Zwei Exemplare der Ausstellung, die aus Brautkleidern entstanden sind
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Zwei Exemplare der Ausstellung, die aus Brautkleidern entstanden sind

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Upcycling-Projekt verhilft Brautkleidern zu zweitem Leben

Die Meisterschule für Mode in München hat ein besonderes Upcycling-Projekt gestartet. Basis ihrer neuen Kreationen sind Brautkleider, die eine Schneiderin in München spendet. So kann aus einem Brautkleid etwa eine Outdoor-Jacke werden.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

In ihrem Brautladen in München verkauft Simone Stark, Diplom-Ingenieurin für Bekleidungstechnik, nur Second-Hand-Brautkleider, die als schlichtes Gewand oder prunkvolles Prinzessinnen-Outfit in ihrem Geschäft hängen. Doch nicht alle Modelle finden eine neue Besitzerin, vor allem wenn das Kleid nicht mehr dem aktuellen Modetrend entspricht. Deswegen hat Simone Stark die Kleider an die Meisterschule für Mode in München gespendet, damit sie dort wiederverwertet werden.

"Um die Brautkleider eben nicht in den Müll zu geben oder im Keller versickern zu lassen, biete ich den Kundinnen an, ihre Second-Hand-Kleider noch mal zu spenden", sagt Simone Stark. Die Meisterschule für Mode kennt sie gut und weiß, dass dort "kreative Köpfe am Werk sind."

Nachwuchs-Modegestalter verarbeiten alte Stoffe

Aus den gespendeten Brautkleidern wurde am Ende ein Upcycling-Projekt, erklärt der künstlerische Leiter Roland Müller-Neumeister. In der Meisterschule werden ausgebildete Schneider und Schneiderinnen zu staatlich geprüften Modegestaltern weiter ausgebildet. Die Schüler und Schülerinnen sollen aus den alten Brautkleidern und anderen Stoffresten neue Kleidungsstücke schneidern.

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Die Schülerinnen Dilara Lamia Peintre (links) und Joyce Eder sind Teil der Upcycling Projekts

Erstes Upcycling-Projekt mit Brautkleidern

Upcycling an sich ist keine neue Idee. Doch Brautkleider lagen in der Modeschule dazu noch nie auf dem Tisch, erzählt der künstlerische Leiter. "Es ist natürlich noch mal eine besondere Herausforderung, besonderer Spaß, weil man da auf verschiedenen Ebenen, nicht nur materialmäßig, sondern auch von den ganzen Geschichten, die darum gebaut sind, dass man mit diesen Geschichten weiter eigene Geschichten erzählen kann", sagt Roland Müller-Neumeister.

Upcycling-Projekt verhilft Brautkleidern zu zweitem Leben
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Upcycling-Projekt verhilft Brautkleidern zu zweitem Leben

Ein halbes Brautkleid mit einem Herren-Sakko kombiniert

Die Schüler und Schülerinnen haben für das Projekt eine Woche Zeit. Eine von ihnen ist Dilara Lamia Peintre, die im ersten Ausbildungsjahr ist. Die 22-Jährige sucht sich für das Upcycling-Projekt ein schlichtes Brautkleid mit wenig Tüll aus und trennt den oberen Teil ab. "Meine Grundidee war, den Rockteil vom Brautkleid mit einem Männer-Sakko zu kombinieren, um das Ganze aufzupeppen", erklärt Dilara. Das Projekt war für sie etwas Besonderes, nicht nur, weil sie sich kreativ ausleben konnte. "Es war bisschen beängstigend, ein Brautkleid zu verschnippeln, was wahrscheinlich auch viel Empfinden für die Person hatte, die es davor getragen hat. Aber irgendwo war es auch schön, etwas Neues daraus zu kreieren, und deswegen verliert es ja nicht seinen Wert", sagt die Schülerin.

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In der Meisterschule für Mode entstehen aus getragenen Brautkleidern neue Kleidungsstücke

Upcycling-Kleidungsstücke in Ausstellung

Nach einer Woche sind die Kleidungsstücke fertig. Bis auf den letzten Stofffetzen hat die Meisterklasse die Brautkleider verarbeitet. Die Ergebnisse stehen nun zusammen mit Modellfotos in einer Ausstellung in einem Show-Room im Münchner Rathaus. Ganz unterschiedliche Styles sind entstanden, ein klassischer Hosenanzug, eine Outdoor-Jacke aus gestepptem Tüllstoff oder eine kleine Handtasche mit Perlen.

Aus alten Brautkleidern neue Mode

Es ist ein bunter Blumenstrauß aus kreativen Styles, die alle eins gemeinsam haben, erklärt Lehrer Roland Müller-Neumeister: "Man kann in der Ausstellung die Geschichten der Kleider weiterlesen. Nämlich wie hat die entsprechende Studentin ihre Fabel dazu beigetragen und wie hat dann der Fotograf die Geschichte noch mal weitergedreht, um da ein ganzes Kompendium an Aspekten und spannende Geschichten zu schaffen."

Bewusstsein für nachhaltige Mode schaffen

Dem Kleid noch mal Leben einzuhauchen, das war auch Simone Starks Idee, als sie die Kleider gespendet hat. "Nachhaltig Mode zu kreieren, das ist ja auch ein wichtiger Teil in der Modebranche. Und da freue ich mich über jedes Stück, das eben nicht im Müll landet, und dort eine Wiederverwendung findet und wir daraus etwas Neues machen können", sagt Stark. Deswegen sammelt sie auch weiterhin alte Brautkleider, um die wieder irgendwo zu spenden.

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