Nicht alle Senioren sind online, so wie dieses Paar
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Nicht alle Senioren sind online, so wie dieses Paar

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Umfrage klärt: Leben ohne Internet – geht's noch?

Für Menschen ohne Internet gibt es einen eigenen Begriff: Offliner. Jeder 20. Bundesbürger ist noch Offliner. Aktuell klärt eine Umfrage: "Leben ohne Internet – geht's noch?" Für die Antworten interessieren sich auch die bayerischen Seniorenbüros.

Für die meisten ist ein Leben ohne Internet längst unvorstellbar. Fast alles geht online einfacher: Anmeldungen für die Kita. Konzertkarten. Die Suche nach dem richtigen Arzt oder dem angesagten Restaurant. Die schnelle Überweisung. Der aktuelle Blick auf verspätete Zugverbindungen. Corona-Tests. Vieles lässt sich nur noch online klären. Wie also lebt es sich ohne Internet? Antworten auf diese Frage sammelt noch bis zum 15. Juli die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V. BAGSO.

Die meisten Offliner sind über 65 Jahre alt

Ziel der Umfrage ist es, möglichst viele Offline-Erfahrungen zu sammeln und nach Lösungsansätzen zu suchen. Vor allem für Senioren. Denn wie das Statistische Bundesamt belegt, sind die meisten Offliner in Deutschland längst im Rentenalter und älter als 65 Jahre. In dieser Altersgruppe sind rund 21 Prozent nie im Internet unterwegs. Bundesweit zählen rund 6 Prozent der Menschen im Alter zwischen 16 und 74 Jahren zu den Offlinern. Die Faustregel lautet: Je jünger desto besser vernetzt! Unter den 55- bis 64-Jährigen gibt es acht Prozent Offliner. Dagegen finden sich bei Menschen, die jünger als 55 Jahre sind, nur knapp drei Prozent ohne Internet.

Hilfe bei dem Weg ins Netz

Im Seniorenbüro Pfaffenhofen erlebt Heidi Andre ständig, dass Menschen ohne Internet schlechter zurechtkommen und Hilfe benötigen. Jede Woche kommen mehrere Offline-Senioren zu der Leiterin des Seniorenbüros und ihren Mitarbeitenden. Sie benötigen Unterstützung beim Onlinebanking, weil ihre Bank am Wohnort keine Filiale mehr unterhält. Oder sie bitten um eine erweiterte Google-Suche nach Therapeuten oder Ärzten, weil sich im Telefonbuch zu wenige Einträge finden. Viele wollen selbst noch das Internet für sich entdecken. Für sie bietet das Seniorenbüro Pfaffenhofen viele verschiedene Kurse und Vorträge an sowie jeden Dienstagvormittag offene Fragestunden.

Viele Seniorenbüros noch nicht ausreichend ausgestattet

Das Seniorenbüro in Pfaffenhofen kann die Offliner gut unterstützen, denn das Büro ist finanziell und personell gut aufgestellt: Neben der Leiterin Heidi Andre gibt es noch eine weitere hauptamtliche Halbtagskraft und zudem rund 100 ehrenamtliche Mitarbeiter. Eine gute Situation für die rund 7.000 Senioren in der Kreisstadt. In vielen vergleichbaren Kommunen fällt das Angebot für Ältere deutlich geringer aus. Das betont Heidi Andre, die auch Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Seniorenbüros in Bayern ist. Derzeit gibt es im Freistaat rund 45 Seniorenbüros. Manche sind städtische Einrichtungen wie in Pfaffenhofen, andere haben unterschiedliche Träger, etwa die Caritas oder das Rote Kreuz. Nach Auffassung von Heidi Andre gibt es auf jeden Fall noch deutlich zu wenig Seniorenbüros und damit auch zu wenig Hilfe für ältere Offliner.

"Nach wie vor fehlen in Bayern Seniorenbüros, die älteren Menschen helfen, aktiv zu bleiben. Es müsste eine kommunale Pflichtaufgabe sein, sich um Menschen ohne Internet zu kümmern!" Heidi Andre, Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Seniorenbüros in Bayern"

Seniorengemeinschaft per Videokonferenz

Die Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Seniorenbüros ist Mitglied bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V. BAGSO und unterstützt deshalb die aktuelle Umfrage "Leben ohne Internet – geht's noch?". Von der Auswertung der Antworten erhofft sich auch Heidi Andre weitere Lösungsansätze für ihre Senioren in Pfaffenhofen. Aus der Praxis weiß sie, dass das Internet menschliche Nähe möglich macht. Während der Pandemie hat das Seniorenbüro wöchentliche Online-Konferenz angeboten. "Über 40 Leute haben daran teilgenommen. Mit dabei war auch ein 94jähriger Mann, der mit viel Unterstützung es geschafft hat, sich die richtigen Programme dafür zu installieren. Der hat es genossen, mit den anderen zu reden und zu singen. Im Fasching saßen wir dann alle maskiert vor den Kameras", erzählt Heidi Andre.

An der Umfrage kann jeder bis zum 15. Juli teilnehmen. Entweder digital per Mail an umfrage@bagso.de, aber auch analog. Den Fragebogen kann man telefonisch bestellen bei der BAGSO unter 0228 / 24 99 93 55. In Pfaffenhofen an der Ilm können Interessierte jeden Alters aber auch einfach ins Seniorenbüro gehen. Es liegt mitten in der Stadt im Bürgerzentrum Hofberg 7.

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