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Der Forggensee in der Nähe von Füssen ohne Wasser kurz vor dem Beginn der Damm-Sanierung

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Tourismus leidet: Die Damm-Sanierung am Forggensee hat begonnen

Auch wenn die Damm-Sanierung nicht gut ist für den Tourismus rund um den Forggensee, es gibt keine Alternative. Der Damm muss dringend abgedichtet werden. Der Stausee in der Nähe von Füssen wird wohl bis weit in den Sommer hinein ohne Wasser sein.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Wenn sich der Bohrer in die Erde wühlt, vibriert oben auf dem Damm der ganze Boden. Carsten Gollum vom Projekt-Betreiber Uniper steht gleich neben dem Bohrloch, schaut zu, wie es immer tiefer wird. 

"Die Bohrungen sind ungefähr 70 bis 80 Meter, die ersten 40 Meter sind noch Damm, aufgeschüttetes Dammmaterial, da drunter ist dann der natürliche Fels und der ist für uns natürlich besonders interessant." Carsten Gollum, Leiter der Uniper Kraftwerksgruppe Lech

Der Damm am Forggensee ist längst wasserdurchlässig

Insgesamt 21 solche Bohrlöcher entstehen. Man will wissen, wie es im Inneren des Dammes aussieht. Denn mehr als 60 Jahre lang ist Wasser eingedrungen, hat dem Staudamm zugesetzt.

"Man kann sich das vorstellen wie eine Pflastersteinfläche: Es gibt Pflastersteine und dazwischen Fugen, die verfüllt sind mit Stein und Kies und der Regen wäscht über die Zeit diesen Sand und diesen Kies aus und dadurch entsteht eine gewisse Durchlässigkeit und so ähnlich ist es hier in diesem Dammkörper auch: Hier sind sogenannte Klüfte entstanden - im Felsuntergrund als auch im Dichtungskern." Carsten Gollum, Leiter der Uniper Kraftwerksgruppe Lech

Tief in den Damm wird eine Betonwand gesetzt

Diese Klüfte müssen jetzt abgedichtet werden, zuerst werden sie mit Zement aufgefüllt. Dann wird eine zusätzliche Betonwand tief ins Innere des Dammes eingesetzt – sie soll ihn auf der gesamten Länge von 320 Metern verstärken. Rund 20 Millionen Euro kostet die gesamte Sanierung. Aufschieben lässt sie sich laut Carsten Gollum nicht mehr.

"Aktuell geht keine Gefahr aus, ein Wiederaufstau ist ohne Maßnahmen im Jahr 2018 aber nicht möglich." Carsten Gollum, Leiter der Uniper Kraftwerksgruppe Lech

Und genau das macht den Anwohnern rund um den See Sorgen. Momentan gleicht der See mehr einem Krater. Komplett leer, der Seeboden braun und voller Furchen.

Der Tourismus und der ausgetrocknete Forggensee

Heuer wird der Forggensee nicht wie üblich zum 1. Juni volllaufen können. Für Füssens Tourismus-Chef Stefan Fredlmeier keine gute Nachricht.

"Generell ist es natürlich so, dass ein voller Forggensee für uns touristisch wichtig ist, weil auch viele touristische Gewerke dranhängen, und genau dort, also überall dort, wo ein voller Forggensee quasi der Reiseanlass ist, wird ein wirtschaftlicher Schaden entstehen." Stefan Fredlmeier, Tourismus-Chef Füssen

Das merkt jetzt schon die Schifffahrt. Mehrere Hochzeitsfahrten im Juni mussten bereits abgesagt werden. Und auch die Campingplätze leiden, solange der See kein Wasser hat. Auch am Festspielhaus schaut man mit Sorge auf die karge Kulisse, die der See momentan bietet. Hier müssen zwar keine Veranstaltungen abgesagt werden, aber im Sommer eine Seebühne, die schlimmstenfalls im Trockenen steht? Das will auch Festspielhaus-Leiterin Birgit Karle nicht.

"Wir spüren das auch ganz klar, wenn der See voll ist mit Wasser, dann haben wir viele Besucher und wenn der See leer ist, dann haben wir natürlich entsprechend weniger und wir bekommen auch die Rückmeldung, schade, dass diese Mondlandschaft, die nun gar nicht schön ausschaut, das Bild hier prägt." Birgit Karle, Geschäftsführerin des Festspielhauses Füssen

Es gibt keine Alternative zur Dammsanierung

Alle wissen: Es gibt keine Alternative, die Sicherheit geht vor. Wohl Ende Mai, wird der Betreiber sagen können, ob und wann der Forggensee tatsächlich wieder volllaufen darf. Nicht nur Birgit Karle drückt die Daumen.

"Jeder Tag ohne Wasser schmerzt natürlich – und wir hoffen, dass es so schnell wie möglich wieder einen gefüllten See gibt." Birgit Karle, Geschäftsführerin des Festspielhauses Füssen