Die ehemalige Villa de Osa ist ein herrschaftlich anmutendes Anwesen. Doch in den Fünfzigerjahren ereignete sich hier ein Dreifachmord.
Bildrechte: BR/Alisa Schröter

Die ehemalige Villa de Osa ist ein herrschaftlich anmutendes Anwesen. Doch in den Fünfzigerjahren ereignete sich hier ein Dreifachmord.

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True Crime aus Oberbayern: Mord in der Villa de Osa

In Oberbayern haben sich schon so manche Kriminalfälle abgespielt, die als Vorlage für den nächsten Tatort dienen könnten. Ein besonderer Ort ist die Villa de Osa am Starnberger See. In den Fünfzigerjahren wurden hier drei Menschen ermordet.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Eine strahlend weiße Fassade, zwei opulente Flügel, die den Rundbau in der Mitte einrahmen, mit großen Fenstern zum See und einem kaum zu überblickenden Grundstück: Die ehemalige Schön-Klinik – oder Villa de Osa, wie sie vor vielen Jahren mal hieß – thront herrschaftlich über dem Starnberger See. Doch die schicke Fassade beherbergt eine dunkle Vergangenheit.

Villa de Osa: Ein Ort des Schauers

Fritz Fenzl bekam die Gruselgeschichte über die Villa de Osa schon als kleines Kind von seinem Vater erzählt. Immer wieder spaziert der Schriftsteller seitdem am Ufer des Starnberger Sees entlang, bis er vor der Villa im Starnberger Ortsteil Kempfenhausen steht. Denn sagenumwobene und oftmals auch gruselige Orte wie diesen ziehen Fenzl an: "Alles was mystisch und unerklärlich ist, hat mich schon immer interessiert", sagt er.

Verhängnisvolle Affäre zwischen Hausmeister und Tochter

Und dann – mit Blick auf die hinter Thujen-Hecken versteckte Villa – erzählt Fenzl von dem Kriminalfall, der sich in den Fünfzigerjahren in dem Haus abgespielt hat. Das prachtvolle Anwesen wurde nach dem Vorbild des Schloss Solitüde in Stuttgart gebaut – und zwar für die Frau eines kolumbianischen Konsuls. Doch was eigentlich ein luxuriöses Leben unter den Schönen und Reichen werden sollte, endete in der Nacht vom 10. auf den 11. September 1951 in einer tödlichen Tragödie. Hausmeister und Tochter sollen nämlich ein Verhältnis miteinander gehabt haben. Als die Hausherrin und Stiefmutter der Tochter davon erfährt, ist sie entrüstet – und stellt den Angestellten zur Rede. Aus Rache soll der daraufhin die ganze Familie im Salon des Hauses mit einem Beil erschlagen haben. Später brachte er sich dann selbst in einem nahegelegenen Wald um.

Villa de Osa nach dem Mord: Erst Argirov Klinik, dann Schön-Klinik

Seit dem Mordfall hatte die Villa de Osa ganz verschiedene Eigentümer und Zwecke: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie von amerikanischen Soldaten besetzt, später praktizierte Valentin Argirov, der Leibarzt des damaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, in der Villa. Und schließlich zog die Schön-Klinik in das prächtige Anwesen ein. Heute liegt das Anwesen in privaten Händen. Hier sollen nun wohl hochpreisige Wohnungen entstehen.

Schriftsteller Fenzl: Villa de Osa wohnt bis heute eine Mystik inne

Und dennoch: Für Fritz Fenzl hat die Villa bis heute nichts von ihrer Mystik nicht verloren: "Die Geschichte der Villa ist ja fast wie ein Kitsch-Drehbuch für den Tatort", sagt Fenzl, während er das großzügige Grundstück umrundet. Eine reiche Familie, eine schöne Tochter, eine zu damaliger Zeit nicht-standesgemäße Liebe, und ein Dreifachmord – Grund genug für den Autor, den Kriminalfall in sein Buch über Schauergeschichten in Oberbayern aufzunehmen.

Schauergeschichten aus Oberbayern

Als Schriftsteller hat er schon diverse Bücher über mystische Orte in Oberbayern geschrieben. Sein Werk über besonders schaurige Orte wurde nun in einer neuen Auflage veröffentlicht.

85 kurze Anekdoten enthält die neue Auflage von Fenzls Buch: Es erzählt von prominenten Fällen wie dem Mooshammer-Mord oder von unauffälligen Orten mit besonderer Bedeutung, wie beispielsweise dem Drückebergergasserl am Münchner Odeonsplatz. Und natürlich erzählt es von dem wohl größten Mythos, der bis heute nicht aufgeklärt werden konnte – von dem Tod Ludwigs II. Die Geschichten sollen vor allem als Ideen für Ausflüge in der Region dienen, sagt Fenzl. Denn seit sich das True-Crime-Genre derart großer Beliebtheit erfreut, sei "der angenehme Grusel eine beliebte Spielart" für Ausflugstipps, so der Autor.

Wahre True Crime Fans werden sich kaum gruseln

Allerdings: Für wahre True Crime Fans dürften die Schauergeschichten in Fenzls Buch nichts sein. Der Schriftsteller selbst hält nämlich nur wenig von detailreichen Erzählungen über blutige Ereignisse. Er plädiert eher für gut verdauliche Krimi-Geschichten: "Ich sag immer: Geisterbahn-Schauerromantik."

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