Bildrechte: BR/Leonie Thim

Alfred Köhler

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Fachkräftemangel: Bayern sucht Busfahrer

Der Verkehr in vielen bayerischen Städten wächst. Zusätzliche U-Bahnen und Buslinien sollen entlasten. Doch es fehlen Fahrer, die Busse, Straßen, U- und S-Bahnen lenken. Auch in der Spedition bleibt der Nachwuchs an Kraftfahrern aus. Von Leonie Thim

Alfred Köhler hat 25 Jahre als Busfahrer in München gearbeitet. Wie viele seiner Kollegen kommt auch er seiner Rente nun immer näher. Der berufliche Nachwuchs bleibt allerdings aus.

"Ich glaube, das Berufsbild des Busfahrers im Allgemeinen hat sich ein bisschen verändert. Also das Kind, das dann sagt: ‚Papa, ich will Busfahrer werden ist wahrscheinlich auch seltener geworden." Alfred Köhler, Verdi  

Der Beruf sei nicht mehr so attraktiv, wie früher und zwar aus unterschiedlichen Gründen. Zum einen, sagt Köhler, ist in München die geringe Bezahlung ein Problem. Seine Kollegen wollten nicht reich werden mit ihrem Job. Aber sie müssten ihre Miete zahlen können. Darüber hinaus seien Schichtarbeit und Arbeitsverdichtung Gründe. „In der Schicht ist immer mehr Verkehr in München und man kann im Grunde seiner Arbeit gar nimmer nachgehen, weil man ständig im Stau steht“, sagt Köhler.

Der Nachwuchs ist nur schwer vom Beruf zu begeistern

Als Verdi-Mitglied und Betriebsrat der Stadtwerke-Verkehrsbetriebe versucht Köhler, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Für seine aktuellen Kollegen, aber auch für mögliche zukünftige Busfahrer. Denn der Nachwuchs lasse sich nur schwer für den Beruf begeistern.

"Aus meiner Erfahrung schauen die jungen Leute nicht nur aufs Geld. Und das ist gut so. Freizeitplanung ist auch ein hohes Thema. Und um das aufzugeben muss ich halt die schlechten Arbeitszeiten so attraktiv machen, dass die Leute sich das antun." Alfred Köhler

Tausende Fahrer für Bus, Tram und U-Bahnen fehlen

Bundesweit fehlen den deutschen Verkehrsunternehmen laut ihrem Verband bis zu 15.000 Fahrer für Bus, Tram und U-Bahnen. Die Deutsche Bahn sucht dieses Jahr noch mal zusätzlich rund 1.000 Lokführer und Lokführer-Azubis. Im Freistaat sieht das nicht anders aus. Die Münchner Verkehrsgesellschaft zum Beispiel sucht dringend nach Mitarbeitern.

"Wir brauchen schlichtweg Leute, um das Stadtwachstum bewältigen zu können. Stadtwachstum heißt, wir müssen unser Angebot massiv ausweiten und dazu brauchen wir Fahrerinnen und Fahrer." MVG-Chef Ingo Wortmann

Die Landeshauptstadt boomt, und die Massen an Menschen zwingen regelmäßig das Verkehrsnetz in die Knie. Mehr U-Bahnen und zusätzliche Express-Bus-Linien sollen entlasten. Doch dafür fehlt das Personal. Die MVG braucht allein in diesem Jahr 300 Fahrerinnen und Fahrer.

"Und das müssen wir erst mal schaffen, die zu gewinnen", sagt Wortmann. 

Fahrermangel auch in den Speditionen

Kaum einer will mehr Fahrer für Bus, Tram und U-Bahn werden. Bei Speditionen sieht es ähnlich aus. Letztes Jahr schlossen etwa 2.000 Berufskraftfahrer ihre Ausbildung ab. Allerdings gingen 30.000 in Rente. Die Lage ist mittlerweile so angespannt, dass laut dem Bundesverband der Speditionsunternehmen bis zu 20 Prozent der LKW in den Depots bleiben, weil die Fahrer fehlen.

Suche auf neuen Wegen

Deswegen suchen Unternehmen über neue Wege nach Mitarbeitern. In sozialen Medien zum Beispiel sollen gezielt junge Menschen angesprochen werden. Die Münchner Verkehrsgesellschaft bildet inzwischen anerkannte Flüchtlingen und Menschen mit Migrationshintergrund zu Bus-, Tram- und U-Bahn-Fahrern aus.