Mitglieder der Höchstädter Kolpingfamilie im Spendensammellager im Pfarrheim.
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Mitglieder der Höchstädter Kolpingfamilie im Spendensammellager im Pfarrheim.

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Für die Ukraine spenden: Was wirklich gebraucht wird

So viele Spendenaktionen wie zu Beginn des Ukraine-Krieges gibt es längst nicht mehr. Hilfe wird jedoch weiterhin dringend benötigt. Wo also kann man noch spenden, und was wird wirklich gebraucht? Die Kolpingsfamilie Höchstädt hat Antworten.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Jakob Kehrle hält einen gedruckten Flyer in der Hand, dazu einen Zettel mit handschriftlichen Notizen. Wöchentlich wird die Liste mit benötigten Hilfsgütern für die Ukraine aktualisiert, dann gibt er die Informationen an seine Helfer und Helferinnen von der Höchstädter Kolpingsfamilie weiter: "Ganz wichtig: Powerbanks. Auch Verbandsmaterial wird weiterhin gebraucht und Wasserreinigungstabletten. Und: Feste Schuhe, Größe 40 bis 46."

Wöchentliche Nachfrage: Was wird gebraucht?

Ganz konkrete Anweisungen hat er – quasi aus erster Hand: Über das ungarische Kolpingwerk gehen die Kontakte bis in die Ukraine, wöchentlich wird nachgefragt, was aktuell am dringendsten benötigt wird. "Wir haben von Anfang an nur gesammelt, was wirklich gebraucht wird", sagt Kehrle. Wenn Sachen gebracht würden, die nicht auf der Liste stünden, werfe man die natürlich nicht weg, sagt der Vorstand der Höchstädter Kolpingsfamilie Karlheinz Hitzler. Aber, man lagere sie ein und bringe sie nicht in die Ukraine. Man müsse den Platz in den Transportern schließlich sinnvoll nutzen.

Kolping veröffentlicht regelmäßig aktuelle Bedarfsliste

Die Informationen, was aktuell benötigt wird, sind auch auf der Homepage der Kolpingsfamilie Höchstädt und Augsburg zu finden. Haltbare Lebensmittel, wie Konserven etwa. Die sollten allerdings ohne Dosenöffner zu öffnen sein. Thermokleidung werde nicht mehr benötigt. Dafür aber weiterhin Bettzeug und Handtücher.

Mit auf der Liste stehen etwa auch Notstromaggregate: Dafür würden Firmen angefragt, sagt Kehrle. Außerdem sammle man Spendengelder, von denen die Dinge, die nicht gebracht würden, zugekauft werden könnten. Wer Waren vorbeibringen will, kann diese in Höchstädt immer samstags von 9 bis 12 Uhr am Pfarramt abgeben.

"Da hab ich einfach das Bedürfnis, unbedingt zu helfen"

Die Liste dessen, was aktuell benötigt wird, hat sich auch Angelika Kärcher angeschaut und ist kurzerhand einkaufen gegangen. Jetzt steht sie mit ihrem Auto am Pfarrhof – der Kofferraum ist voll: Babynahrung, Windeln, Konserven, Studentenfutter. "Was Energie bringt und schnell zu essen ist, so auf die Hand", sagt sie. "Wenn man das so hört, diese Einzelschicksale, das ist für mich sehr berührend, wenn man sich das vorstellt, wie man mit seinen Kindern auf der Flucht ist und nichts mehr hat", sagt sie und packt eine Packung Windeln nach der anderen in eine Kiste, "das ist einfach etwas, wo ich das Bedürfnis habe, unbedingt zu helfen."

Von Höchstädt ins Zentrallager nach Gersthofen

Hier bei der Höchstädter Kolpingsfamilie kommen die Spenden der umliegenden Kolpingsfamilien, also auch aus Wertingen, Lauingen und Gundelfingen, zusammen. Alles wird sortiert und in Kisten verpackt. Die stapeln sich bereits im Lager und sollen heute noch weiter. Bezirksvorstand Gebhard Hummel beschreibt den weiteren Weg: "Wir liefern nach Augsburg, nach Gersthofen. Die packen einen 38-Tonner voll und bringen das nach Ungarn, zum dortigen Kolpingwerk. Von da gehen die Waren weiter nach Rumänien. Die Rumänen haben noch bessere Kontakte in die Ukraine, dann kommt das genau dahin, wo es wirklich gebraucht wird."

Spendengelder für Waren, Transport, Benzin und Fahrer

Inzwischen haben die Helfer alle Kisten in den großen Kofferraum von Karlheinz Hitzlers Auto gepackt, er wird das jetzt alles nach Gersthofen fahren. Die dortige Kolpingfamilie hat eine Halle kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen. Überhaupt, betont Hitzler: der Transport, Benzin, die Fahrer: Das alles würde nicht mit Spendengeldern finanziert, die Spenden kämen also 1:1 in der Ukraine an.

  • Zum Artikel: "Spenden: So erkennt man seriöse Organisationen"

In Gersthofen ist der dritte LKW vollgepackt

In Gersthofen wird der Transport aus Höchstädt schon erwartet. Mitglieder der dortigen Kolpingsfamilie schauen die Sachen dann alle noch mal durch, beschriften die Kisten, in vier Sprachen: Deutsch, Ungarisch, Rumänisch und Ukrainisch. In der Ukraine müsse das alles auch durch den Zoll, man müsse alles ganz genau beschriften, sagt Thorsten Schröder. Das laufe allerdings inzwischen recht gut, man habe ja schon ein bisschen Erfahrung gesammelt.

Zentrales Spendenlager in Gersthofen

Aus ganz Süddeutschland kommen hier in Gersthofen die von Kolping gesammelten Spenden zusammen. Gersthofen liegt günstig, direkt an der A8. Auch zahlreiche Verbandskästen habe man gesammelt, in einer Aktion in Zusammenarbeit mit Bayern 3 und dem ADAC. Das sei super gelaufen, sagen die Gersthofer Kolpianer. Wichtig sei, dass die Utensilien in den Verbandskästen noch steril verpackt sind. Dann mache es auch nichts, wenn das Ablaufdatum der Verbandskästen bereits überschritten sei.

In ganz Süddeutschland vernetzt

Die Idee, die weitreichenden Kolpingkontakte zu nutzen, um so eine sinnvolle, gezielte Spendenaktion auf die Beine zu stellen, hatte Heinz Schaaf von der Gersthofer Kolpingsfamilie: Inzwischen hätten 27 Kolpingsfamilien mitgemacht. "Es ist ganz toll, wie die einzelnen Organisationen von Kolping ineinander gegriffen haben, die Zusammenarbeit ist klasse. Das ist eine tolle Geschichte für uns alle". Bald wird der dritte Lkw starten, vielleicht wird auch noch ein vierter voll: Die Sammelaktion geht noch bis Ende August.

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