischen Landesverband und schlägt konkrete Maßnahmen vor.

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Verkehrswende retten durch effizientere Busfahrer-Ausbildung

Busfahrschüler sollten schneller auf die Straße kommen. Doch aktuell müssten sie eine lange und teure Ausbildung absolvieren - länger und teurer als in anderen europäischen Ländern. Zum einen müssen sie den Busführerschein inklusive Theorieausbildung ablegen, zum anderen noch eine weitere Zusatzausbildung: Denn mit dem Führerschein dürfen Busfahrer zwar Busse lenken, jedoch keine Fahrgäste mitnehmen.

Dafür brauchen sie die sogenannte Berufskraftfahrerqualifikation. Und genau hier gibt es Rabl zufolge viele inhaltliche Doppelungen, die nicht notwendig sind. Mit einer Zusammenlegung könnten Synergien genutzt, Bürokratie abgebaut sowie Zeit und Kosten gespart werden. Zudem fordert der Bayerische Landesverband staatliche Zuschüsse zur Ausbildung, wie es bei LKW-Fahrern üblich sei.

Weniger Pflichtstunden bis zur Führerschein-Prüfung

Zusätzlich könnte man den Bus-Führerschein insgesamt noch günstiger machen: Derzeit koste er in Deutschland rund zehntausend Euro. An einem konkreten Beispiel macht der bdo die Einsparungen deutlich: Für den Busführerschein der Klasse D brauche man etwa 100 Pflichtstunden in Theorie und Praxis, in Österreich sind es laut einem Positionspapier des bdo nur 40 Stunden. Und dort gebe es Rabl zufolge keineswegs ein erhöhtes Sicherheitsrisiko oder mehr Unfälle.

Deshalb fordert der bdo: Auch in Deutschland sollte man bereits nach 48 bis 83 Pflichtstunden (je nach Vorerfahrung) zur Prüfung zugelassen werden.

Mindestalter senken und ausländische Führerscheine schneller anerkennen

Junge Busfahrer würden nach der Ausbildung "eine hohe Arbeitsmotivation mitbringen", heißt es beim Omnibusverband. Würde man das Mindestalter von 23 auf 18 Jahre senken, gäbe es auch mehr Fahrer hinterm Steuer, ist der bdo überzeugt. Er schlägt vor, dass die jungen Fahrer nur kleine Busse und eingeschränkte Strecken fahren könnten.

Auch sollten ausländische Führerscheine umfassender und schneller anerkannt werden, um mehr Personal aus dem Ausland rekrutieren zu können.

Linienvergabe: Der Beste, nicht der Billigste soll den Zuschlag bekommen

Auch die Konzessionsvergabe sollte Rabl zufolge überarbeitet werden – also welche Buslinien ein Unternehmen wie lange bekommt. In der Regel seien es acht Jahre. Weil elektro- oder wasserstoffbetriebene Busse aber das Doppelte bzw. Dreifache kosten, müssten auch die Konzessionen länger vergeben werden. Nur so könne ein Unternehmen die klimafreundlicheren Busse refinanzieren.

Auch dass bei öffentlich ausgeschriebenen Linien der Billigste den Zuschlag bekomme, müsse "ein Ende haben", fordert Rabl: "Nicht der Billigste, sondern der Beste muss gewinnen." Also jenes Busunternehmen, das die besten Fahrzeuge habe und die besten Gehälter zahle. Damit werde auch der Beruf des Busfahrers wieder attraktiver.

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