Das Team des Auto Club Europa (ACE) ist in ganz Deutschland unterwegs, um die Barrierefreiheit von Parkplätzen und Parkhäusern zu untersuchen. Jetzt ist Rosenheim an der Reihe. Vor dem Parkhaus P7 im Zentrum der Stadt besprechen Ehrenamtliche des ACE Kriterien für die Begutachtung.
Strenge Kriterien für Barrierefreiheit
Zu den Kriterien gehören: Gibt es Behindertenparkplätze, sind diese wirklich barrierefrei und mit Rollstuhl zu erreichen? Nach der Prüfung des Parkhauses werden Punkte vergeben.
Parkplätze schlecht beschildert
Insgesamt hat das Parkhaus 82 öffentliche Stellplätze. Die barrierefreien Parkplätze befinden sich hinten links im Parkhaus. Einer der Prüfer bemängelt die mangelnde Beschilderung an der Einfahrt. Positiv aber fällt auf, dass die Parkplätze hier gut beleuchtet sind. Und die Messung mit dem Meterstab zeigt: Die Stellplätze sind sehr breit.
Kleine Abzüge im Parkhaus P7 gibt es dagegen woanders: Die Eingangstüren sind weder für Rollstuhlfahrer noch für Eltern mit Kinderwägen leicht zu öffnen. Und die Knöpfe sind für die Prüfer des ACE zu weit oben angebracht. Am Ende vergibt die strenge Jury neun von 16 möglichen Punkten für dieses Parkhaus.
Hoffnung auf Verbesserungen durch Parkhausbesitzer
Einer der Prüfer des ACE, Marc Herzog, zieht Bilanz: "Einiges ist erfreulich, anderes ist verbesserungsbedürftig. Wir werden den Auswertungsbogen jetzt mit Verbesserungsvorschlägen dem Parkhausbetreiber zustellen. Mit Kleinigkeiten könnte er schon große Wirkung erzielen, um die Barrierefreiheit zu verbessern".
Behindertenbeauftragter nicht überrascht von "mittelprächtigem Ergebnis"
Holger Kiesel ist der Behindertenbeauftragte der bayerischen Staatsregierung. Er befürchtet, dass das "mittelprächtige Ergebnis" des Rosenheimer Parkhauses repräsentativ für Bayerns Parkhäuser sei. Nichtsdestotrotz sei die Initiative des Autmobilclubs ACE zur Barrierefreiheit wichtig. Dies sei auch für das Reisen entscheidend. "Menschen mit Behinderung wollen mobil sein - und da ist das Wichtigste zu wissen, dass es Parkplätze gibt, die geeignet sind", sagt Kiesel im Interview mit der Abendschau.
Parkplätze müssten groß genug sein, um einen Rollstuhl ausladen zu können, gut beleuchtet sein und einen Belag haben, damit man nicht wegrutsche. Auch für Beifahrer mit Sehbehinderung sei eine gute Ausleuchtung in Parkhäusern außerordentlich wichtig.
Parkplatznot für Behinderte ein weitverbreitetes Problem
Parkplatznot für Behinderte sei ein allgemeines Problem, egal ob in Tiefgaragen oder auf Parkplätzen unter freiem Himmel. Und wenn es ausreichend Stellplätze gebe, würden diese häufig von Menschen belegt, die gar keine Berechtigung hätten auf Behindertenparkplätzen zu stehen, so Kiesel.
Bundesregierung muss für mehr Behindertenparkplätze sorgen
Kommunen, Städte und die Bundesregierung müssten sich um ausreichend Behindertenparkplätze kümmern. Vor allem vor Einrichtungen, die für Behinderte wichtig seien, wie Arztpraxen, Physiotherapeuten aber auch Supermärkten gebe es davon oft zu wenig. Und außerdem müssten die Behindertenparkplätze ausreichend oft kontrolliert werden, um festzustellen, wer dort überhaupt parke. Und wenn keine Berechtigung vorliege, müsse das auch Konsequenzen haben, sagt der Behindertenbeauftragte Holger Kiesel.
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