Anlässlich des Welttierschutztags hatte der Bayerische Bauernverband (BBV) zu einer mehrtägigen Mahnwache für den Schutz von Weidetieren vor dem Wolf aufgerufen.
Mahnwache vor dem Ministerium
"Die Politik ist einfach zu feige, jeder drückt sich vor der Verantwortung, aber die Verantwortung für unsere Viecher haben wir", sagt Peter Fichtner, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands Bad Tölz-Wolfratshausen. Elf Tage lang war er zusammen mit Berufskollegen bei einer Mahnwache vor dem Bayerischen Umweltministerium am Münchner Rosenkavalierplatz. Ziel der Mahnwache: alle sogenannten "nicht (zumutbar) schützbaren Weidegebiete" im Serviceportal iBalis der bayerischen Landwirtschaftsverwaltung zu digitalisieren und einsehbar zu machen. Das erleichtert eine Entschädigung beim Riss eines Weidetiers sowie den Abschuss des Wolfes.
Bauern: Mahnwache war erfolgreich
Jeweils fünf Bäuerinnen und Bauern haben bis vergangenen Freitag vor dem Umweltministerium campiert. Manche sind von Wolfrissen in ihrer Region betroffen, bei anderen ist bislang nichts passiert.
Der Protest habe sich gelohnt, so die Bilanz des Bauernverbands (BBV). Denn während im Pavillon vor dem Umweltministerium demonstriert wurde, liefen im Gebäude Gespräche zwischen Umweltminister Thorsten Glauber, BBV-Umweltpräsident Stefan Köhler und dem Präsidenten des Landesamts für Umwelt, Christian Mikulla zum Thema Wolf.
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Was bringt die Deklarierung "nicht schützbarer Weidegebiete"?
Das Ergebnis: Für Gebiete in der Alpenregion, die jetzt mit dem Status "nicht (zumutbar) schützbare Weidegebiete" gekennzeichnet sind, können Tierhalter im Falle eines Wolfsübergriffes auf Nutztiere nun Ausgleichszahlungen beantragen. Auch ohne vorangegangene Herdenschutzmaßnahmen. Doch das ist den Landwirten zu wenig. "Da ist zwar mein Geldbeutel zufrieden, aber meine Seele und mein Herz ist es nicht", sagt BBV-Kreisobmann Peter Fichtner.
Wichtig ist den Landwirten deshalb auch das zweite Ergebnis: "weitergehende Management-Maßnahmen". Damit ist auch der Abschuss des Wolfes gemeint, wenn er sich einem solchen Weidegebiet nähert. Unklar ist aber noch, wer den Wolf schießen darf und welche Alternativen zum Abschuss denkbar sind.
Bald Kartierung für ganz Bayern
"Gespräche darüber, was genau in den Gebieten passieren kann, gibt es im November zwischen der Arbeitsgemeinschaft 'Große Beutegreifer' und dem Landesamt für Umwelt", sagt Stefan Köhler, Umweltpräsident des Bayerischen Bauernverband. Er ist mit den ersten Ergebnissen der Mahnwache zufrieden. Denn bald soll die Ausweisung der "nicht zumutbar (schützbaren) Weidegebiete" für ganz Bayern erfolgen. Vom Umweltministerium heißt es dazu: "Wir arbeiten dran."
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Naturschutzverbände fordern weiterhin Herdenschutz
Der Bund Naturschutz in Bayern kritisiert allerdings die digitale Ausweisung solcher Weideschutzgebiete. Auch der Landesbund für Vogelschutz (LBV) sieht die Auszeichnung dieser Gebiete kritisch: "Auch wenn nicht das gesamte Weidegebiet in einer Bergregion zäunbar gemacht werden kann, so könnte man dennoch darüber nachdenken, einen flacheren Teil zu umzäunen. Hier könnte die Herde dann beispielsweise über Nacht getrieben werden", so Andreas von Lindeiner vom LBV.
"Ohne funktionierende Herdenschutzmaßnahmen werden die Weidetierhalter auf lange Sicht den Kürzeren ziehen", betont auch Uwe Friedel vom Bund Naturschutz in Bayern. "Abschuss als alleinige Maßnahme hat keinen Nutzen."
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