Über Wochen dominierte der Asylstreit zwischen den Schwesterparteien CDU und CSU die politische Debatte in Deutschland - nach Ansicht von 78 Prozent der Wahlberechtigten in Bayern hat die Eskalation der CSU eher geschadet. Lediglich 17 Prozent sehen die CSU als Nutznießer der Kontroverse, wie aus dem BayernTrend des BR-Politikmagazins "Kontrovers" hervorgeht.
Selbst unter CSU-Anhängern dominiert eine negative Sicht auf den Asylstreit: 68 Prozent sind der Meinung, dass er der CSU geschadet hat. Gerade einmal jeder vierte CSU-Anhänger (26 Prozent) glaubt, dass der Konflikt den Christsozialen eher genutzt hat.
Verunsicherung in der Bevölkerung
Die Eskalation im Asylstreit hat dem BayernTrend zufolge wesentlich zu einer Verunsicherung der Wahlberechtigten im Freistaat beigetragen. Demnach sieht drei Monate vor der Landtagswahl mehr als jeder Zweite (54 Prozent) in den aktuellen Verhältnissen im Land Anlass zur Beunruhigung, vier von zehn der Bayern (40 Prozent) geben sich zuversichtlich.
Somit unterscheidet sich die aktuelle Grundstimmung in Bayern ganz erheblich von jener in den ersten Monaten des Jahres, als die Verhältnisse im Freistaat mehrheitlich positiv bewertet wurden. Bisher letztmalig hatte die Beunruhigung im BayernTrend zum Jahreswechsel 2015/2016 überwogen - auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise.
Asylstreit hielt Deutschland wochenlang in Atem
Der wochenlange Asylstreit zwischen CDU und CSU, in dessen Verlauf Bundesinnenminister und CSU-Chef Seehofer mit dem Rückzug von seinen Ämtern drohte, hatte die Große Koalition im Juni an den Abgrund geführt. Seehofer hatte verlangt, dass anderswo in der EU bereits registrierte Asylbewerber an der Grenze zurückgeschickt werden. Merkel lehnte einen nationalen Alleingang dagegen vehement ab und bestand auf europäischen Absprachen.
Schließlich einigten sich CDU und CSU doch noch - und Seehofer verzichtete auf einen Rücktritt. Anschließend fand die Union einen Kompromiss mit der SPD. Danach sollen nun ausschließlich Asylbewerber, die bereits in einem anderen EU-Land einen Asylantrag gestellt haben, an der deutsch-österreichischen Grenze zurückgewiesen werden - und das auch nur auf Grundlage von Vereinbarungen mit Ersteinreiseländern und mit Österreich, die noch ausgehandelt werden müssen.
Für die repräsentative Umfrage des BR-Politikmagazins "Kontrovers" hat das Meinungsforschungsinstitut infratest dimap vom 11. bis 16. Juli in Bayern 1.001 Wahlberechtigte telefonisch interviewt.